Ganz bestimmt wird es auch weiterhin erzählt und weiter vermittelt: die Vorstellung, Kommunikation bestünde darin, dass ein Sender einem Empfänger eine Nachricht übermittelt. Vielleicht auch, dass jede Kommunikation einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt habe. Oder eine Nachricht vier Seiten habe, ein Empfänger also im Grunde vier Ohren bräuchte. Oder gar hat.
Die Perspektive, ein Gespräch als „intentionale, wechselseitige Verständigungshandlung“ (SW, S. 45) zu verstehen, scheint zunächst schwer nachvollziehbar zu sein – und grenzt die Sprechwissenschaft deutlich gegenüber der typischen Betrachtung des Individuums in der Psychologie ab. Das sei ja dann „sowas wie Soziologie“, sagen manche.
Was ist eigentlich ein Gespräch? Wenn ich von der alltäglichen Vorstellung ausgehe, dass da eben zwei oder mehr Menschen miteinander sprechen, dann ist ein Modell, das plötzlich von einem Sender und einem Empfänger ausgeht, recht weit von der Alltagserfahrung weg. Ich stelle mir vor… ich treffe jemanden. Sage „Hallo, wie geht’s“. Dann habe ich als Sender einem Empfänger eine Nachricht übermittelt. Aber ein Gespräch ist damit nicht beschrieben. Ein kurzer Moment, ein minimaler Gesprächszug wird beschrieben, mehr nicht. Inhalt und Beziehung? Das sind zwei Aspekte. Die Darstellung der Faktoren der Sinnkonstitution in der Sprechwissenschaft beschreibt fünf Bereiche – auf diese Faktoren komme ich noch zurück.
Der gemeinsame Sinn – steckt nicht in den Worten allein. Der Sinn des Gesprochenen liegt nicht „in der Nachricht“. Nicht allein in der Sprache. Wenn es zu Missverständnissen kommt, dann kann ich nicht alles mit einer „Störung bei der Übertragung“ erklären. Wechselseitigkeit, das bedeutet zunächst: es geht hin und her. Ein Gespräch ist eben kein Monolog. Das Miteinander zeigt sich darin, dass die Miteinandersprechenden abwechselnd zu Wort kommen… Und hier wird der eine oder die andere schon hellhörig (hell-lesend?) und wird sich denken: ja, das wäre schön. Wenn ich auch mal zu Wort käme… Damit ist dann in der Regel nicht gemeint, dass es nicht möglich ist, etwas zu sagen. „Zu Wort kommen“ bedeutet eben in der Regel, dass man auch aussprechen darf und nicht immer wieder unterbrochen wird.
Zu einem Gespräch gehören eben zwei (mindestens). Wenn Sinn eine gemeinsame „Leistung“ ist, die etwas damit zu tun hat, dass die miteinander sprechenden Menschen sich über etwas verständigen, dann kann diese gemeinsame Sinnkonstitution auch scheitern. Gespräche können misslingen, zu keinem Ergebnis führen, im Sande verlaufen, sich im Kreis drehen, in die Irre führen – gemeinsam kann auch Unsinn erzeugt werden. Alltagssprachlich sagen wir vielleicht: wir verstehen uns nicht. Mit dem oder der kann man nicht reden. Das macht keinen Sinn. Wir reden aneinander vorbei. Oder: keiner versteht mich, was mache ich falsch?
Betrachte ich eine einzelne Person, lässt sich die Frage stellen, wie man sich verständlich ausdrücken kann. Oder – wie man andere Menschen verstehen kann. Betrachte ich das Gespräch, stellt sich die Frage, ob der Prozeß gelingt, in dem gemeinsam Sinn erzeugt wird. Sich miteinander verständigen ist mehr als eine Frage der richtigen Wortwahl, der Sprachkosmetik, des rhetorischen Geschicks. Es ist eine Frage nach dem, was zwischen den miteinander sprechenden Menschen passiert – oder auch nicht.
Die Einsicht, dass ein bestimmter Begriff nicht für alle Menschen dieselbe Bedeutung haben muss, macht einen Teil des Problemfelds deutlicher. Ich sage nur: das ist schön.
Schön. Schön kann man alles Mögliche finden… was ich schön finde, muss anderen nicht gefallen und umgekehrt. Wann ist etwas schön? Lassen sich dafür Kriterien entwickeln, die für alle Menschen auf der Welt gültig sind? Man kann sich darüber verständigen, was „schön“ bedeuten soll, sich darüber auch streiten. Voraussetzen, dass automatisch verstanden wird, was ich meine, wenn ich etwas schön finde, das kann ich nicht. Außerdem ist eine Aussage wie „das ist schön“ überhaupt nicht verständlich, wenn unklar ist, worauf ich mich eigentlich beziehe. Vielleicht deute ich auf etwas. Oder es war im Gespräch etwas erwähnt, das nun eine Beschreibung erhält. Ohne zu wissen, wer an diesem Gespräch beteiligt ist, ohne die Situation und den Zusammenhang zu kennen, lässt sich unmöglich verstehen, was das alles bedeuten soll. Eine „Nachricht“ aus dem Zusammenhang zu reißen und zu glauben, man könne damit erfassen, was in einem Gespräch geschieht, das ist irreführend, verkürzend. Für die Praxis wenig tauglich.
