Psychosophie

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In der Begegnung mit anderen Menschen können wir uns selbst und andere besser verstehen lernen. Wenn wir miteinander sprechen, begegnen sich subjektive Welten. Vielleicht entstehen daraus Einsichten, die für das je eigene Leben von Bedeutung sind.

Sonntag, 31. Mai 2009

Guttenberg und das Rätsel Intuition

Hatte ich da nicht schon einmal etwas geschrieben? Habe ich... zum Krisenmanagement rund um Opel ging mir so manches durch den Kopf...
Im Grunde hätte es mich nicht verwundert, wenn ich mit meiner Einschätzung im November letzten Jahres ziemlich daneben getippt hätte. Zu viele Dinge sind eben nicht "mein Fach", zu viele Hintergründe fremd und zu viele Details unbekannt. Trotzdem... meine Prognose ist eingetroffen, und es würde mich nicht wundern, wenn auch die Produktion neuer Modelle bei Opel tatsächlich stattfinden würde. War das jetzt ein Zufall, ein Glückstreffer? Es wäre mir schwer gefallen zu begründen, warum ich eine Lösung für wahrscheinlich halte, die mit der Ablösung von GM und finanzieller Unterstützung für Opel verbunden ist. Und ich bin mir auch nicht sicher, ob ich das alles jetzt wirklich gut finden soll oder nicht.
Nun gibt es also Ärger um Guttenberg ... und den ebenfalls schwer zu begründenden Impuls, ihn in Schutz zu nehmen. Vielleicht ist es ja doch zu begründen - ich glaube einfach nicht, dass sich der Bundeswirtschaftsminister einfach so ins Abseits stellen wollte. Wenn er gegen den Rettungsplan war, dann hatte er wohl auch Gründe dafür - und gleichzeitig vielleicht ein Argumentationsproblem. Da ist von einer "anderen Risikoeinschätzung" die Rede - und anders als jene, die sich darüber ärgern oder sich über ihn lustig machen, stelle ich mir die Frage, ob dahinter die Wahrnehmung von Zusammenhängen steht, die weder theoretisch noch rational erfasst werden können. Intution eben - keinesfalls eine Garantie dafür, dass alles wirklich stimmt, was da erahnt wird. Aber trotzdem... ein Hinweis, dass die gefundene Lösung auch Gefahren mit sich bringt. Es wird also neuen Streit geben - und die Auseinandersetzung wird in die Irre gehen, wenn sie unter der Prämisse geführt wird, ob dieser Rettungsplan denn nun falsch ist oder nicht. Mehr dürfte es bringen, diesem Rätsel Intuition nach zu gehen... denn vielleicht ist da Einer, der etwas erkannt hat, das vielen anderen entgangen ist. Und das - könnte wichtig sein. Nur so nebenbei: warum hat die Intuition kein Verb? Was ich meine, wenn ich sage: "ich denke, ich sehe, ich höre..." - das ist verständlich. Sage ich: "ich intuiere", weiss niemand, was das sein soll...

Samstag, 30. Mai 2009

Sind Konflikte lösbar? Der Fall Opel

Erstmal macht sich Erleichterung breit... Magna steigt also bei Opel ein, Opel ist gerettet.
Die Aktion hat aber auch ihren Preis und ob jetzt wirklich "alles gut wird", muss sich zeigen.
Für den Moment sieht es so aus, als ob in einer komplizierten Situation eine Lösung gefunden ist. Na also, geht doch... wenn man will.
Eine gute Gelegenheit, theoretische Überlegungen unter die Lupe zu nehmen, vielleicht auch hier und da eine Ecke weiter zu denken. Sind Konflikte lösbar? Wenn ja, unter welchen Bedingungen?

