Psychosophie

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In der Begegnung mit anderen Menschen können wir uns selbst und andere besser verstehen lernen. Wenn wir miteinander sprechen, begegnen sich subjektive Welten. Vielleicht entstehen daraus Einsichten, die für das je eigene Leben von Bedeutung sind.

Montag, 30. November 2009

Gefährlich... Männer reagieren anders als Frauen

Die Frage, ob es ein 'männliches' und ein 'weibliches' Gehirn gibt, ist ein weites Feld. Wie sieht das eigentlich mit Ängsten aus - reagieren Männer da anders als Frauen, ist Angst ein eher weibliches Phänomen?

Dieser Frage ging Dr. Urbanik mit seinen Kollegen an der Uni Krakau in Polen nach. 40 Versuchspersonen, davon 21 Männer und 19 Frauen, im Alter zwischen 18 und 36 Jahren, wurden mit dem Verfahren der Magnetresonanztomographie untersucht. Die Versuchspersonen bekamen Bilder zu sehen - im ersten Durchgang nur 'negative', im zweiten nur 'positive'. Die Bildersammlung diente dazu, bestimmte Gefühle auszulösen. Die Frage war dann, wie das Gehirn auf die Bilder reagiert.
Männer und Frauen reagieren unterschiedlich - die Hirnregionen, die jeweils aktiviert werden, legen bestimmte Schlussfolgerungen nahe. Frauen reagieren auf negative Reize stärker emotional, Männer konzentrieren sich stärker auf die Sinnesreize und reagieren stärker handlungsorientiert. Bei Männern wurde das autonome Nervensystem stärker aktiviert - die Beschleunigung des Herzschlages und das System "Angreifen oder Flüchten" wird schneller ausgelöst. Aus der Beobachtung, dass bei Männern durch die Betrachtung negativer Bilder stärker das autonome Nervensystem aktiviert wird, leiten die Forscher eine stärkere Tendenz ab, in gefährlichen Situationen aktiv zu werden. Frauen stellen positive Bilder stärker in einen sozialen Zusammenhang rufen Erinnerungen ab - während Männer sich eher auf das konzentrieren, was sie tatsächlich wahrnehmen.

Soweit also die Zusammenfassung der Ergebnisse. Beobachten und Messen lässt sich, welche Hirnregionen aktiviert werden - im Labor. Wie es in der Realität aussieht und ob die Tendenzen zu Recht verallgemeinert werden können, das ist eine andere Frage.
Epidemiologische Studien zeigen tatsächlich ein stärkeres Auftreten von Angststörungen bei Frauen - Angst und Panikattacken treten doppelt so häufig auf. Die Erklärung, dass das weibliche Hirn eben 'anders tickt', hilft allein aber auch nicht viel weiter... aus der Interpretation 'stärker innenorientiert' ergibt sich aber auch ein Ansatz - die Möglichkeit nämlich, die Aufmerksamkeit gezielt nach aussen zu lenken und handlungsorientierte Strategien zu entwickeln. Das Muster "Flüchten oder Angreifen" ist als 'Patentrezept' genauso problematisch - das Innehalten und Nachdenken kann in der Realität genauso ein sinnvolles Korrektiv darstellen. Hilfreich kann es sein, sich bewusst zu machen, dass automatische Reaktionen auf der physiologischen Ebene gewissermassen 'vorprogrammiert' sind. Einmal tief durchatmen und sich entspannen zu können - das ist ein wertvoller Schritt. Entspannungsverfahren, die mit körperlichen Aktivitäten verbunden sind, sind dabei besonders interessant.

Quelle:


s. auch: Angst und Panik

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Sonntag, 29. November 2009

Stickorgpage: die Website für den USB-Stick

Wer viel im Internet surft und sich nicht alles merken kann oder will, kann ja Favoriten speichern... eine feine Sache. Im Prinzip.Mit den Favoriten, die sich so nach und nach sammeln, geht aber schnell der Überblick verloren. Hier und da war etwas Interessantes, aber wo war das noch gleich...? Ohne meine Bookmarksammlung würde ich so manches nicht so schnell wieder finden. Und da es für delicious eine praktische Browsererweiterung für den Internet Explorer gibt, bleibe ich also beim IE - trotz mancher Probleme, die bei manchen Updates zunächst auftraten. Andere Browser haben aber auch ihre Vorteile - Podcasts etwa lassen sich im Mozilla Firefox mit dem entsprechenden Plugin unmittelbar anklicken. Der neue Opera bietet mit dem letzten Update nun aber auch seine Vorteile...
Jeder Browser hat so seine Vorzüge, und so wurde ich also zum Multibrowser-User.
Nur - die Favoriten von einem Browser zum anderen zu transportieren, das macht erstmal Arbeit. Und jetzt kommt noch ein weiteres Problem dazu - wenn man auf verschiedenen Rechnern arbeitet, stellt sich die Frage, wie sich denn nun die Bookmarks transportieren lassen. Geht ja... exportieren und anderswo importieren. Nur... dann sind private Bookmarks eben auch 'anderswo' gespeichert, was im Einzelfall unerwünscht sein kann. Also wieder löschen? Auf einem Blog kann man ja so einiges als Link einbauen, aber manches soll da vielleicht nicht erscheinen. Wie auch immer... Solche Überlegungen haben zu einer neuen Idee geführt, die mit der Bezeichnung 'Stickorgpage' einen vorläufigen Namen gefunden hat. Der Trick dabei - es ist eine kleine Website, eine Minihomepage sozusagen, die sich auf einem Stick speichern lässt. Und nicht im Internet gespeichert sein muss. Welcher PC, welcher Browser... spielt keine Rolle. Ob das sinnvoll ist und für wen, darüber lässt sich nachdenken. Einen Versuch war es mir auf jeden Fall wert. Die Datei "Bookmarks", die exemplarisch zeigt, wie so etwas aussehen kann, lässt sich hier (kostenlos) herunterladen. Sie ist 10 KB groß, im HTM-Format gestaltet und nicht schreibgeschützt.
Die Navigation wurde mit Textmarken realisiert. Der Versuch, die Datei direkt zu öffnen, zeigt sie nur unvollständig an - nach dem Klick auf "Download" muss sie zuerst auf der Festplatte oder auf einem Stick gespeichert werden. Ohne sich zu verändern zeigt sie doch immer wieder etwas anderes an...

