Die Frage eignet sich hervorragend als Einstieg in das Thema Miteinandersprechen. Den meisten fällt dazu spontan etwas ein. Wenn ich so zurückdenke… da gab es Gespräche, die ich gut fand, weil sie lebendig waren. Andere sagen vielleicht: da haben wir uns gut unterhalten. Dann stellt jemand fest: mit manchen Leuten kann man einfach nicht reden. Oder – es gibt Menschen die können einfach nicht zuhören. Gesprächserfahrungen sind sehr unterschiedlich – und die Vorstellungen von dem, was ein „gutes Gespräch“ ist, können recht weit auseinander liegen. In manchen Familien ist es völlig normal, wenn alle durcheinander reden. Andere schätzen es überhaupt nicht, wenn sie darum kämpfen müssen, überhaupt zu Wort zu kommen oder nicht zu Ende sprechen dürfen, weil sie ständig unterbrochen werden. Und dann kommen die modernen Zeiten… Besprechungen, in denen sieben Leute mit einem Handy sitzen. Und eines davon klingelt natürlich fast immer. Da soll ein gutes Gespräch zustande kommen? Vielen Feinheiten kommen wir auf die Schliche, wenn wir uns fragen: was ist für mich ein gutes Gespräch? Dabei werden auch Unterschiede sichtbar – zwischen einzelnen Menschen aber auch zwischen verschiedenen Situationen.
Nehmen wir an, die freiwillige Feuerwehr wird alarmiert. Eine Einsatzbesprechung ist geplant – aber es brennt eben. Ein „gutes Gespräch“ muss hier sehr kurz sein. Wenn die Besprechung so lang dauert, bis das Haus abgebrannt ist, dann ist irgend etwas schief gelaufen. Privat dagegen, Sonntag nachmittags bei Kaffee und Kuchen… da kann man sich Zeit lassen. Gemütlichkeit ist da eher ein Zeichen eines guten Gesprächs. Nur keine Hektik. Es muss auch nicht besonders tiefsinnig sein, die Themen können sich von hier nach da und wieder zurück bewegen.
Alltagssprachliche Formulierungen zeigen eine Menge auf und es lohnt sich, einmal genauer darüber nachzudenken. Was bedeutet es denn, wenn zwei Menschen „aneinander vorbei reden“? Was ist gemeint, wenn jemand sagt „ich komme nie zu Wort“ oder gar „ich habe nichts zu sagen“? Der Ort, der Zusammenhang, ob es ein berufliches oder privates Gespräch ist, ob der eine oder die andere ein bestimmtes Thema im Auge (?) hat oder nicht, ob man sich einfach nur unterhalten will oder ein bestimmter Anlass für das Gespräch vorliegt.
Miteinander sprechen ist etwas anderes als gegeneinander sprechen, es ist kein durcheinander sprechen und kein simples aneinander sprechen. Miteinander ist nicht aneinander vorbei – und irgendwie ist es recht einleuchtend, dass all das auch etwas mit dem Zuhören zu tun hat.
Leider gibt es auch in Berufsfeldern, in denen es um Beratung oder Therapie geht, Leute, die sehr schnell Situationen und Zusammenhänge erkennen, ruckzuck mit einem „guten Rat“ bereit stehen. Aber einfach nicht zuhören können. Und deshalb sehr schnell sehr weit daneben liegen können… Das Problem betrifft nicht nur Gesprächssituationen, sondern auch Redesituationen. Vorträge, die am Ohr des Publikums vorbeigehen… Lehrende kennen das. Den Eindruck, gegen eine Wand zu reden. Auf taube Ohren zu stoßen. Eine ganze Klasse muss sich zu einem bestimmten Zeitpunkt für den Kaiser Augustus, die chemischen Elemente oder den Satz des Pythagoras interessieren – weil es eben im Lehrplan steht. Da ist nichts zu rütteln… und darin liegt die Wurzel des Problems, dass in der Schule „gute Gespräche“ höchst selten sind. Wenn es dann einmal gelungen ist, ein lebendiges Gespräch möglich zu machen… mittendrin klingelt es dann, die Stunde ist zu Ende. Schade. Gerade hatte es sich gezeigt, dass Lehrer auch eine Meinung haben können und nicht nur Wissen transportieren…
Die Rollen und die Situation setzen eben so manchem Gespräch enge Grenzen. Man kann sich nicht mit jedem in jeder Situation über alles unterhalten. Man kann nicht mit allen über alles sprechen. Wenn die Schwiegermutter zu Besuch kommt, um die Gattin ihres geschätzten Sohnes darüber zu belehren, wie die Kinder erzogen werden müssen, schließlich weiß sie ja, wie man das macht…! Dann gibt es schnell „dicke Luft“. Ärger, weil so manche und mancher sich nicht „reinreden lassen will“. Weil es heikle Themen gibt, die manchmal besser vermieden werden… Gespräche führen leicht zu Konflikten. Warum das so ist? Eine einfache Frage habe ich dazu: warum sollten sich die Menschen in allem einig sein? Warum sollte irgend jemand auf der Welt genau so denken wie ich, die Welt genau so sehen wie ich das tue? Jeder Mensch hat seine eigene Geschichte, eine eigene Biographie und das heißt auch: eine eigene Gesprächsbiographie. Manche sind es gewohnt, dass bei Tisch viel gesprochen wird. Andere kennen eher die schweigsame Runde, kurze Fragen wie „kann ich mal die Butter haben?“ und das war es dann. Gesprächskultur entwickelt sich zuerst zuhause – oder auch nicht. In der Schule? Fragezeichen. Im Beruf? Zuhören, das können wir doch alle. Mit anderen sprechen, das ist doch so einfach, nein, also das muss man doch nicht lernen. Oder?