Wenn man will... die Voraussetzungen beim Streiten, das Interesse daran, eine Lösung zu finden scheint eine notwendige Voraussetzung zu sein. Wenn es um etwas geht, schlägt man sich schon mal die Nacht um die Ohren... und wenn man sich die Chronologie betrachtet, wird deutlich, dass es alles andere als einfach war.
Moderne Zeiten... so manches lässt sich per Telefon, E-Mail, Fax und Brief erledigen, entscheidende Schritte zeigten sich aber im direkten Gespräch. Pressemitteilungen, Erklärungen, Angebote... Vorschläge also waren ein Teil des Prozesses, aber letzten Endes bleibt das Miteinander sprechen doch die bevorzugte Form, in der eine Lösung erarbeitet wird.
Konsens? Die Lösung ist kein echter Konsens. Der Bundeswirtschaftsminister hat immer noch Bedenken - "trägt aber die Lösung mit". Also - es müssen sich nicht alle in allem einig werden, wenn man in einer komplexen Situation eine Lösung finden will.
Ein typisches Grundelement von Konfliktsituationen zeigte sich in mehreren Vorschlägen, die für sich genommen strittig waren - dazu gehört die Idee einer Sanierung durch Insolvenz, die sich nicht durchgesetzt hat.
Die Einzelheiten im Gesamtprozess lassen sich aus den Medien nur begrenzt rekonstruieren - grundsätzlich aber kann man wohl sagen, dass die Lösung, die schließlich gefunden wurde, nicht von Anfang an vorlag. Und: ob man dem "schwarzen Baron" nun Vorwürfe machen will oder nicht - ohne die Einwände gegen die vorläufigen Angebote, ohne die Warnung, dass die Gespräche scheitern könnten, ohne eine Idee, die viele nicht realisiert werden wollten, wäre sie vielleicht nicht gefunden worden. Vorsichtig formuliert: auch ein Vorschlag, der nicht mehrheitsfähig ist, auch eine Bremse, die den Prozess aus der Sicht mancher Beteiligten zu blockieren scheint, kann sehr wichtig und konstruktiv sein.
Es gibt noch ein Element, das für komplexe Konfliktsituationen typisch ist: die Reorganisation bzw. Umstrukturierung, die sich im Fall Opel in der Trennung von General Motors zeigt.
Ohne diese Trennung wäre das Treuhandmodell nicht möglich gewesen.

Interessant ist auch die Meinungsumfrage der Tagesschau: zur Frage, wer Opel übernehmen solle, kamen für Magna die meisten Stimmen zusammen (29,1%) - die meisten Befürworter fand aber die Lösung "niemand, Opel sollte Insolvenz beantragen" (44,6%). Mit einer Zahl von 3211 Stimmen bezeichnet die ARD die Umfrage zu Recht als nicht repräsentativ - es sieht aber so aus, als ob Bundeswirtschaftsminister Guttenberg mit seiner Auffassung nicht allein da steht.

Zurück zur Frage: sind Konflikte lösbar? Das Ringen um die Zukunft von Opel zeigt, wie vielschichtig und kompliziert Konfliktsituationen sein können - viele Ebenen, viele Vorschläge, die in sich ebenfalls strittig sind, Lösungen, die mit Risiken verbunden sind, die man wiederum unterschiedlich einschätzen kann, verwickelte Zusammenhänge, die zunächst nicht leicht zu durchschauen sind. Begrenzte Handlungsmöglichkeiten und unterschiedliche Auffassungen über die Folgen, die bestimmte Entscheidungen nach sich ziehen... Jede Teil-Lösung kann neue Konflikte nach sich ziehen und bringt möglicherweise auch Nachteile. Es wird teuer. Und - es wird nicht gelingen, alle Arbeitsplätze zu erhalten. Man kann sich darüber streiten, ob und wie weit staatliche Hilfen für Wirtschaftsunternehmen zur Verfügung gestellt werden sollten. Trotz allem zeigt der Gesamtprozess, dass es möglich ist, auch in ausweglos erscheinenden Situationen Lösungen zu finden, auch wenn es keine "Patentlösung" sind, mit der alle Beteiligten rundherum zufrieden sind.

Aus der Rekonstruktion lassen sich Fragen formulieren, die in komplizierten Konfliktsituationen hilfreich sind:

1. Besteht ein Interesse an der Lösung des Konflikts?
2. Wer ist am Konflikt beteiligt, wer verfügt über welche Entscheidungs- und Handlungsmöglichkeiten?
3. Welche Lösungen sind möglich und wie lassen sie sich beurteilen? Welche Konsequenzen, Vorteile, Nachteile und Risiken sind mit den einzelnen Vorschlägen verbunden?
4. Was muss geschehen, damit ein Lösungsvorschlag realisierbar wird?
5. Welche Lösungsvorschläge sind konsensfähig, mehrheitsfähig, realisierbar?
6. An welchen Stellen ist ein Konsens erforderlich und wo nicht? Wer muss sich mit wem in welcher Frage wirklich einig werden, damit eine (Teil-)Lösung möglich wird?
7. Welche Einwände gibt es bezogen auf welchen Vorschlag und wie lassen sich diese Einwände berücksichtigen?
8. Welche Vorschläge lassen sich ausarbeiten und verbessern und welche Rolle spielen vorgebrachte Einwände dabei?
9. Worüber können sich die Beteiligten verständigen und wer soll was genau tun, damit eine gefundene Lösung konkret werden kann?