Ergänzung: das erste Update ist schon da...
Discover Simple, Private Sharing at Drop.io
Save File: boomarks.htm
 




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Samstag, 28. November 2009

Nightwish: Wish I Had An Angel

So richtig nachvollziehbar ist mir der Text ja nicht, 'hermeneutisch unerschlossen' sozusagen. Wenn es ganz langsam auf Weihnachten zugeht, mag sich der eine oder die andere vielleicht wirklich einen Engel wünschen. Aber was Tarja da so singt: "beauty always comes with dark thoughts" - Schönheit kommt immer mit dunklen Gedanken... das ist schon etwas Philosophisches, das einer Deutung zu bedürfen scheint.



Freitag, 27. November 2009

Gären und Brodeln


wenn die vielen gedanken
nur schon alle fertig wären!
leider brauchen sie zeit
zum brodeln und zum gären

wenn die vielen gedanken
nicht nur temporär
sondern ewig wären
wär das leben schwer

denn erst das vorentwerfen
erstmal so ins blaue
hilft den verstand zu schärfen
überdacht - das ist das schlaue

eiligkeit und druck
reduziert ruckzuck
fertig ist das hingedachte
schnell und eben so gemachte

doch wenn wir dem beachtung schenken
das denken etwas tiefer lenken
ist die freude bald entwichen
ob der fehler, die sich eingeschlichen

das bessere gedeiht
erst vom druck befreit

zum denken
braucht man eben
zeit


Mittwoch, 25. November 2009

Umgang mit Gefühlen: Skizze

Gefühle sind. Sie bedeuten: Energie. Gefühle entstehen nicht im Herzen, sondern im Kopf - sie sind das Ergebnis von Beurteilungen und Bewertungen, Bildern und Gedanken. Gefühle neigen dazu, sich in irgendeiner Form ausdrücken zu wollen. Aber das 'geht' oft nicht... aus unterschiedlichen Gründen. Was also machen wir damit? Wegschieben und unterdrücken? Sie annehmen, bearbeiten, ausklingen lassen oder...verwandeln? Das Fühlen lernen ist auch: an Gefühlen und aus Gefühlen lernen. Sie zeigen etwas, machen auf etwas aufmerksam - oft schneller als es unsere Gedanken zu leisten vermögen.
Wenn irgend jemand sagt "ich habe das Gefühl, dass..." - kommt meist ein Gedanke. Diesen Fehler, zwischen Gefühlen und Gedanken nicht sauber zu trennen, machen leider sehr viele Leute... Eine Aussage wie "ich habe das Gefühl, dass etwas schwierig werden könnte" ist genau betrachtet sehr ungenau. Der Gedanke "da könnte etwas schwierig werden" ist verbunden mit einem Gefühl von Unsicherheit, vielleicht Angst. Das Denken, wenn es denn dazu führt, sich vorzubereiten, also konstruktiv wird, verändert auch das Fühlen - und darum geht es in der folgenden Skizze.
Eine Skizze ist eine Skizze... ob und wie das Vorgezeichnete mit Bildern ausgefüllt, in Denkergebnisse, erlebte Veränderungen und vielleicht Handlungen umgesetzt wird oder werden kann, bleibt jedem und jeder selbst überlassen. Die Skizze bezieht sich auf unangenehme Gefühle - die angenehmen lassen sich auch so genießen...

Verwandle Angst in Fürsorge und Vorsorge....
Verwandle Ärger in sinnerfülltes Engagement....
Verwandle Schuldgefühle in Verantwortungsbewusstsein...
Verwandle Enttäuschung in realistische Wünsche....
Verwandle Unsicherheit in Souveränität....
Verwandle Belastungen in kreative Lösungen....
Verwandle Unklarheit und Verwirrung in klare Ziele....
Verwandle Zweifel in vernünftige Achtsamkeit…
Verwandle Trauer in heitere Gelassenheit…
Verwandle Misstrauen in kritische Achtsamkeit…
Verwandle emotionales Leiden in schöpferisches Handeln....


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Montag, 23. November 2009

Progressive Muskelentspannung: Einführung

Die Progressive Muskelentspannung gehört neben dem Autogenen Training zu den bekanntesten Entspannungsverfahren. Die volle Variante dauert etwa 45 Minuten und wird im Liegen praktiziert. Das Grundprinzip dabei ist die Entdeckung, dass Muskeln, die vorher angespannt wurden, beim Lockerlassen tiefer entspannt werden. Und so geht die klassische Variante eben nach und nach den ganzen Körper durch...

Am besten lässt sich die Progressive Muskelentspannung in einem Kurs erlernen, es braucht schon etwas Übung, bis man sich daran gewöhnt hat. Im Vergleich zum Autogenen Training wird aber schneller ein Entspannungseffekt spürbar. Ein Problem dabei ist die Dauer der Anspannungsphasen - wenn sie in einer Anleitung zu lange ist, können Schmerzen entstehen. Und das soll ja nun nicht sein. In der Variante von Birgit Kaltenthaler wird deshalb die Dauer offen gelassen - beschrieben wird eben die Reihenfolge der Übungen. Für das gesamte Programm sind beide Teile nötig.

Erster Teil



Zweiter Teil



Weitere Entspannungsübungen von Birgit Kaltenthaler

Palmieren: Entspannung für die Augen
Entspannung für den Rücken
Phantasiereise
Wake-up: Entspannung am Morgen


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Samstag, 21. November 2009

Maurice Béjart, Maurice Ravel: Bolero - Musik und Ballett


Gehört irgendwie zur Allgemeinbildung: Bolero von Maurice Ravel, hier in einer Fassung mit Ballett. Das Schwierige und Interessante dabei ist der sich beständig wiederholende Rhythmus. Nicht gerade leicht für Schlagzeuger, aber auch eine spannende Übung zum Nachklopfen. Schließlich gehört zum guten Ton auch ein bisschen Taktgefühl.


