Psychosophie

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In der Begegnung mit anderen Menschen können wir uns selbst und andere besser verstehen lernen. Wenn wir miteinander sprechen, begegnen sich subjektive Welten. Vielleicht entstehen daraus Einsichten, die für das je eigene Leben von Bedeutung sind.

Samstag, 9. Juli 2011

Miss Leading oder: Irre Führung

Wie man Mitarbeiter aus dem Häuschen bringt.... Vorab: alles ist frei erfunden, Satire, gar nicht wahr, beruht aber leider auf wahren Geschichten frustrierter, depressiver, ausgebrannter Menschen, subjektiv gefärbt natürlich. Und zum Teil durchaus selbst in einer Führungsposition, trotzdem gebeutelt durch wachsendes Arbeitstempo, Kostendruck und oft genug schlicht unerreichbarer Vorgaben, zurechtgestrubbelt durch eigens fürs "Niedermachen" trainierte Kontrolleure, bis sie schließlich in einer Klinik landen und dort feststellen, dass irgend etwas schiefgelaufen ist, das Gesamtproblem aber nicht ganz und gar in der eigenen Person zu finden ist. Hinter dem Kampf zwischen "Müssen" und "Nichtmehrkönnen" schimmert die Einsicht, dass der Druck nicht nur von innen sondern (wie so manch anderes Gute) auch von oben kommt. Da drängt sich vielleicht die Schlußfolgerung auf, dass Vorgesetzte Vorgesetzte heißen, weil sie ihren Mitarbeitern ständig (und immer wieder etwas Neues) vor-setzen, anstatt hinter ihnen zu stehen und einfach dafür Sorge tragen, dass jene ihre Arbeit machen können. Und möglichst (so ein weit in eine ferne und kaum vorstellbare Zukunft hineinweisender Wunschtraum) dabei auch noch Rücksicht auf deren Gesundheit nehmen. Alles andere ist "Misleading", Irre(-)Führung also. Und dabei muss es sich keineswegs um eine Miss (oder Mistress) handeln, Männer können sowas auch.
Miss Leading: das ist die personifizierte Kunst, Mitarbeiter bis an den Rand der Verzweiflung zu bringen - und darüber hinaus. Mit der Diagnosestellung "Arbeitsplatzkonflikt" oder auch "Burnout" sind die möglichen Folgen gut beschrieben, kaum aber die Wurzeln und die Details, erst recht nicht die Strategien als Bestandteil der Kunst, mit alledem irgendwie fertig zu werden.
Zunächst aber zu den Regeln, an denen sich Mister oder Miss Leading am besten orientieren...


1. Verlangen Sie von Ihren Mitarbeitern stets das Äußerste, das absolute Maximum des Möglichen.

2. Setzen Sie das Optimum als Normalität und konfrontieren Sie die Zurückgebliebenen mit der Bemerkung: "die anderen schaffen es ja auch".

3. Falls es jemand wagen sollte, darauf hinzuweisen, dass etwas "nicht geht", kontern Sie mit: "Sie müssen das schaffen".

4. Denken Sie daran, dass es nur um drei Dinge geht: Umsatz, Umsatz und Umsatz. Wovon schließlich wird Ihr Gehalt bezahlt?

5. Verantwortung hat man als Führungskraft nicht - man nimmt sie seinen Mitarbeitern weg. Wenn etwas schief gehen sollte, kann man sie ja immer noch zurückgeben...

6. Geben Sie Druck von oben stets unreflektiert nach unten weiter. Sie werden schließlich fürs Führen bezahlt, nicht fürs Denken.

7. Kurbeln Sie das Hamsterrad einfach nur an. Wenn die Mitarbeiter erstmal schnell genug laufen, dreht es sich ganz von allein immer schneller.

8. Außerhalb der Arbeit gibt es nichts, darf es nichts geben.

9. Verwenden Sie möglichst häufig das Wörtchen "MUSS". Das muss so sein, das alles muss erledigt werden. Was irgendjemand will ist irrelevant, Widerstand ist zwecklos. Alles Wollen wird assimiliert.

10. Sollten ab und zu Mitarbeiter völlig erledigt zusammenbrechen, denken Sie an das gute Werk, das Sie hiermit für die therapeutische Zunft und die Pharmaindustrie getan haben.


Sie werden bald erkennen, wohin die Ideologie des absolutistischen Perfektionismus führt. Echt irre!
Noch etwas: beschäftigen Sie sich auf gar keinen Fall mit konstruktiven Führungsansätzen oder Prinzipien ermutigender Kommunikation.
Ihre Mitarbeiter könnten womöglich zu reifen Persönlichkeiten mit gesundem Selbstwertgefühl werden. Was sollten Sie dann noch kritisieren, aus welchen Quellen ihre Überlegenheit und Führungslegitimation beziehen?

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