Psychosophie

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In der Begegnung mit anderen Menschen können wir uns selbst und andere besser verstehen lernen. Wenn wir miteinander sprechen, begegnen sich subjektive Welten. Vielleicht entstehen daraus Einsichten, die für das je eigene Leben von Bedeutung sind.

Dienstag, 2. März 2010

Sprache, Wissenschaft und Erkenntnis

Denken ist nicht nur sprachliches Denken, aber Wissenschaft teilt sich über die Sprache mit. Nicht ausschließlich, denn Symbole, Zeichen, Formeln, Grafiken, Bilder und Gegenstände können ebenfalls in diesem Prozess eine Rolle spielen, wenn es um die Darstellung von Erkenntnissen geht. Was sich mit Worten nicht oder schlecht ausdrücken lässt, weil es eine umfangreiche Beschreibung erfordern würde, kann mit einem Bild deutlicher werden.
Die Sprache hat aber noch eine andere Bedeutung - als Bemühen, etwas zur Sprache zu bringen, wird Wissenschaft immer wieder zu einem Prozess, in dem neue Themen auftauchen, neue Begriffe bislang Unsagbares zum Gegenstand wissenschaftlicher und alltäglicher Forschung und Kommunikation machen. Der Sinn eines sprechenden Knochens lässt sich dem neuzeitlichen Catweazle nur erläutern, wenn man den Begriff "Telefon" kennt. Der Kerngedanke ist leicht zu verstehen. Wissenschaft kann, soll und muss sich auch um die Sprache bemühen.

Dabei stehen manche Wissenschaften vor einem besonderen Problem. In der Welt der Bits und Bytes hat man sich daran gewöhnt, dass immer wieder neue Begriffe auftauchen, die bislang unbekannt waren. Wer sie nicht kennt, steht also vor der Wahl, entweder nicht mitreden zu können, oder eben nachzufragen bzw. nachzuschlagen, was sich hinter diesem Begriff verbirgt. Auf die Idee, einen Begriff zu ergoogeln, den man doch kennt und mit einer bestimmten Bedeutung verbindet, kommen dagegen nur wenige.

Geht es um Psychologie, um einen Gegenstand, der wir doch schließlich alle selbst sind, scheint so manches unmittelbar verständlich oder auch unsinnig, das in Begriffen der Alltagssprache irgendwie unmittelbar Zugängliches oder Erfahrbares in ungewohnte Zusammenhänge stellt. Leicht wird dabei übersehen, dass ein bestimmter Begriff in einer Fachsprache eine ganz andere Bedeutung haben kann, schlimmer noch, dass dieser Begriff innerhalb eines Faches oft mit unterschiedlichen Bedeutungen verwendet wird.

Diese potentielle Missverständlichkeit lässt sich mit einem skeptischen Blick auf Wittgenstein durch die Untersuchung der Sprache sicher nicht ein für allemal aus der Welt schaffen, aber entschärfen, reduzieren, klären. Einfach indem Begriffe geklärt, klar definiert und entweder als Konsens in den Kanon der Wissenschaft aufgenommen oder in seiner Bedeutungsvielfalt transparent gemacht wird. So einfach ist es nicht zu bestimmen, in welche Richtung die Entwicklung gehen sollte - eine eindeutige Definition erleichtert zwar so manches.
Eine neue Bedeutungskomponente kann aber auch ein Erkenntnisfortschritt bedeuten und sei es auch nur als anregende Frage, die Denkbewegungen und Forschungsansätze auszulösen vermag.

Erkenntnis mag sich anbahnen auf einer Ebene, die noch nicht die Worte und Formulierungen kennt, die einen Sachverhalt beschreiben - aber erst in der Sprache findet sie den Ort, von dem aus sie sich mitteilen kann. Und dort erst lässt sich - vielleicht - klären, ob das, was sich Erkenntnis nennt, Gültigkeit für sich in Anspruch nehmen darf, korrigiert, modifiziert oder falsifiziert der Sammlung bekannter Irrtümer zuzuordnen ist.

Wirklich fruchtbar im Sinne des Erkennens wird Wissenschaft nicht dort, wo sie etwas feststellt und darauf beharrt - sondern dort, wo sie Fragen aufwirft, zum Mitdenken und Weiterdenken einlädt.

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