Erster Teil



Zweiter Teil




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Leseverstehen und Schreibdenken 1.0

Lesen und Verstehen, Denken und Schreiben, Leseverstehen und Schreib- denken... Anstoss war eine Bemerkung, die im Prinzip nicht neu ist. Da liest jemand ein Fachbuch und findet es schwierig, anstrengend. Das kam mir irgendwie bekannt vor. Auch eine Aussage wie "manche Texte muss man dreimal lesen, bis man sie versteht" dürfte dem einen oder der anderen schon einmal über die Lippen gewandert sein. Es ist vielleicht eine persönliche Geschichte, dass ein Text an Wert gewinnen kann, wenn er beim dritten, vierten und fünften Mal immer noch Neues zu sagen scheint. Sagen? Da liest jemand einen Text und sagt "das hat mich angesprochen". Angesprochen?
Menschen schreiben uns an (können aber sprechen), Texte sprechen uns an (obwohl sie weder sprechen noch hören können, falls wir denn zu antworten gedenken). Sprache kann verwirrend sein. Und das ist vielleicht ein Grund, warum manche Texte schwer zu verstehen sind. Aber - im Unterschied zum Hören: Texte haben einen entscheidenden Vorteil. Sie laufen nicht weg. Nun, manche tun es doch, Laufschriften nämlich. Die geschriebenen Texte in Zeitungen, Zeitschriften und Büchern, in E-Books, Blogs und Websites, die laufen nicht davon. Es sei denn sie werden dazu 'animiert' (bedeutet das 'beseelt'?) und gleiten von oben nach unten im PDF-Reader vorbei. Oder werden 'gescrollt'. Beim Lesen von Büchern muss man umblättern - ein Nachteil, den sprechende Menschen nicht haben, die 'blättern' gewissermassen von selbst um. Und hören manchmal gar nicht mehr auf damit... denn (wieder so eine Alltagsformulierung): "manche sprechen ohne Punkt und Komma".
Nochmal bitte... ohne Punkt und Komma? Wie bitte spricht man einen 'Punkt' und wie ein 'Komma'? Können wir nicht? Können wir wohl...! Steigende und fallende Kadenzen. Die Stimme bewegt sich in der Melodieführung nach unten, wenn eine Aussage 'abgeschlossen' ist, eine Frage dagegen, Aufzählungen oder der Beginn eines 'Einschubes' wird durch eine steigende Melodie signalisiert. Zwingend ist das aber nicht - Variationen sind möglich, Punkt und Komma haben keine eindeutige Entsprechung im geprochenen 'Satz'. Also: wir sprechen weder Punkt noch Komma, Gliederungen erfolgen im Sprechen auf andere Weise. Durch Pausen. Durch eine Veränderung in der Melodieführung. Hörverstehen und Leseverstehen sind also nicht genau dasselbe, genauso wenig wie Sprechdenken und Schreibdenken.
Gespräche bieten im direkten Kontakt die Möglichkeit, unmittelbar zu antworten - 'zur Not' wird jemand eben auch unterbrochen. Wenn das geht. Wenn es erlaubt ist. Wenn es geduldet wird. Beim Lesen dagegen sind direkte Rückfragen nicht möglich. Es sei denn, es geht um ein 'Miteinander schreiben' in einem Chat. Bei 'Kommentardialogen' auf Blogs dauert es meist etwas länger. Aber zurück zum Leseverstehen...
Manche Texte sind schwierig. Warum eigentlich? Werden Texte nicht geschrieben, um gelesen und auch um verstanden zu werden? Könnte man meinen...
Texte kann man auch schreiben, um selbst nachlesen zu können, was da nun steht. Als Version "1.0" können sie ein Entwurf sein, ein Anfang, eine Skizze. Schreibend Gedanken zu Papier oder 'zu Blog' zu bringen... das ist auch ein Prozess des Nachdenkens. Vielleicht eine Anregung zum Selberdenken und Selberschreiben. Eine Anregung, darüber nachzudenken, warum manche Texte so schwer zu lesen sind. Vielleicht auch - wie sich Texte schreiben lassen, die man wirklich verstehen kann.

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Freitag, 20. November 2009

Infos zum Google Chrome OS

Das geplante neue Betriebssystem Google Chrome OS sorgte bereits für Wirbel. Es ist eben Konkurrenz für Microsoft. Kein Wunder also. Aber es ist auch nichts Neues, dass das Betriebssystem Windows eben auch seine Nachteile hat. Erstmal braucht man Programme, um etwas damit anfangen zu können. Dann kommen die Updates, Unverträglichkeiten, Probleme, neue Updates, Programme, die sich nicht untereinander vertragen, Wartungsbedarf, Viren, Malware und jede Menge Probleme. Es wird immer komplizierter... Es gibt neue Details zum geplanten Betriebssystem. Leider auf Englisch, deshalb will ich hier etwas nachhelfen.
Und - erstmal die Quellen angeben. Zum einen verdanke ich Jürgen alias Balrog einen Hinweis und bin dem Link zum Google Blog nachgegangen...
Also, ganz langsam zum Mitschreiben... oder Mitdenken...:
Google Chrome OS ist ein Open Source Projekt. Das heisst, jeder darf mitprogrammieren. Das Ding ist also noch nicht fertig und es gibt bereits seit September 2009 Warnungen über angebliche Downloadmöglichkeiten, die zum Teil recht gut getarnete Fakes sind.
Offiziell soll es aber erst in der zweiten Hälfte des Jahres 2010 fertig sein. Alles ist also erstmal vorläufig. Das Betriebssystem wird frei verfügbar sein und basiert auf dem Browser Google Chrome - den gibt es ja bereits...
Nochmal langsam... ein Betriebssystem, das auf einem Browser basiert? Normalerweise wird doch zuerst das Betriebssystem gestartet und der Browser ist dann ein Programm, mit dem man im Internet surfen kann. Eben - normalerweise schon, mit Google Chrome OS wird das aber anders sein. Keine Programme mehr installieren. Alles geht über den Browser, die Programme sind allesamt im Internet gespeichert. Keine Programme heisst auch keine Updates... klingt doch erstmal gut. Vorausgesetzt natürlich, die Programme im Internet funktionieren...
Im Browser selbst kommen die Programme in eine "security sandbox". Das klingt doch nett, wie ein Sandkasten, in dem die Dinger erstmal spielen dürfen, um zu beweisen, dass sie auch stubenrein sind. Malware und Viren sollen es damit schwerer haben... schlimme Zeiten also für jene Viecher, die man aufgrund ihrer Reproduktionsfähigkeit als die erste Form des Lebens ansehen kann, das von Menschen erschaffen wurde. Aber die böswilligen Programmierer, die sich mit der Entwicklung von Viren die Zeit vertreiben, werden sich da schon etwas einfallen lassen....
'Die Leidenschaft für Geschwindigkeit geht bis ins Metall' - so meine freie Übersetzung der durchaus poetischen Beschreibung für die Absicht, ein superschnelles Betriebssystem zu entwickeln. Schade eigentlich - da entfällt dann wohl die Kaffeepause vom Starten des Rechners bis zum Beginn der Möglichkeit, tatsächlich etwas damit zu tun...
Grundlage des Betriebssystems ist ein Linux Kernel.
Neugierig werden manche jetzt doch sein...als Software, die über eine virtuelle Maschine läuft, kann man es ausprobieren. Sagen wir: 'begutachten'.
Allerdings... mit englischer Tastatur. Und nur mit einem Google Account. Mehr als einen Einblick gibt es also noch nicht - deshalb verzichte ich auch erst einmal darauf. Spannend ist das Projekt schon. Aber - warten wir mal ab, was daraus wird.