Nehmen wir an, die freiwillige Feuerwehr wird alarmiert. Eine Einsatzbesprechung ist geplant – aber es brennt eben. Ein „gutes Gespräch“ muss hier sehr kurz sein. Wenn die Besprechung so lang dauert, bis das Haus abgebrannt ist, dann ist irgend etwas schief gelaufen. Privat dagegen, Sonntag nachmittags bei Kaffee und Kuchen… da kann man sich Zeit lassen. Gemütlichkeit ist da eher ein Zeichen eines guten Gesprächs. Nur keine Hektik. Es muss auch nicht besonders tiefsinnig sein, die Themen können sich von hier nach da und wieder zurück bewegen.
Alltagssprachliche Formulierungen zeigen eine Menge auf und es lohnt sich, einmal genauer darüber nachzudenken. Was bedeutet es denn, wenn zwei Menschen „aneinander vorbei reden“? Was ist gemeint, wenn jemand sagt „ich komme nie zu Wort“ oder gar „ich habe nichts zu sagen“? Der Ort, der Zusammenhang, ob es ein berufliches oder privates Gespräch ist, ob der eine oder die andere ein bestimmtes Thema im Auge (?) hat oder nicht, ob man sich einfach nur unterhalten will oder ein bestimmter Anlass für das Gespräch vorliegt.
Miteinander sprechen ist etwas anderes als gegeneinander sprechen, es ist kein durcheinander sprechen und kein simples aneinander sprechen. Miteinander ist nicht aneinander vorbei – und irgendwie ist es recht einleuchtend, dass all das auch etwas mit dem Zuhören zu tun hat.
Leider gibt es auch in Berufsfeldern, in denen es um Beratung oder Therapie geht, Leute, die sehr schnell Situationen und Zusammenhänge erkennen, ruckzuck mit einem „guten Rat“ bereit stehen. Aber einfach nicht zuhören können. Und deshalb sehr schnell sehr weit daneben liegen können… Das Problem betrifft nicht nur Gesprächssituationen, sondern auch Redesituationen. Vorträge, die am Ohr des Publikums vorbeigehen… Lehrende kennen das. Den Eindruck, gegen eine Wand zu reden. Auf taube Ohren zu stoßen. Eine ganze Klasse muss sich zu einem bestimmten Zeitpunkt für den Kaiser Augustus, die chemischen Elemente oder den Satz des Pythagoras interessieren – weil es eben im Lehrplan steht. Da ist nichts zu rütteln… und darin liegt die Wurzel des Problems, dass in der Schule „gute Gespräche“ höchst selten sind. Wenn es dann einmal gelungen ist, ein lebendiges Gespräch möglich zu machen… mittendrin klingelt es dann, die Stunde ist zu Ende. Schade. Gerade hatte es sich gezeigt, dass Lehrer auch eine Meinung haben können und nicht nur Wissen transportieren…
Die Rollen und die Situation setzen eben so manchem Gespräch enge Grenzen. Man kann sich nicht mit jedem in jeder Situation über alles unterhalten. Man kann nicht mit allen über alles sprechen. Wenn die Schwiegermutter zu Besuch kommt, um die Gattin ihres geschätzten Sohnes darüber zu belehren, wie die Kinder erzogen werden müssen, schließlich weiß sie ja, wie man das macht…! Dann gibt es schnell „dicke Luft“. Ärger, weil so manche und mancher sich nicht „reinreden lassen will“. Weil es heikle Themen gibt, die manchmal besser vermieden werden… Gespräche führen leicht zu Konflikten. Warum das so ist? Eine einfache Frage habe ich dazu: warum sollten sich die Menschen in allem einig sein? Warum sollte irgend jemand auf der Welt genau so denken wie ich, die Welt genau so sehen wie ich das tue? Jeder Mensch hat seine eigene Geschichte, eine eigene Biographie und das heißt auch: eine eigene Gesprächsbiographie. Manche sind es gewohnt, dass bei Tisch viel gesprochen wird. Andere kennen eher die schweigsame Runde, kurze Fragen wie „kann ich mal die Butter haben?“ und das war es dann. Gesprächskultur entwickelt sich zuerst zuhause – oder auch nicht. In der Schule? Fragezeichen. Im Beruf? Zuhören, das können wir doch alle. Mit anderen sprechen, das ist doch so einfach, nein, also das muss man doch nicht lernen. Oder?
