Psychosophie

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In der Begegnung mit anderen Menschen können wir uns selbst und andere besser verstehen lernen. Wenn wir miteinander sprechen, begegnen sich subjektive Welten. Vielleicht entstehen daraus Einsichten, die für das je eigene Leben von Bedeutung sind.

Montag, 22. März 2010

Ausgrenzende Kommunikation im Internet

Kommunikation im Internet ist ja nur virtuell, also nicht so bedeutend - könnte man meinen. Dass solche Prozesse sehr wohl einen starken Einfluss haben, zeigt eine Studie an der Universität in Kent. 
Professor Dominic Abrams untersuchte mit seinen Mitarbeitern den Einfluss ausgrenzender Kommunikation auf die Selbsteinschätzung bei Personen aus unterschiedlichen Altersgruppen. Dabei geht es auch um die Begriffe 'Cybermobbing' und 'Bullying' - Mobbing im Internet also, meist verbunden mit Angriffen, Beleidigungen und Verletzungen. Mit 'ostracism' wird eine scheinbar harmlose Form untersucht, übersetzen kann man das Wort mit 'Ächtung', 'Verbannung' oder - etwas neutraler - mit 'Ausgrenzung'. Ausgrenzende Kommunikation bezeichnet also einen Vorgang, bei dem einzelne Personen einfach ignoriert werden. Abrams geht davon aus, dass Ausgrenzung (im Original eben 'ostracism') grundlegende Bedürfnisse des Selbstwertgefühls, der Zugehörigkeit, Bedeutsamkeit und Kontrolle verletzt. Anders formuliert: wer wahrgenommen wird, ist "jemand", wird beachtet, ist von Bedeutung und kann mit beeinflussen, was da geschieht. Wer ausgegrenzt wird, nicht beachtet wird, verliert auch an Bedeutung - nicht nur vor den anderen, sondern auch vor sich selbst.

Die Forscher teilten ihre Versuchspersonen in drei Gruppen ein: 41 Personen waren im Alter von 8-9 Jahren, 79 im Alter von 13-14 Jahren, 46 im Alter von 20 Jahren. In einem Onlinespiel (namens 'Cyberball') sollten sie mit drei anderen Spielern Bälle hin und her werfen. In einer Versuchsbedingung wurden die Teilnehmer mit einbezogen, in einer zweiten Bedingung bekamen sie nur am Anfang zweimal einen Ball zugeworfen, danach spielten die anderen Teilnehmer ohne die Versuchsperson weiter.

Nach jedem Durchgang sollten die Versuchspersonen ihre Selbsteinschätzung beurteilen und angeben, ob ihnen das Spiel gefallen habe. In allen drei Gruppen führte die Versuchsbedingung, in der die Personen ausgegrenzt wurden, zu einer niedrigeren Selbsteinschätzung - alle vier oben genannten Bedürfnisse wurden verletzt. Und die Stimmung war gedrückt. In der Gruppe der 8-9-Jährigen zeigten sich diese Effekte am deutlichsten. Die Forscher gehen davon aus, dass Ältere wirksame Muster gegen die Bedrohung des Selbstwertgefühls entwickelt haben, also nicht (mehr) so anfällig sind. Bei den 13-14-Jährigen wurde das Gefühl der Zugehörigkeit am stärksten beeinflusst - was den Gedanken stützt, dass die Gruppe der Gleichaltrigen (die 'peer group') im Jugendalter eine besondere Bedeutung besitzt. Und das gilt auch für Netzwerke im Internet, die wesentlich wichtiger sind als bei Kindern oder Erwachsenen.

Die negativen Reaktionen ließen nach, wenn die Versuchspersonen anschließend in das Spiel eingebunden wurden. Abrams geht davon aus, dass Ältere weniger Probleme damit haben, Anschluss zu finden, wenn sie irgendwo ausgegrenzt wurden. Für Kinder dagegen kann das sehr schwer sein - Eltern und Lehrer sollten deshalb besonders achtsam sein, ob Kinder mehrfach die Erfahrung machen, nicht dabei sein zu dürfen und ausgegrenzt zu werden.

 
Quelle:

University of Kent (2010, March 22). Online ostracism damages children’s self esteem. ScienceDaily. Retrieved March 22, 2010, from http://www.sciencedaily.com­ /releases/2010/03/100322083853.htm


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