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Dienstag, 17. November 2009

Wissen, Information und Skepsis

Ist Forschung Zeitvertreib? Wird der Mensch jemals irgend etwas wirklich wissen? Dieser Frage ging Leo Allmann vor einiger Zeit nach.
Im Grunde sind es zwei Fragen, die zwar zusammen hängen, aber doch unterschiedliche Akzente setzen. Die Begriffe "Wissen", "Information" und "Skepsis" in eine Reihe zu stellen bedeutet, den Faden noch etwas weiter zu spinnen. Skepsis kommt in beiden Fragen zum Ausdruck - Forschung als Zeitvertreib zu betrachten könnte bedeuten, die Ergebnisse als grundsätzlich fragwürdig zu betrachten. Die verborgene Begründung könnte sein, dass Forschungsergebnisse entweder nutzlos sind oder in ihrem Wahrheitsgehalt zweifelhaft.

Lässt sich beweisen, dass der Mensch etwas weiss? Leo Allmanns Logik zielt hier auf die Möglichkeit des Wissens ab - mit der Begründung, die Gegenthese ("der Mensch weiss nichts") sei nicht beweisbar, weil man für den Beweis des Nichtwissens ja schließlich etwas wissen muss. Den Begriff "Information" möchte ich ins Spiel bringen, um den Faden etwas weiter zu spinnen. Also, ich behaupte: Menschen können Informationen speichern. Informationen verarbeiten und im Gedächtnis ablegen. Abrufen und wiedergeben, sich mit anderen darüber austauschen, Informationen verändern, beurteilen, bewerten, neu ordnen oder auch vergessen.

Nicht alles entspricht dem, was man als "Wissen" im strengen Sinn bezeichnen kann. Manches ist Vermutung, Meinung, Idee. Wissen kann man so betrachtet verstehen als Information, die als gesichert gilt, gewissermassen mit dem Etikett versehen ist, "das ist so". Die Frage, ob wir etwas wirklich wissen können, lässt sich also erweitern zur Frage nach der Gültigkeit, der Zuverlässigkeit von Information. Man kann hier von "Metainformation" sprechen, ob das sehr viel weiter hilft, lasse ich einmal offen. "Etwas wirklich wissen" könnte bedeuten, dass es keinen Zweifel gibt, dass jede Skepsis, jeder Einwand ausgeräumt ist - Wissen würde dann bedeuten, dass es um Aussagen geht, die bestätigt, abgesichert, begründet und fundiert sind.

Wenn man sich mit Wahrnehmungstäuschungen beschäftigt, können berechtigte Zweifel auftauchen, ob die Dinge wirklich immer so sind, wie wir sie wahrnehmen. Nimmt man Einsichten über kognitive Verzerrungen, Denkfehler und Fehleinschätzungen hinzu, kommen Zweifel über die Richtigkeit des Gedachten hinzu - Wahrnehmung und Denken sind nicht immer eine Garantie dafür, dass etwas wirklich stimmt. Auch die Quellen, auf die man sich beziehen kann, sind potentiell fragwürdig. Das, was mir jemand erzählt, könnte auf einem Irrtum beruhen. Skepsis findet an vielen Stellen einen Ansatzpunkt, bezweifeln lässt sich alles Mögliche. Leben lässt es sich damit nicht besonders gut... bis man sich daran gewöhnt hat.
Nur zur Information... abends ist in der Regel mit zunehmener Dunkelheit zu rechnen, aber es ist sehr wahrscheinlich, dass es am nächsten Tag wieder hell wird. Prinzipiell könnte es auch einmal tagsüber dunkel werden, etwa dann, wenn eine Sonnenfinsternis eintritt. Ist das jetzt 'Information' oder 'Wissen' im Sinne von 'das stimmt wirklich'? Irgendwie scheinen die meisten mit ihrem 'inneren Lexikon' ganz gut zurecht zu kommen. Und wenn sich dann doch etwas Bestimmtes als korrekturbedürftig erweist... dann gibt es eben eine neue Auflage. Oder, zeitgeistgemäss: ein Update.