Wer nun aber nach der Praxis fragt, kann zunächst einmal überlegen, was da geschieht, wenn Menschen miteinander sprechen. Was ist ein gutes Gespräch?
Die Perspektive, ein Gespräch als „intentionale, wechselseitige Verständigungshandlung“ (SW, S. 45) zu verstehen, scheint zunächst schwer nachvollziehbar zu sein – und grenzt die Sprechwissenschaft deutlich gegenüber der typischen Betrachtung des Individuums in der Psychologie ab. Das sei ja dann „sowas wie Soziologie“, sagen manche.
Was ist eigentlich ein Gespräch? Wenn ich von der alltäglichen Vorstellung ausgehe, dass da eben zwei oder mehr Menschen miteinander sprechen, dann ist ein Modell, das plötzlich von einem Sender und einem Empfänger ausgeht, recht weit von der Alltagserfahrung weg. Ich stelle mir vor… ich treffe jemanden. Sage „Hallo, wie geht’s“. Dann habe ich als Sender einem Empfänger eine Nachricht übermittelt. Aber ein Gespräch ist damit nicht beschrieben. Ein kurzer Moment, ein minimaler Gesprächszug wird beschrieben, mehr nicht. Inhalt und Beziehung? Das sind zwei Aspekte. Die Darstellung der Faktoren der Sinnkonstitution in der Sprechwissenschaft beschreibt fünf Bereiche – auf diese Faktoren komme ich noch zurück.
Der gemeinsame Sinn – steckt nicht in den Worten allein. Der Sinn des Gesprochenen liegt nicht „in der Nachricht“. Nicht allein in der Sprache. Wenn es zu Missverständnissen kommt, dann kann ich nicht alles mit einer „Störung bei der Übertragung“ erklären. Wechselseitigkeit, das bedeutet zunächst: es geht hin und her. Ein Gespräch ist eben kein Monolog. Das Miteinander zeigt sich darin, dass die Miteinandersprechenden abwechselnd zu Wort kommen… Und hier wird der eine oder die andere schon hellhörig (hell-lesend?) und wird sich denken: ja, das wäre schön. Wenn ich auch mal zu Wort käme… Damit ist dann in der Regel nicht gemeint, dass es nicht möglich ist, etwas zu sagen. „Zu Wort kommen“ bedeutet eben in der Regel, dass man auch aussprechen darf und nicht immer wieder unterbrochen wird.
Zu einem Gespräch gehören eben zwei (mindestens). Wenn Sinn eine gemeinsame „Leistung“ ist, die etwas damit zu tun hat, dass die miteinander sprechenden Menschen sich über etwas verständigen, dann kann diese gemeinsame Sinnkonstitution auch scheitern. Gespräche können misslingen, zu keinem Ergebnis führen, im Sande verlaufen, sich im Kreis drehen, in die Irre führen – gemeinsam kann auch Unsinn erzeugt werden. Alltagssprachlich sagen wir vielleicht: wir verstehen uns nicht. Mit dem oder der kann man nicht reden. Das macht keinen Sinn. Wir reden aneinander vorbei. Oder: keiner versteht mich, was mache ich falsch?
Betrachte ich eine einzelne Person, lässt sich die Frage stellen, wie man sich verständlich ausdrücken kann. Oder – wie man andere Menschen verstehen kann. Betrachte ich das Gespräch, stellt sich die Frage, ob der Prozeß gelingt, in dem gemeinsam Sinn erzeugt wird. Sich miteinander verständigen ist mehr als eine Frage der richtigen Wortwahl, der Sprachkosmetik, des rhetorischen Geschicks. Es ist eine Frage nach dem, was zwischen den miteinander sprechenden Menschen passiert – oder auch nicht.
Die Einsicht, dass ein bestimmter Begriff nicht für alle Menschen dieselbe Bedeutung haben muss, macht einen Teil des Problemfelds deutlicher. Ich sage nur: das ist schön.
Schön. Schön kann man alles Mögliche finden… was ich schön finde, muss anderen nicht gefallen und umgekehrt. Wann ist etwas schön? Lassen sich dafür Kriterien entwickeln, die für alle Menschen auf der Welt gültig sind? Man kann sich darüber verständigen, was „schön“ bedeuten soll, sich darüber auch streiten. Voraussetzen, dass automatisch verstanden wird, was ich meine, wenn ich etwas schön finde, das kann ich nicht. Außerdem ist eine Aussage wie „das ist schön“ überhaupt nicht verständlich, wenn unklar ist, worauf ich mich eigentlich beziehe. Vielleicht deute ich auf etwas. Oder es war im Gespräch etwas erwähnt, das nun eine Beschreibung erhält. Ohne zu wissen, wer an diesem Gespräch beteiligt ist, ohne die Situation und den Zusammenhang zu kennen, lässt sich unmöglich verstehen, was das alles bedeuten soll. Eine „Nachricht“ aus dem Zusammenhang zu reißen und zu glauben, man könne damit erfassen, was in einem Gespräch geschieht, das ist irreführend, verkürzend. Für die Praxis wenig tauglich.
Wer nun aber nach der Praxis fragt, kann zunächst einmal überlegen, was da geschieht, wenn Menschen miteinander sprechen. Was ist ein gutes Gespräch?
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