Psychosophie

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In der Begegnung mit anderen Menschen können wir uns selbst und andere besser verstehen lernen. Wenn wir miteinander sprechen, begegnen sich subjektive Welten. Vielleicht entstehen daraus Einsichten, die für das je eigene Leben von Bedeutung sind.

Sonntag, 30. September 2012

Das Schema Bitterkeit


Es fehlt in der Sammlung von Youngs Schematherapie: das Schema Bitterkeit. Es gibt Berührungspunkte zu anderen Schemata wie Misstrauen, Anspruchshaltung oder auch Unzulänglichkeit. Das Schema Bitterkeit beschreibt aber etwas Anderes, verdient meiner Ansicht nach eine eigenständige Betrachtung.

Es kann mit Misserfolgen zu tun haben, aber die Abgrenzung zum Schema Unzulänglichkeit ist, dass es nicht vorrangig um internale Attributionsmuster geht. Misserfolge nicht auf das eigene Versagen zurückzuführen ist nicht ein Lösungsansatz, sondern gerade das Problem. Es ist, vorläufig rein hypothetisch formuliert, ein Schema das häufiger bei älteren Menschen auftaucht, sagen wir, Menschen, die über einen längeren Zeitraum viele schlechte Erfahrungen gemacht haben, und dabei klar erkennen, dass sie kaum anders hätten handeln können. Schlaue Therapeutenstrategien, die auf neue Versuche, Veränderungen, neues Glück oder Ähnliches setzen, greifen ins Leere. Dem Prinzip Hoffnung alle Ehre, aber mal im Ernst: wer nach Jahrzehnten beruflicher Tätigkeit seine Stelle verliert, weil die Firma eben zumacht, weil die Jungmanager eben Geld sparen wollen und die "Alten" eben zu teuer sind oder weil die Knochen eben nicht mehr mitmachen - hat eben keine rosigen Aussichten. Wir leben in einer Leistungsgesellschaft, einer Gesellschaft, die auf viele Dinge keine Rücksicht nimmt. Das zu erkennen ist bitter. Ist das Bittere dann schon krank oder muss noch mehr dazu kommen, bis die Diagnose "Verbitterungsstörung" gerechtfertigt ist?

Bitterkeit als Schema einzuordnen ist etwas weniger dramatisch, weniger stigmatisierend, vermag doch der Begriff Verbitterungsstörung das Bittere noch bitterer machen, indem dem Elend auch noch das Etikett zugefügt wird, "einen an der Klatsche" zu haben. Dabei habe ich vor allem jene Altersgruppen vor Augen, für die körperliche Krankheiten die einzigen sind, die 'man haben darf, ohne gleich als bekloppt zu gelten'. Psychotherapie, das ist eben 'neumodisches Zeugs und dass die Psychologischen Psychotherapeuten keine Ärzte sind, das ist ja merkwürdig, sind das denn keine Psychiater? Gibt' s denn da nicht auch gleich Medikamente und ist nicht eh alles erblich und liegt in der Familie?'

Nein, so ist es nicht gemeint. Das Nachdenken über das Schema Bitterkeit ist natürlich verbunden mit der Frage nach angemessenen therapeutischen Strategien. Und dabei denke ich zuerst an das Annehmen des Bitteren am Bitteren. Vielleicht ist es ja nicht mehr so bitter, wenn man es akzeptieren kann, sich 'mit dem Schicksal versöhnt hat', Abstand gewinnen kann von den vielen Vorgaben, Ansprüchen und Forderungen, wie die Dinge zu sein hätten, wie Menschen zu sein hätten und so fort.

Alles hat einmal ein Ende, das ist bitter. Da werden Leute angegriffen wegen eines Videos, mit dem sie nichts zu tun haben, das ist bitter. Bitter ist nicht nur manche Schokolade, bitter ist die Vergänglichkeit, Zerbrechlichkeit aller Menschen und allem, was sie jemals geschaffen haben (und noch schaffen werden?). Bitter ist der Tod.

Das Schema Bitterkeit ist ein Bewertungsmuster für bestimmte Aspekte der Realität. Wer Bitterkeit empfindet, traurig oder niedergeschlagen auf so manches schicksalhafte Ereignis reagiert, zeigt etwas, das nachvollziehbar, verständlich ist. Das Bittere als bitter zu empfinden ist aber auch eine Bewertung. Und wenn die Bewertung das eigentlich Bittere ist, dann lässt sich das Bittere auch verwandeln. Es läuft dann doch immer wieder darauf hinaus, die Dinge eben so zu akzeptieren, wie sie sind. Das ist schwer. Und dass es schwer ist, ist vielleicht auch bitter.

Vielleicht sollten wir das unseren Kindern sagen: erwarte nicht, das alles leicht wird oder alles gelingt. Aber achte dabei auf die Art, wie du die Dinge bewertest. Denn diese Bewertungen könnten ungesund sein.

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Wirkt Psychotherapie auch übers Telefon?


Die Schwelle zur Psychotherapie ist hoch - in Deutschland warten viele monatelang auf einen Therapieplatz, aber das ist nicht das einzige Problem. Die Angst vor der Therapie, die Befürchtung gesehen zu werden, die Schwierigkeit, gerade in ländlichen Regionen dort hin zu kommen, wo es Psychologische Psychotherapeuten gibt, hält zudem noch mehr Menschen davon ab, überhaupt einen Therapieplatz zu suchen. Wenn das alles auch per Telefon ginge, es hätte Vorteile, allen Bedenken, die da sein mögen zum Trotz. Vorteile und Nachteile lassen sich diskutieren, eine Frage ist dabei zentral: wirkt Psychotherapie denn überhaupt übers Telefon?
Immerhin fehlt der extraverbale Bereich, die Möglichkeit, Verhalten direkt zu beobachten, es fehlt der direkte Kontakt in einem gemeinsamen Raum.

In Cambridge wurde diese Frage untersucht: 39.000 Paiteten wurden dabei befragt, das ist eine beträchtliche Anzahl. Der Vergleich bezog sich auf Kognitive Therapie - in der einen Gruppe im direkten Kontakt, in der anderen übers Telefon. Für die meisten zeigten sich beide Varianten in gleicher Weise wirksam, ausgenommen ist dabei eine abgrenzbare Gruppe mit ernsthafteren Problemen.

Die Autoren weisen darauf hin, dass Psychotherapie per Telefon auch jenen zugänglich ist, die aufgrund von Transportproblemen, beruflichen Verpflichtungen, körperlichen Einschränkungen oder anderer Probleme gar nicht in der Lage wären, eine psychotherapeutische Praxis aufzusuchen. Außerdem waren die Kosten in der Studie für die Psychotherapie per Telefon deutlich geringer (im Originaltext sind 36,2% Kostenersparnis angegeben, die Zahl bezieht sich auf den Osten Englands).

Dem Wunsch der University of Cambridge, bei Bezugnahme auf diese Studie einen Link auf die ensprechende Seite zu setzen, komme ich gern nach:



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Dienstag, 25. September 2012

Gleitflug 7 (überm Dom)

An diesem Stück bastle ich seit Monaten immer wieder herum... eine neue Bassmelodie musste her und das Geläut am Anfang könnte, sollte und dürfte die Vorstellung wecken, über einen Dom zu fliegen. Ansonsten stelle ich immer wieder fest, wie irrsinnig schwierig es ist, ein bestimmtes Klangbild auch wirklich umzusetzen...

Gleitflug 7 (überm Dom) by mejaro
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