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Sonntag, 15. November 2009

Die kleinen Lichter

oja, es gibt sehr große dichter
brilliante poeten, markante gesichter
sie sind wohl kaum zu überbieten
im verse, klänge, reime schmieden...

so mancher mag sich da nicht zeigen
tendiert dazu, sich zu verneigen:
'mit denen messe ich mich nicht
ich bin ja nur ein kleines licht'

doch setzen wir dem anspruch schranken
kann man auch der kleinkunst danken
denn wie mir scheint, nein.. äh... mir deucht,
dass auch ein kleines lichtlein leucht'


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Freitag, 13. November 2009

Entspannungsmusik: Minded Constellation


Seit langem beschäftigt mich die Frage nach den Zusammenhängen von Musik und Entspannung. Gibt es dabei typische Muster? Sollte Entspannungsmusik eher ruhig sein oder darf sie rhythmische Elemente enthalten? Haben aufsteigende Melodien etwas Aufbauendes? Wirken fallende Melodien beruhigend? Lassen sich Gefühle durch Musik regulieren? Lässt sich Musik einsetzen, um durch strukturales Hören einen tieferen und bewussteren Umgang mit der eigenen Gefühlswelt zu erreichen? Man kann sich einladen lassen... einfach nur passiv konsumieren oder Musik als Anregung zur inneren Achtsamkeit nutzen. Gefühle beobachten, die wach werden, sich bewegen und verändern, Bilder beobachten, die dabei entstehen oder verschwinden. Und - bei alledem die Kunst einüben, Abstand zu gewinnen zum Alltag, freier zu werden für Neues, immer wieder zu dem zurück zu finden, was wirklich wichtig ist.

Es ist eine persönliche Geschichte... und eine Möglichkeit, einen Raum zu schaffen, in dem alles sein darf, was ist, zur Ruhe kommen kann, was sich beruhigen möchte.


Steely Dan: Black Friday

Jaja, Freitag, der Dreizehnte... das ist so ein Thema. Da war doch noch so ein Lied über den Black Friday... und da heisst es gar:


When Black Friday comes
I'm gonna dig myself a hole
Gonna lay down in it
'Til I satisfy my soul

Zu deutsch ungefähr: "Wenn der schwarze Freitag kommt, grabe ich mir selbst eine Grube und lege mich hinein, bis meine Seele Ruhe findet." Dramatisch...




Ganz nüchtern betrachtet... ist das einfach nur ein Datum im Kalender.

Donnerstag, 12. November 2009

Gianna Nannini - Aria


Ein Ausflug nach Bella Italia. Eines der schönsten Stücke von Gianna Nannini: Aria. Klingt irgendwie nach Arie, italienische Oper also?
"Essere sospeso in aria" - das bedeutet "in der Schwebe sein", das behauptet zumindest mein Wörterbuch. "Saltare in aria" - heißt "in die Luft gehen".
"Tirare aria nuova" - es weht ein neuer Wind. Na, das ist doch schön. Im November einen neuen frischen Wind wehen lassen. Und auf die kleinen Seifenblasen... da setzen wir unsere Sorgen drauf und lassen sie davonschweben.
 


Die drei Rückfallteufelchen


Die Geschichte von den drei Rückfallteufelchen ist in der Arbeit mit Drogenabhängigen entstanden. Dahinter steht ein theoretisches Modell, das sich aus der Analyse von ungezählten Rückfällen ergeben hat. Bestimmte Prozesse treten einfach immer wieder auf - typische Auslöser, unangenehme Gefühle oder auch die vermeintliche Sicherheit nach längerer Abstinenz, Gedanken, die dazu führen, sich einen Rückfall zu 'erlauben'.
Die drei Rückfallteufelchen stehen für bestimmte Denkmuster, die sich weitgehend unbemerkt einschleichen, aber durchaus in konkrete Worte zu fassen sind. Die einfachste Strategie, um Rückfällen vorzubeugen, scheint zu sein, Situationen zu meiden, die als Auslöser wirken können. Das sagt sich leicht... und genügt genauso wenig wie das weit verbreitete Ablehnungstraining in der Form von Rollenspielen zum Neinsagen.

Weitaus schwieriger als die Verführung von aussen sind die inneren Prozesse zu kontrollieren, die mit den Rückfallteufelchen symbolisch beschrieben sind. Erfahrbar sind sie als Gedanken, die bestimmte Schlussfolgerungen nahe legen...
 
"Ist doch nicht so schlimm..." (Bagatellisierung)
 
Die Aussagen des ersten Rückfallteufelchens machen den erneuten Konsum des Suchtmittels klein. Ist doch nicht so schlimm. Ein "Gläschen" oder "Bierchen", wenn es um Alkohol geht, eine "harmlose Pille", wenn es um Drogen geht.... In vielfältigen Varianten taucht diese Argumentationslinie in Gesprächen auf, zeigt sich aber auch als inneres Denken, das oft mühsam erworbene Einsichten wieder beiseite schiebt und die Abstinenzentscheidung relativiert und untergräbt.
 
"Du kannst jederzeit wieder aufhören" (Kontrollillusion)
 
Ich kann ja wieder aufhören. Ich habe es ja im Griff. Ich kann das alles kontrollieren. Eben nicht - die Illusion, ein Suchtmittel kontrollieren zu können, kann nach längerer Zeit wieder aktiv werden. Bis zu einem gewissen Grad scheint das ja auch zu stimmen... Stimmt auch. Man kann mit verbundenen Augen auf einen Abgrund zu laufen und stürzt vielleicht nicht sofort ab. Irgenwann aber ist die Kontrolle tatsächlich weg. Und genau da liegt das Problem - wieviel man sich tatsächlich "erlauben kann", bis die alten Muster wieder voll aktiv werden, das lässt sich eben nicht genau bestimmen. Nach längerer Abstinenz wirkt eine bestimmte Substanz meist stärker als vorher - und das bedeutet konkret, dass bei harten Drogen der nächste Rückfall tödlich ausgehen kann. Eine kleine Menge zufällig reinen Stoffes, oder eine schwache Konzentration, die dann doch nicht genügt, mit dem Effekt, dass "nachgelegt" wird... Abhängigkeit bedeutet eben: das Suchtmittel nicht kontrollieren zu können.
 
