Psychosophie

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In der Begegnung mit anderen Menschen können wir uns selbst und andere besser verstehen lernen. Wenn wir miteinander sprechen, begegnen sich subjektive Welten. Vielleicht entstehen daraus Einsichten, die für das je eigene Leben von Bedeutung sind.

Donnerstag, 26. März 2009

Frage und Antwort

Wie alt ist dieses Muster wirklich? Wann hat der erste Mensch eine Frage gestellt? Und wer hat darauf zuerst eine Antwort gegeben? Das Fragen und das Antworten… die Grundelemente des Gesprächs. Wenig denken wir im Alltag darüber nach, was in dieser Bewegung steckt, was das Fragen bedeutet und was eine Antwort sein kann… Zu fragen kann sehr viel bedeuten. Vielleicht – da ist etwas, das weiß ich nicht. Hoffnungsvoll wende ich mich an eine andere Person, die vielleicht eine Antwort geben kann. Aber ist es nur Wissen, das Fragende suchen? Vielleicht bedeutet es auch: ich möchte gern mit dir über etwas nachdenken. Es interessiert mich, ob dich das auch bewegt, was sich in mir regt, vielleicht beunruhigt. Da ist etwas offen, unklar, frag-würdig geworden. Da frage ich mich, wie dieses oder jenes denn nun ist, wie und was, vielleicht auch warum. Eltern wissen darum, wie nervenaufreibend das Fragealter sein kann. Und wie oft stehen sie dann ratlos da, müssen zugeben, zumindest sich selbst eingestehen, dass sie etwas nicht wissen. Ja verflixt, warum ist die Banane krumm und der Himmel blau? Und warum ist überhaupt etwas und nicht Nichts? Wozu bin ich auf der Welt, welche Rolle spielt das Geld, warum sind manche Menschen dick, warum tuts weh, wenn ich mich zwick, wie setzt man denn die Kommata, wozu ist eine Formel da, warum ist Musik für manche Gedröhn, und ganz ganz wichtig: bin ich schön?
Fragen können wichtig und unwichtig sein. Echt oder unecht. Ob die Fragenden wirklich eine Antwort haben wollen, ist so selbstverständlich nicht. Aber ziemlich eindeutig zeigt, wer auch immer wie auch immer was auch immer antwortet: ich habe etwas gehört. Und als Frage verstanden. Fühlte mich angesprochen. Die Frage war es mir wert, zur Kenntnis genommen zu werden. Nachgedacht oder nicht – die Frage war eine Antwort wert. Es gehört zu den unangenehmen Erfahrungen im menschlichen Miteinander, keine Antwort zu bekommen. Womöglich ein patziges „frag doch nicht so blöd“. Kann Fragen blöd sein? Gibt es nur dumme Antworten, aber keine dummen Fragen? Sicher gibt es für den einen oder die andere peinliche Fragen. Fragen, über die „man sich besser ausschweigt“, oder die man besser nicht stellt. Fragen können nicht nur die eigene Unwissenheit zum Ausdruck bringen, sondern auch Schwächen oder Unsicherheiten bei den Gefragten aufdecken. Peinlich, wenn es keine Antwort gibt, obwohl eine da sein müsste… Enttäuschend könnte es sein, wenn sich die Gefragten als unwissend zeigen müssten. Wer fragt, kann sich also schnell unbeliebt machen. Und so gewöhnen sich manche das Fragen ab. Man nimmt es eben zur Kenntnis, dass dieses und jenes so und so sei.
Kaum eine Bewegung trägt so sehr zu unserer Entwicklung bei wie das Fragen – wer fragen stellt und etwas wissen möchte, einer Frage wirklich nach geht, sie immer wieder stellt, bemerkt, dass es manchmal auf eine einzige Frage viele Antworten gibt… ist schon unterwegs zur Wahrheit. Wahrheit?
Dutzende, Hunderte, Tausende von Büchern kann man lesen, ohne Wahrheit zu finden. Manche finden, die Suche nach Wahrheit ist an sich schon ein Fehler. Und die Wissenschat?
Sucht die Wissenschaft nach Wahrheit? Nach Erkenntnis? Was für ein Wissen wird da produziert, für wen, zu welchem Zweck?
Wenn Erfahrung, Entwicklung und Lernen wirklich eng mit dem Fragen verbunden sind – kann es dann die wichtigste Aufgabe des Lehrenden sein, Wissen zu vermitteln oder geht es mehr um das Antworten, vielleicht noch nicht einmal darum, sondern um die Vermittlung der Fähigkeit, gute Fragen zu stellen und so weit es geht, selbst eine Antwort zu finden?
Es gab eine Zeit, in der die Studenten an den Universitäten die Frage stellten, wozu eigentlich Vorlesungen gut sein sollten. Lesen können wir selbst!
Klar. Aber sich selbst zu antworten, wenn man eine Frage hat und keine Antwort weiß, wenn man verschiedene Antworten überlegen, abwägen, sich für etwas entscheiden möchte oder soll… das geht eben nicht. Das Wissen aus einem Buch, selbst gelesen, selbst gehört, wenn es verlesen wurde, ersetzt eben niemals das Gespräch.
Gut also ist es, wenn man diese Erfahrung machen kann – eine Frage stellen zu können und zu dürfen, gehört und verstanden zu werden. Und dann eine Antwort zu bekommen, die ermuntert, weiter zu fragen. Erkennen lässt, dass das Fragen etwas Wertvolles, Elementares, Menschliches ist. Auch dann, wenn die Antwort die Grenzen des Wissens, vielleicht sogar die Grenzen der Erkenntnismöglichkeiten aufzeigt. Was bleibt, ist die Erfahrung – da ist jemand, den ich fragen kann. Da ist jemand – ich bin nicht allein.