Problem gelöst? Für Opel ist die Geschichte noch lange nicht zu Ende... Auch das ist eine grundlegende Einsicht - komplizierte Situationen brauchen Zeit und Geduld, Konflikte zu lösen ist gelegentlich ein langsamer und mühsamer Prozess. Entscheidend ist, ob sich die Beteiligten auf den Weg machen.

Konflikte kann man also auf jeden Fall einer Lösung näher bringen - wenn man will.

Donnerstag, 28. Mai 2009

Pflegenotstand und Bevölkerungsentwicklung

Zwei Ansatzpunkte - die Stoff genug zum Nachdenken liefern können.
Der eine ist das Stichwort Pflegenotstand - und der andere, das ist eine Statistik über die voraussichtliche Bevölkerungsentwicklung in Europa.

Hinweis im Oktober 2009:

- tja: hier stand einmal eine Statistik von statista.com. Sie ist aber nicht mehr abrufbar - wer sie sehen will, darf 5,24 Euro bezahlen. OHNE MICH! Aufgeschrieben hatte ich mir die Zahlen leider nicht. Aber eines ist klar: Statistiken von statista.com wird es auf meinem Blog nicht mehr geben.

Na, das kann ja heiter werden!
 

Cybermobbing: Infos

Mobbing geschieht auch im Internet - und wird dort als "Cybermobbing" bezeichnet.





Zum Thema gibt es ausführliche Informationen von der österreichischen Informations- und Koordinierungsstelle Saferinternet.at. Die Stelle wird durch Mittel der EU finanziert und gibt zu vielen Fragen rund um Handy, Computer und Internet Hinweise und Empfehlungen. Informationsbroschüren für Eltern und Lehrer, Hinweise zum Urheberrecht, Empfehlungen zum Schutz vor Internetabzocke - auch für Blogs sind einige Themen sehr zu empfehlen. Wer gern überprüfen möchte, ob das alles auch "Hand und Fuss" hat, findet aktuelle Studien zum Schutz der Privatsphäre, Spielsucht und das Medienverhalten von Kindern und Jugendlichen.
Sowas... find ich gut.

Interessen im Gespräch

Wenn Menschen miteinander sprechen, geht es immer auch um ETWAS, um ein Thema also. Wenn sich beide oder mehrere für dasselbe Thema interessieren, kommt leichter ein Gespräch zustande, das zumindest scheint naheliegend zu sein. Frage also: was interessiert die Menschen denn überhaupt? Gibt es dabei Trends und Unterschiede, Themenfelder die wichtiger sind als andere?
In einer Studie des Insituts für Demokopie in Allensbach wurden im Jahr 2008 insgesamt über 10000 Personen im Alter von 14 bis 64 Jahren befragt. Die Befragten sollten angeben, für welche Themen sie sich besonders interessieren, Mehrfachnennungen waren möglich. Veröffentlicht wurden die Ergebnisse auf Statista im Januar 2009.*

Allgemein interessante Themen

Auffallend ist das starke Interesse am Themenfeld "Gesundheit" - mit 53% gab etwas mehr als die Hälfte der Befragten hier ein besonderes Interesse an. Danach kommen die Felder "Urlaub und Reisen", "Internet", "Haut- und Körperpflege".

Unterschiede zwischen Männern und Frauen

In einigen Themenfeldern gibt es rein statistisch auffallende Unterschiede zwischen Männern und Frauen.Der deutlichste Unterschied ist bei Fragen zu Kosmetik und Make-up zu erkennen: 35,7% der Frauen haben ihr ein besonderes Interesse, bei Männern sind es 1,9%. Betrachtet man die Themenfelder, die auf starkes Interesse stossen (ab 40%) gibt es geschlechtsspezifisch typische Bereiche:

Typische Frauenthemen sind:

  • Gesundheit
  • Haut- und Körperpflege
  • Bücher
  • Wohnen, Einrichten
  • Kochen, Kochrezepte
  • Urlaub, Reisen

Typische Männerthemen sind:

  • Internet
  • Computernutzung
  • Sport
  • Gesundheit

Interessenschwerpunkte bei verschiedenen Altersgruppen

Der Vergleich verschiedener Altersgruppen zeigt deutliche Trends:
Das Interesse an Fragen zur Gesundheit steigt mit zunehmendem Alter, die Themenfelder "Internet" und "Computer" sind dagegen typische Themenfelder der jüngeren Generationen - hier nimmt das Interesse statistisch gesehen mit zunehmendem Alter ab. Ältere interessieren sich weniger für neue Technologien, Mode, Kinofilme, CDs und DVDs, dafür immer stärker für Politik.