"Du brauchst das jetzt - gönn es dir" (Suchtdruck als Erlaubnis)

Variationen sind Gedanken wie "ich kann das nicht mehr aushalten" oder "das muss ich oder kann ich nicht mehr ertragen". Die logische Schlussfolgerung ist die innere Erlaubnis, erneut zu konsumieren. In der Regel dient das Suchtmittel dazu, Gefühle zu regulieren - und Suchtdruck ist damit meist Ausdruck unangenehmer Gefühle. Das muss aber nicht so sein - auch Leichtsinn und Selbstüberschätzung können "Gründe" sein, sich einen Rückfall zu "erlauben". Nach dem Motto "ich darf das ja" und es wird nichts Schlimmes passieren, wird die Legitimation langsam entwickelt und die Abstinenzentscheidung unbemerkt ausgehebelt.
Hier kommt es vor allem darauf an, die eigene Gefühlswelt im Gleichgewicht zu halten und Strategien zum Umgang mit Suchtdruck zu entwickeln.
Schimpfen hilft nicht, disziplinarische Massnahmen helfen nicht, die Duldung von Rückfällen ebenfalls nicht. Meist treten nach dem Rückfall Schuldgefühle auf, auch Wut, weil die Selbstkontrolle nicht stark genug war. Auch die Schuldgefühle helfen nicht....
Worauf es ankommt: die argumentative Struktur dieser Prozesse zu erkennen, dem nachzugehen, was sich da an inneren Prozessen eingeschlichen hat... Rückfälle geschehen auch nach zehn oder fünfzehn Jahren Abstinenz. Rückfälle geschehen bei Leuten, die Selbsthilfegruppen aufgebaut haben und leiten, enormes Wissen angesammelt haben aber dabei eben doch nicht absolut perfekt geworden sind. Rückfälle geschehen in einem schwachen Moment. Und - wenn Männer rückfällig werden ist fast immer eine Frau im Spiel... aber eben keine, die die Abstinenz unterstützt, sondern eine, die dem kurzfristigen Vergnügen den Vorzug gibt.
Was hilft ist die beständige Erneuerung der Abstinenzentscheidung, die keinesfalls ein 'Moment' ist - sie ist ein mehrdimensionaler Prozess mit verschiedenen Ebenen. Es gibt verschiedene Methoden, diese Entscheidung immer wieder zu erneuern und manchmal sind es ganz einfache Sätze, die sie lebendig und bewusst halten können. Über gute Erfahrungen berichten viele mit kurzen Aussagen, die am Morgen bewusst "gedacht" und innerlich wiederholt werden. Heute bleibe ich trocken. Oder: heute bleibe ich clean. Oder: heute kümmere ich mich um meine Gefühle - ohne irgendwelche "Stoffe". Wenn es doch zu einem Rückfall kommt, ist die Aufarbeitung wichtig. Was ist da genau geschehen? Welches Teufelchen hat mich da geritten, mein Denken kontrolliert? Vor allem aber: was kann ich tun, damit mir das nicht noch einmal passiert?
So falsch scheint der Gedanke nicht zu sein, dass Abstinenz etwas mit Wilensstärke zu tun hat. Sie zeigt sich in der Fähigkeit, die Rückfallteufelchen zum Schweigen zu bringen oder einfach nicht auf sie zu hören. Im Wissen um die inneren Prozesse werden sie mit etwas Übung immer leichter und schneller zu erkennen und damit leichter kontrollierbar. Es ist ein Prozess innerer Selbstmanipulation, der durchaus eine argumentative Struktur hat - aber immer mit Täuschung und Illusionen verbunden ist. Die Anfälligkeit bleibt! Wer sich da auf eine innere Diskussion einlässt, hat im Grunde schon verloren... das Sich-Ablenken, Gedanken wegschieben, an etwas anderes denken und die sture Haltung "ich habe mich entschieden und basta", das sind Strategien, die immer wieder als hilfreich beschrieben werden. Auch - die langfristige Perspektive, Ziele im Auge behalten, die durch einen Rückfall in Gefahr geraten. Langfristig gedacht ist die Abstinenz immer die bessere Entscheidung. Aber sie ist eben kein Besitz, sondern eine Art der Lebensführung, die immer wieder neu erarbeitet werden muss. Wer es allein schafft - Respekt. Wer es vorzieht, nach einem Rückfall eine Beratungsstelle aufzusuchen, bei Bedarf eine weitere Therapie aufzunehmen, macht damit bestimmt keinen Fehler. Vor allem aber geht es darum, Unterstützung zu finden. Und immer neu die Erfahrung zu machen, dass es sich lohnt, clean zu bleiben.

s. auch:







Kognitive Bezugssysteme und Kommunikation (3)


Regel 7: Verwendung plausibler Argumentationsmuster
Ein Standpunkt darf nicht als hinreichend gerechtfertigt angesehen werden, wenn die Rechtfertigung nicht durch ein plausibles und korrekt angewendetes Argumentationsmuster erfolgt.

Jede Wissenschaft entwickelt bestimmte Argumentationsmuster, die für die Beurteilung von Aussagen eingesetzt werden. Aus einer Theorie Hypothesen ableiten und überprüfen, ob sie sich bestätigen lassen - eine Theorie problematisieren, wenn sich eine abgeleitete Hypothese nicht bestätigen lässt usw.. Spezifische Berechnungen, um einen Sachverhalt zu untersuchen. Beschreibungen von Beobachtungen, Bezüge zu vorliegenden Studien, Vergleiche und ähnliches mehr. Potentiell strittig ist der Bezug auf Autoritäten - ebenso Erfahrungsquellen wie persönliche Erleuchtungen, Kaffeesatz oder Tarotkarten. Träume. Visionen, Intuition und Alltagsbeobachtungen mögen wichtige Impulse zur Theoriebildung leisten - empirisch orientierte Wissenschaftler werden aber stets nach einer Bestätigung fragen und dabei möglichst etwas messen wollen. Dabei stellt sich auch die Frage, welchem Paradigma eine Wissenschaft, ein bestimmter Ansatz folgt. Historiker werden Interpretationen der Geschichte ablehnen, die sich mit belegten Fakten nicht in Einklang bringen lässt und sich wenn möglich bei ihren Interpretationen auf Dokumente und Materialien stützen. Naturwissenschaften folgen eher dem kausal-nomologischen Paradigma, suchen also nach Gesetzmäßigkeiten. Strittig kann also sein, welche Erkenntnisquellen als wissenschaftlich anerkannt sind und welche nicht. Wer in einem Buch gelesen hat, die Relativitätstheorie sei durch eine Verschwörung zustande gekommen, kann daraus zwar "logisch" ableiten, sie müsse falsch sein - als wissenschaftliche Erkenntnis kann diese persönliche Meinung aber nicht gelten. Behaupten schließlich kann jeder irgend etwas. Aber so einfach ist die Wissenschaft nicht!