12 Kommentare:

  1. Ich denke genau diese Dinge sind auch bei einer Psychose wichtig und man muss sich immer selbst hinterfragen bei Zweifeln sollte man einen der mit der Krankheit vertraut ist befragen telefonisch oder per Telefon dann kann man soetwas vielleicht im Anfangsstadium noch bekämpfen.Auf jedenfall sind Gespräche sehr wichtig bei diesen Krankheiten....

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  2. Versteht man Psychose als Realitätsverlust, dann ist das Gespräch eine Möglichkeit, die eigene Wahrnehmung zu überprüfen. Stimmt das, was ich da sehe, höre, vermute? Das Gespräch ist eine Möglichkeit, sich immer wieder in der Realität zu verankern. Und das funktioniert auch mit 'ganz normalen Menschen', sofern sie einen guten Realitätsbezug haben. Bei allem, was man sich so im Kopf zusammenbastelt, kann man sich eben auch täuschen...

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  3. Wie kann man eine Psychose noch verstehen wenn nicht als Realitätsverlust?

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  4. Zum Beispiel als neurophysiologische Störung. Oder als eine Störung, die die Persönlichkeit im Kern betrifft. Je nachdem, welche Perspektive man wählt, werden die Schlußfolgerungen und Ansatzpunkte anders aussehen. Der Begriff 'Realtitätsverlust' ist nahe am Erleben - und legt als Zielrichtung nahe, eben den Bezug zur Realität (wieder) herzustellen. Sowohl was die wahrnehmbare Umwelt betrifft als auch die Wahrnehmung anderer Menschen.