Schlussbemerkung und Interpretation

Auch wenn mancher und manche von sich behauptet, "mit mir kann man über alles reden", sind sehr wahrscheinlich bestimmte Themen interessanter als andere. Statistiken sagen nichts über ein ganz konkretes Individuum. Die Zahlen belegen aber, dass Interessen geschlechtsspezifisch unterschiedlich stark ausgeprägt sind und sich Interessenschwerpunkte im Lebenslauf verändern. Ich glaube, dass es gut ist, im Hinterkopf zu behalten, dass andere Menschen ganz andere Interessengebiete haben können - mehr oder weniger in einer anderen Welt leben. Die Brille, durch die wir die Welt sehen, ist auch durch unsere Interessen getönt.

* Anmerkung im November 2009: die ursprünglich eingebetteten Statistiken sind inzwischen nicht mehr frei verfügbar und wurden deshalb entfernt. 
  

Mittwoch, 27. Mai 2009

Pflegeskandal in Dinkelsbühl: Konfliktanalyse


Pflegen heißt, alles das für einen hilfebedürftigen Menschen zu tun, was dieser selbst für sich tun würde, hätte er die Kraft, den Willen und das Wissen dazu.
Virginia Henderson

 
Es war nur ein kurzer Bericht, kaum mehr als 3 Minuten. In der ZDF-Mediathek (Heute Journal 26.5.09, Pflegeskandal in bayrischem Altersheim) kann die Sendung abgerufen werden, in der es um Todesfälle in einem bayrischen Pflegeheim ging.
Die Probleme und Konflikte, die sich darin spiegeln, sind zum Teil typisch für den Pflegebereich. Aus einer allgemeineren Perspektive lassen sich aber auch Grundkonflikte erkennen, die sich wohl durch alle Berufsfelder ziehen und Fragen aufwerfen, die nicht nur Pflegekräfte betreffen.