Regel 8: Logische Gültigkeit
Die Argumentationsmuster müssen logisch gültig sein oder zu logisch gültigen Schlußfolgerungen ergänzt werden können (durch das Explizitmachen von indirekt unterstellten Prämissen).

Wenn es um Logik geht, taucht irgendwann auch Aristoteles auf- so auch bei Kienpointer. In seinem Buch "Vernünftig argumentieren" hat er den plausiblen Argumentationsmustern ein eigenes Kapitel gewidmet. Wenn man sich die Vielfalt möglicher Muster und die Existenz verschiedener logischer Systeme vor Augen führt, ist leicht nachvollziehbar, dass sich Denkfehler an vielen Stellen einschleichen können. Wenn es um Gefühle geht und dann auch noch die Theorie des double-bind berücksichtigt wird, kann eine auch nur annähernd vollständige Beschreibung sämtlicher Probleme, die sich aus dem Bemühen um Logik ergeben können, nur zu einem ziemlich dicken Buch führen.
Die Kommunikationstheorie von Watzlawick ist dabei ein interessantes Beispiel für ein unlogisches Theoriegebäude, das sich erstaunlich lange hält. Die Aussage "man kann nicht nicht kommunizieren" ist irreführend, denn nicht alles Verhalten ist Kommunikation. Die Unterscheidung "verbal" und "nonverbal" ist ebenfalls irreführend und ungenau. Stelle ich die Forderung, dass eine wissenschaftliche Theorie in sich widerspruchsfrei sein muss, bleibt von seiner Kommunikationstheorie nicht sehr viel übrig... Manchen scheint es geradezu gleichgültig sein, ob ihre Aussagen logisch sind oder nicht. "Die Logik ist der Anfang aller Weisheit, aber nicht das Ende". Das sagte Mr. Spock. Nun, als Vulkanier muss er das doch wissen, das ist doch logisch - oder?



Regel 9: Annahme des Ergebnisses der Diskussion
Wenn die Rechtfertigung eines Standpunktes nach den obigen Regeln korrekt erfolgt ist, muß die Person, die den Standpunkt in Zweifel gezogen hat, ihn nun akzeptieren; wenn die Rechtfertigung nicht gelungen ist, muß die Person, die den Standpunkt vertreten hat, ihn nunmehr zurücknehmen.

Zunächst einmal bezieht sich Kienpointer in seinem Buch auf Gesprächsprozesse. Übertragen auf Wissenschaftskommunikation (in einem umfassenden, also auch längere Zeiträume einschließenden Sinn) kann man diese Regel problematisieren. Die korrekte Anwendung im Gespräch würde bedeuten, dass ein erfolgreich verteidigter Standpunkt nicht mehr bezweifelt werden darf. Rechtfertigung bzw. Verteidigung eines Standpunktes bedeutet aber nicht "Immunisierung für alle Zeit":

"(Es) darf [auch] nicht der Eindruck entstehen, die erfolgreiche Verteidigung eines Standpunktes habe ihn für alle Zeiten gegen erneute Kritik und Zweifel immun gemacht. ... Dasselbe gilt auch für die erfolglose Verteidigung eines Standpunktes: er ist nur vorläufig widerlegt." (KIENPOINTER, a.a.O, S. 64)
Noch interessanter ist ein weiteres Zitat...:
"Auf der Beziehungsebene können Probleme der Befolgung von Regel 9 auftreten, wenn Personen zu stur oder überheblich sind, um einen Standpunkt zurückzunehmen." (KIENPOINTER, a.a.O., S. 65).
Das ist, wie mir scheint, ein sehr wichtiger Aspekt. Das Phänomen, dass Standpunkte immer und immer wieder vertreten werden, obwohl sie längst widerlegt sind, lässt Diskussionen leer im Kreis herumlaufen - und dann taucht natürlich auch irgendwann die Frage auf, ob das "noch Sinn macht". Als Begründung für die Vorläufigkeit erfolgreicher bzw. erfolgloser Verteidigung eines Standpunkts erwähnt Kienpointer nicht zufällig 'neue Gesichtspunkte' und 'neue Argumentationen", die im Laufe der Zeit auftauchen können. Bleibt es aber bei einer sturen Verteidigung ohne neue Aspekte, verliert eine Diskussion irgendwann ihren Sinn.




Regel 10: Klarheit des Ausdrucks und korrektes Verstehen
Die Formulierung der Argumentationen darf weder ungenau noch mehrdeutig sein, und die Gesprächsteilnehmer müssen gegenseitig ihre Formulierungen so sorgfältig wie möglich interpretieren.

Konstuktiv formuliert könnte die Regel lauten: formuliere genau und eindeutig. Und hier wird es dann auch schon schwierig: wie genau ist genau genug? Und: für wen ist welcher Grad an Genauigkeit genau genug? Typisch für Fachsimpeleien und eingespielte Teams, engere Bekanntschaften, Freunschaften und Beziehungen sind Formulierungen im Telegrammstil, die trotzdem präzise genug sind, um verstanden zu werden. Manche wissen eben, was gemeint ist, wenn ein Ergebnis "hochsignifikant" ist. Andere wissen es nicht. Begriffe sind innerhalb bestimmter Kreise klar, in der Öffentlichkeit aber nicht unbedingt - oder mit einer anderen Bedeutung belegt, ohne das es zunächst auffällt. Man kann sich nun um sprachliche Perfektion bemühen und so sorgfältig wie nur irgend möglich sein - es wird nicht gelingen, alle möglichen und denkbaren Missverständnisse damit auszuschliessen. Kienpointer beschreibt im Abschnitt zu dieser Regel "unkooperative Techniken des Mißverstehens" und bringt damit zum Ausdruck, dass 'schräge' Interpretationen durchaus beabsichtigt sein können - und eben auch die Pointe in so manchem Witz darstellen.
Angemessene Formulierungen sind klar, sachlich und wirksam - dass es dabei nicht um ein situationsunabhängiges 'Formulierungstraining' gehen kann, wird im späteren Verlauf des Buches deutlich. Im Kapitel über "Verständlichkeit" heisst es:

