Psychosophie

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In der Begegnung mit anderen Menschen können wir uns selbst und andere besser verstehen lernen. Wenn wir miteinander sprechen, begegnen sich subjektive Welten. Vielleicht entstehen daraus Einsichten, die für das je eigene Leben von Bedeutung sind.

Dienstag, 30. März 2010

Steht Brainstorming in der Gruppe der Kreativität im Weg?

Brainstorming in der Gruppe ist eine feine Sache, fördert die Entwicklung neuer Ideen und nutzt das Potential der Gruppe. Eine Gruppe, die etwa ein neues Produkt entwickeln will, sollte am besten funktionieren, wenn Fachleute aus verschiedenen Abteilungen mit unterschiedlichen Schwerpunkten zusammen kommen. Stylianos Kavadias (Georgia Institute of Technology) und Svenja C. Sommer (HEC Paris) haben die Literatur zum Thema Brainstorming gesichtet und einen Vergleich angestellt: sind heterogene Gruppen wirklich produktiver - oder finden Spezialisten bessere Lösungen, wenn sie allein arbeiten? Sie kamen dabei zu dem Schluss, dass bei sehr speziellen Problemen eine heterogene Gruppe eher stört - während bereichsübergreifende Probleme besser von heterogenen Gruppen gelöst werden.


Die neueren Untersuchungen von Nicholas Kohn et. al. (Texas A&M University) werfen ebenfalls einen kritischen Blick auf die Ergebnisse von Brainstormingsitzungen.

"Fixation to other people's ideas can occur unconsciously and lead to you suggesting ideas that mimic your brainstorming partners. Thus, you potentially become less creative." (Nicholas Kohn)

Übersetzt: Die Fixierung auf die Ideen anderer kann stattfinden, ohne dass sie bemerkt wird. Und führt dann dazu, dass andere nachgeahmt werden, die Kreativität lässt nach.


Brainstorming, die Problembearbeitung in der Gruppe, kann also dazu führen, dass nur eine einzige Idee in Betracht gezogen und weiter verfolgt wird. Andere Ideen und Möglichkeiten werden unterdrückt. Dabei ensteht Konformität - auf Kosten der Kreativität. Gruppen sind also nicht immer der beste Rahmen, wenn es darum geht, neue Ideen zu entwickeln. Die Studien (bei denen der AOL Instant Messenger eingesetzt wurde und verschiedene Gruppengrößen untersucht wurden) zeigen außerdem, dass die Produktivität höher ist, wenn die Gruppenmitglieder sich zeitweise ausklinken und ihren Gedanken allein nachgehen können. Dort also, wo es wirklich um Problemlösungen und neue Perspektiven geht, sollten Gruppen diesen Konformitätseffekt kennen und berücksichtigen. Die Lösung vom Denkmuster 'alles muss in der Gruppe diskutiert werden' führt zu einer breiteren Palette an möglichen Lösungen und einer intensiveren Auseinandersetzung mit dem jeweiligen Problem.

Kommentar dazu von meiner Seite: auch die Bemühungen im Umfeld des Qualitätsmanagements können sich als innovationsfeindlich herausstellen - wenn einmal gefundene Lösungen und Vorgehensweisen als Dienstanweisung fixiert werden, werden natürlich alle anderen Möglichkeiten unterdrückt. Sprüche wie "das machen wir schon immer so" oder "das ist eben so festgelegt" können dazu führen, dass ein Unternehmen in seiner Entwicklung stehen bleibt. Frage also: ist es gut, wenn alles nach Plan läuft - oder könnte das kreative Chaos, das Nachdenken über die Möglichkeiten, irgend etwas irgendwie anders zu tun, so manches eingerostete Unternehmen wieder in Schwung bringen?

s. auch: Probleme gemeinsam lösen


Literatur:

Nicholas W. Kohn; Steven M. Smith. Collaborative fixation: Effects of others' ideas on brainstorming. Applied Cognitive Psychology, 2010; DOI: 10.1002/acp.1699

Quellen:

Institute for Operations Research and the Management Sciences (2009, December 15). Brainstorming works best in less specialized efforts, study finds. ScienceDaily. Retrieved March 30, 2010, from http://www.sciencedaily.com­ /releases/2009/12/091210125924.htm

Wiley-Blackwell (2010, March 29). 'That was my idea': Group brainstorming settings and fixation. ScienceDaily. Retrieved March 30, 2010, from http://www.sciencedaily.com­ /releases/2010/03/100329112157.htm

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