Im "Normalfall" dringen solche Vorgänge nicht an die Öffentlichkeit. Um den eigenen Arbeitsplatz zu behalten, wird über so manches der Mantel des Schweigens gehüllt, auch wenn es aus einer fachlichen oder juristischen Sicht bedenklich ist. Loyalität gegenüber der Einrichtung und den Vorgesetzten, Angst um den Arbeitsplatz - da wird eben toleriert, was sich noch einigermaßen tolerieren lässt. Aber hier ging es eben um Menschenleben, um gefährliche Pflege, um Straftatbestände. Logischerweise ermittelt dann auch die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung, heißt es im Bericht des ZDF.
Ein anderer Aspekt des Dramas betrifft die "Nestbeschmutzerin", die mit ihrem Problem an die Öffentlichkeit ging - sie hat gekündigt und bekam Hausverbot, das später zurückgezogen wurde.
Als ehemaliger Zivildienstleistender in einem Pflegeheim der Diakonie darf ich einen gewissen Einblick in das Berufsfeld für mich in Anspruch nehmen. Natürlich gab es dort immer wieder Situationen, in denen es um Medikamente und pflegerische Probleme ging, die ärztliche Unterstützung notwendig machten. Aus einer fachlichen Perspektive ist es also korrekt, bei Bedarf einen Arzt zu rufen.
Wie kann eine Stationsleitung einer Pflegekraft verbieten, ihren Beruf ernst zu nehmen und im Notfall einen Arzt zu rufen? Die Einzelheiten im konkreten Fall lassen sich nur erahnen, aber es dürfte bereits deutlich sein, dass die Situation mehrere Ebenen hat.
Das Verbot, ärztliche Hilfe zu rufen, bringt die Pflegekraft in einen Gewissenskonflikt: eine Dienstanweisung zu befolgen bedeutet hier, fachlich und juristisch Bedenkliches zu tun. Juristisch gesehen bedeutet das nicht nur "fahrlässige Tötung", sondern auch "Aufforderung zu einer Straftat".
Nun hat dieses Verbot aber auch eine organisatorische Seite... denn eine Stationsleitung steht eben auch in einer Hierarchie, in der möglicherweise Hinweise gegeben wurden, wie in solchen Fällen zu handeln sei...
Dass hier ein Organisationskonflikt vorliegt, ist sehr wahrscheinlich. Das Problem tritt nicht auf, wenn für einen Bereitschaftsdienst gesorgt wird, der rund um die Uhr erreichbar ist. Qualitätsmanagement bedeutet in der Regel, dass konkret festgelegt wird, in welchen Fällen Rücksprachen erforderlich sind.
Der Fall Dinkelsbühl geht aber auch in die Richtung Mobbing - die Bezeichnung "Nestbeschmutzerin" ist ein klares Indiz dafür. Auch dann, wenn die klassischen Kritierien (mehrere Mobbinghandlungen pro Woche über einen Zeitraum von mehr als 6 Monaten) nicht erfüllt sind - Diana Feilhauer hat ihren Job gekündigt und das bestimmt nicht ganz freiwillig. Zivilcourage ist unerwünscht, fachlich und juristisch korrektes Verhalten wird bestraft - Hausverbot!
Die Frage ist, auf welcher Ebene eine solche Konfliktsituation lösbar ist. Wenn solche Dinge an die Öffentlichkeit dringen, wirft das auch einen Schatten auf die Diakonie. Der Ärger von Angehörigen, die viel Geld für einen Heimplatz bezahlen und zusehen müssen, wie das Ersparte der eigenen Eltern nach und nach verschwindet, ist verständlich. Die Frage nach dem Selbstverständnis der Diakonie bedeutet konkret: was für Mitarbeiter wollen wir haben? Was sind handlungsleitende Prinzipien im Pflegeberuf, handlungsleitende Prinzipien in Sozialberufen überhaupt? Welchen Raum lassen soziale Einrichtungen für fachliche Autonomie und welchen Stellenwert haben Rahmenbedingungen, die in Sozialberufen das Handeln "nach bestem Wissen und Gewissen" ermöglichen?
Möglicherweise steht noch ein weiteres Konfliktfeld hinter dem "Fall Dinkelsbühl" - die Frage der Ökonomie nämlich. Vielleicht ging es hier darum Kosten zu sparen, die anfallen, wenn ein Arzt zu Rate gezogen werden muss (?) - denn eine Stationsleitung, die korrekterweise eine Pflegeausbildung haben müsste, kann sehr wohl einschätzen, wo die Grenzen der pflegerischen Möglichkeiten sind.
Die Vermutung liegt also nahe: letzten Endes geht es um Geld. Fachlich korrekt zu pflegen kostet eben Geld. Wenn die Station unterbesetzt ist... dann wird eben auch die Pflege auf das Allernötigste beschränkt. Ja, früher war das ja alles anders... da gab es noch Diakonissen, die natürlich im Pflegeheim wohnten und rund um die Uhr da waren, ihr ganzes Leben der Pflege widmeten. Heute wollen die Leute ja auch noch Feierabend und Urlaub haben, wie schrecklich! Rein betriebswirtschaftlich betrachtet liegt hier ein großes Problem: gerade der Anspruch, Pflege rund um die Uhr sicher zu stellen macht einen Heimplatz so teuer. Als weitere Ebene kommen also die Kostenträger dazu, die natürlich Geld sparen wollen. Konsequent zu Ende gedacht, geht es also immer auch um Gesundheitspolitik.