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  5. Eine neurophysiologische Störung kann eine der Ursachen sein aber daraus resultiert doch auch ein Realitätsverlust und diesen Realitätsverlust kann man doch sowohl mit Medikamenten als auch mit Gesprächen bekämpfen sicherlich sehen dann die Gespräche anders aus als bei einer Drogeninduzierten Psychose ob man da auch andere Medikamente bekommt wissen Sie sicher besser wie ich,aber wie man wieder zurück zur Realität findet,oder diese erst garnicht verliert,das sind doch die interessanten Punkte über die Ursachen ist man ja noch nicht so sicher es spielen wohl viele Dinge mit vielleicht auch eine Veranlagung oder das Vulneritabilitätsstressmodell

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  6. Wenn man davon ausgeht, dass ein Problem verschiedene Ebenen haben kann, schließen sich die Perspektiven nicht aus, sie ergänzen sich. Und wenn es um das Thema 'Realitätsbezug' geht, sehe ich auch eine philosophische Ebene: was ist eigentlich Realität? Und was ist denn 'normal'? Normalität besteht ja auch darin, in einer Welt zu leben, die für andere nachvollziehbar ist - und das bedeutet, eine gemeinsame Realität zu konstruieren, über die man sich verständigen kann. Wer die Vorstellung entwickelt hat, dass andere die eigenen Gedanken kontrollieren, hat diesen Bezug zur gemeinsamen Realität verloren. So betrachtet hat Psychose auch etwas mit einer Beziehungsstörung zu tun. Das Zurückfinden zur Realität ist damit auch: Beziehung aufnehmen und sich damit in einer für andere verständlichen Welt wiederfinden.

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  7. Und wie bringt man einen akut psychotischen Menschen dazu wieder Beziehung mit der Realität aufzunehmen wenn er kaum noch Realitätsinseln hat,oder auch durch ständig neue Schübe diese Inseln nichts bringen das ist ja das seltsame das man halbwegs normal funktioniert aber gleichzeitig in ener Paralellwelt lebt entweder hat bei mir die Zeit geholfen,wie bei einem Schnupfen so eine Psychose dauert halt ein bis drei Monate oder es waren die Tabletten die ich durch ein zufälliges Gespräch mit einer Psychologin die mich dann zu einem Neurologen überwiesen hat,beim erstenmal nach ungefähr drei Monaten eingenommen habe und ich schlagartig wieder in die Realität zurückkam,beim zweiten Mal haben die Tabletten aber nicht so schnell gewirkt und es war vielleicht ein Gespräch mit meiner Psychologin das mich zurückgeholt hat vielleicht befand ich mich da gerade auf einer Realitätsinsel aber vermutlich waren es beide Dinge und noch ein paar andere gute Konstellationen die mir geholfen haben,zum Beispiel ein verständnissvolles familiäre Umfeld,es gehört sicherlich auch viel Glück dazu das hatte ich auch jedesmal.

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  8. ...Vermutlich waren es beide Dinge, ja. Wenn Psychotherapie kaum möglich ist, weil sich jemand in einem Schub befindet, ist es sinnvoll, an Medikamente zu denken. Die Vorgehensweise war richtig. Und die Familie ist dann die dritte Ecke, die helfen kann, den Realitätsbezug zu stabilisieren. Vielleicht gibt es auch sonst noch ganz konkrete, handfeste Dinge, die als Realitätsanker dienen können...?

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  9. Ja zum Beispiel Freunde,Arbeitskollegen oder andere Menschen die man täglich trifft,im normalen Leben habe ich nie das Gefühl das jemand schlecht über mich denkt,in der Psychose ist das genau umgekehrt,sollten sich solche Gedanken bei mir einschleichen dann werde ich sehr wachsam ich passe in der Beziehung sehr auf mich auf

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  10. Was andere denken... darüber kann man viel spekulieren und was dabei herauskommt, sind Vermutungen. Solange sie nicht sagen, was sie denken, kann ich es nicht wissen. Die Frage ist auch, ob es wirklich wichtig ist.

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  11. Wichtig ist das im Grunde schon,die Frage ist nur wie wichtig?

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  12. Es ist wohl etwas Gesundes, wenn man sich von dem, was andere so denken, auch distanzieren kann.

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