"Es ist kaum möglich, unabhängig vom Thema, von den Gesprächsteilnehmern und vom Anlass des Gesprächs generelle Regeln aufzustellen" (KIENPOINTER, S. 189)
Es bleibt also das Bemühen um Klarheit und die Perspektive, im Zweifelsfall eben nachzufragen, wie etwas Bestimmtes gemeint war. Klären, was strittig ist - das kann auch bedeuten, Missverständnisse auszuräumen. Und: die Erkenntnis gewinnen, dass Verständigung schwierig ist, wenn es kein gemeinsames Bezugssystem gibt.


Literatur:
KIENPOINTER, M. (1996). Vernünftig argumentieren. Regeln und Techniken der Diskussion. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt.




Mittwoch, 4. November 2009

Werden schnelle Esser schneller dick?


Um vorschnellen Urteilen vorzubeugen: es wäre zu einfach, Übergewicht und die Binge Eating Disorder einfach nur auf "zu schnelles Essen" zurückführen zu wollen. Eine Studie zur klinischen Endokrinologie zeigt allerdings einen Zusammenhang zwischen 'schnellem Essen' und Gewichtszunahme auf. Die schnelle Aufnahme von Nahrung behindert nämlich die Freisetzung von Hormonen im Darm, die das Sättigungsgefühl auslösen. Untersucht wurden dabei zwei Darmhormone mit den netten Bezeichnungen PYY und GLP-1. Sie senden dem Gehirn eine Botschaft, die da ungefähr lautet: "es ist genug, hör auf zu essen".
In der durchaus schmackhaften Studie sollten 300 Personen jeweils 300 ml Eiscreme vertilgen. Gemessen wurde dabei die Zeit, die vergangen war, bis auch der letzte Rest aufgeschleckt war, anhand von Blutproben Blutzuckerwerte, Plasmalipide und die Konzentration der Darmhormone. Über einen Zeitraum von insgesamt zweieinhalb Stunden wurden jeweils in 30-minütigem Abstand gemessen, wie sich die Werte veränderten und in welchem Ausmass die Versuchspersonen sich satt fühlten. Diejenigen, die sich Zeit ließen und eine volle halbe Stunde für ihr Eis benötigten, hatten höhere Werte bezüglich der Hormone PYY und GLP-1. Und - sie fühlten sich satter. Die Aussage, dass schnelles Essen auch schneller dick macht, lässt sich also aus einer physiologischen Perspektive durchaus bestätigen. Therapiekonzepte, die die Achtsamkeit für das Sättigungsgefühl fördern und zu einem langsameren, bewussteren und genußvollen Essen anleiten, finden hier also eine Bestätigung. Wer abnehmen will... langsamer essen hilft.


Die Studie im Original:
Kokkinos et al. Eating Slowly Increases the Postprandial Response of the Anorexigenic Gut Hormones, Peptide YY and Glucagon-Like Peptide-1. Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism, 2009; DOI: 10.1210/jc.2009-1018



Dienstag, 3. November 2009

Männerwelttag: Männer muss man loben


Zum Männerwelttag ein Lied von Barbara Schöneberger: Männer muss man loben.




Was hat sie sich wohl dabei gedacht? Dass Männer Verständnis brauchen für die vielen kleinen Schwächen, die das aufmerksame Auge erkennen kann? Dass sie gelegentlich Ermunterung und Zuspruch brauchen, damit sie nicht ins Nichts versinken? Oder dass sie Streicheleinheiten brauchen für das Ego, weil Narzissmus schließlich ein typisch männlicher Zug ist?

Ein Zitat als Denkanstoss, aus dem Buch "Der vergessene Mann":

"Wenn das Leben des Durchschnittsmannes in individuelleren Einzelheiten erforscht wird, tritt ein großes Maß an Verzweiflung und Tragik zutage. Dies sind die Männer, von denen Thoreau vor mehr als hundert Jahren sagte, sie führten ein Leben in 'stummer Verzweiflung'." (FINE, S.233).
Über das, was da an stummer Verzweiflung bei ganz alltäglichen Durchschnittsmännern vorhanden sein mag, wird natürlich nicht gesprochen. Männer dürfen keine Probleme haben, zumindest nicht zeigen. Und so bleibt, im Verständnis des Unverstandenen, wenigstens das mitleidig tröstliche Bemühen, in der Männerwelt wenigstens EIN gutes Haar zu finden. Und sei es auch ein graues... Da brauchen Männer doch keinen Welttag, sie kommen mit allem schon irgendwie klar. Oder nicht?
Noch eine nette Anregung, die aus dem Artikel von Roland Kopp-Wichmann über "Männer, das schwache Geschlecht und sein Gehirn" stammt:
In seinem Vortrag "Gelassenheit hilft: Anregungen für Gehirnbenutzer" zeigt Prof. Hüther, was im Gehirn von Männern passiert, die mit einer festen Vorstellung von dem unterwegs sind, wonach sie suchen... Nicht viel erstmal. Was das alles mit kopflosen Küchenschaben und der Frage zu tun hat, wofür das Männerhirn eigentlich da ist... bitte selbst ansehen, es gibt dabei so manche humorvolle Bemerkung zu entdecken. Dass es gelegentlich einer gewissen Unterstützung bedarf, damit Männer ihr Gehirn benutzen können, führt nun doch wieder zurück zu Baraba Schöneberger. Es gibt so vieles an der Männerwelt herumzumeckern und zu kritisieren, dass Aufmunterung nie schaden kann.
Schließlich sollten die Männer doch nicht völlig hirnlos durch die Gegend marschieren...!


Literatur:
FINE, R. (1990), Der vergessene Mann. Männliche Psyche und Sexualität aus psychoanalytischer Sicht. München: Psychologie Verlags Union.




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