Das sind sehr feine Feststellungen, Gründe und Thesen!!! Ich habe schon oft festgestellt, mit dem kann ich und mit dem anderen nicht. Warum? Es ist halt so. Ich glaube nicht, dass man da was erzwingen kann. Man kann sich etwas anpassen, z.B. bei der Arbeit aber grundsätzlich wird man Menschen treffen mit denen man kann und mit anderen nicht. Einige mit denen ich gut kann, habe ich nach einiger Zeit nach ihrem Sternzeichen gefragt. Es waren meist die Sternzeichen, die zu meinem passten. Wen wundert es, ha.
AntwortenLöschenIch vermisse im Alltag oft die Zuhörer. Die fehlen meist. Ich höre sehr oft zu, das ist wohl auch meine Bestimmung in diesem Leben. Menschen zuhören, denen sonst keiner ausreichend zuhört. Ich nehme es an und lebe damit.
Da ich bei meiner Arbeit sehr wenig Erfüllung finde, habe ich festgestellt, dass ich nicht wegen der eigentlich Arbeit dort gelandet bin, sondern deshalb, weil ich mit jedem so umgehen kann, dass ich die, die nicht miteinander reden, indirekt etwas näher wieder zusammen bringe. Puuh, hoffentlich schreibe ich nicht zu wirr?
Liebe Grüße vom Jürgen
Hallo Jürgen,
AntwortenLöschendas fand ich nicht wirr... es ist eine Alltagserfahrung, dass wir uns mit manchen Menschen eben besser verstehen. Aber mit der Erklärung, dass "die Chemie eben stimmen muss", komme ich nicht weit. Den Wert der Sprechwissenschaft und der Sprecherziehung als Anwendung sehe ich darin, die Gründe genauer beschreiben zu können, warum es mit manchen Menschen eben besser klappt als mit anderen. Und das Zuhören spielt dabei eine große Rolle. Zuhören kann man lernen, es ist eine Fähigkeit, die sich entwickeln läßt. In Seminaren zum Thema Konfliktrhetorik reagierten manche erstmal überrascht, wenn ich mit Übungen zum Zuhören ankam. Aber die Beobachtung zeigt, dass sich auch strittige Themen ganz anders entwickeln, wenn mehr auf das Zuhören geachtet wird. Auch "Streitgespräche" verlieren enorm an Schärfe, wenn ab und zu eben geklärt wird - wenn jemand nachfragt, wie dieses oder jenes gemeint war. So kann man lernen, auch Unterschiede stehen zu lassen. Und wenn es um die Arbeit geht - da muss man sich auch nicht in allen Fragen einig sein. Es lohnt sich also nicht, sich über alles zu streiten... nur die wichtigen Dinge, die sollten zum Thema werden. Auch da liegt vieles im Argen... am Ende entscheidet meist die Machtposition und nicht das sachliche Argument. Es ist wirklich ein weites Feld...
Über Konflikte im Zug könnte ich übrigens auch mal eine Pendlergeschichte schreiben...
Liebe Grüße von Rolf
Das hatte ich noch gar nicht gelesen. Hatte wohl vergessen auf Per Email abonnieren anzuklicken.... Jetzt ist mir einiges wieder klarer. Danke!
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