"Dinkelsbühl ist überall" heisst es noch im Beitrag des ZDF. Es ist absehbar, dass die "Nestbeschmutzerin" so manche Absage bekommen wird, weil man "so jemand" nicht im eigenen Hause haben will. Wenn man sich die Situation einmal genauer ansieht, wird erkennbar, dass es hier um einen persönlichen Konflikt geht, der auf einer individuellen Ebene nicht zu lösen ist. Der genannte Aufnahmestopp für das Pflegeheim wird ökonomische Probleme auslösen - vielleicht wird das Heim geschlossen. Die Kalkulation jener, die lieber den Mund gehalten haben, um ihren Arbeitsplatz nicht zu verlieren, würde dann langfristig doch nicht aufgehen... aber selbst dann, wenn es alle getan hätten, wenn es in Deutschland normal wäre, zum eigenen Fachwissen, zur eigenen Erfahrung auch zu stehen, stellt sich die Frage, wie groß der Spielraum der Heimleitung wirklich war.
Hier bleibt eine große Lücke... Pflegekräfte haben keinen Einfluss auf die Rahmenbedingungen, die über die Möglichkeit angemessener oder bedenklicher Pflege entscheiden. Man erwartet von ihnen, dass sie den Mund halten und funktionieren, wie das in vielen anderen Bereichen auch der Fall ist.
Vor mehr als 25 Jahren brachte eine diakonische Helferin (also: im Freiwilligen Sozialen Jahr) mit der provokativen Formulierung "Psychopharmaka statt Liebe" lebhafte Diskussionen in einem Pflegeheim in Gang. Bis heute rechne ich es dem Heimleiter hoch an, dass diese Diskussion überhaupt zugelassen wurde und nicht unterdrückt wurde. Auch das kann Diakonie sein... Selbst einmal in einem solchen Heim zu landen ist und bleibt trotzdem für mich persönlich der allergrösste Albtraum.
Dinkelsbühl ist auch eine Frage an die Menschlichkeit der Gesellschaft überhaupt - und eine Frage an eine Politik, die Schwierigkeiten damit hat, Rahmenbedingungen zu schaffen, die fachlich angemessene Pflege überhaupt erst möglich machen. Dinkelsbühl ist eine Frage an die Zivilcourage von Arbeitnehmern, nicht nur in Dinkelsbühl, nicht nur in Bayern, nicht nur im Pflegebereich. Dinkelsbühl ist eine Frage an den Respekt vor Berufsbildern und ihrer spezifischen Ethik, eine Frage an Führung, Organisation und Management, eine Frage an den Umgang mit solchen Konfliktfeldern - und eine Frage nach einem Rahmen, in der über Vorwürfe und Schuldzuweisungen, über die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft hinaus Lösungen erarbeitet und realisiert werden können. Es geht dabei auch um Standards - und die Möglichkeiten, ihnen auch gerecht werden zu können.
Juristisch gesehen müsste eine Pflegekraft einfach das Recht haben, einen Arzt zu rufen, wenn sie es für notwendig hält - ob es der Stationsleitung nun passt oder nicht.
Organisatorisch gesehen müsste eine Einrichtung fachlich kompetentes Verhalten ermöglichen und fördern - und eben nicht verhindern.
Aus der Arbeitnehmerperspektive geht es um das Recht, Anweisungen zurückzuweisen, die fachlich oder juristisch bedenklich sind. Aber davon scheinen wir weit entfernt zu sein - wer es tut, wie es in Dinkelsbühl geschehen ist, hat seinen Job verloren. Für den Umgang mit Konflikten bedeutet das: Konflikte werden zuerst unterdrückt und dann "beseitigt" - aber nicht wirklich gelöst. Die Stationsleitung jedenfalls wurde erstmal "beurlaubt". Jetzt, nachdem es schon mehrere Todesfälle gab...
Supervision... gab es dort wohl nicht. Da war wohl niemand, der den Konflikt um den Ruf nach einem Arzt erkannte und klären konnte...
Es wird noch mehr Tote geben, es wird im Pflegebereich wie in vielen anderen Berufsfeldern auch noch viele Mobbingprozesse, Kündigungen und Entlassungen geben, weil solche Konflikte schön brav unter den Teppich gekehrt werden. Und DAS ist der eigentliche Skandal.

Sonntag, 24. Mai 2009

Klärungsziele und Klärungsfragen

Für Klärungsprozesse sind Fragen sehr nützlich. Elemente des Klärungsgesprächs finden sich in vielen unterschiedlichen Alltagssituationen und zeigen sich nicht nur im direkten Gespräch, sondern auch in inneren (also: Denk-)Prozessen, die oft so stark automatisiert ablaufen, dass sie kaum bewusst werden. Klärungsziele und Klärungsfragen sind nicht nur in Sozialberufen von Bedeutung, auch in gewerblichen und technischen Aufgabenfeldern, in der Verwaltung, im Finanzwesen usw. sind sie unverzichtbar. Die folgende Zusammenstellung von Klärungszielen und Klärungsfragen erhebt nicht den Anspruch, für alle Bereiche vollständig und präzise genug zu sein. Sie beruht eher auf dem dumpfen Verdacht, dass so manches Problem leichter gelöst werden könnte (oder gar nicht aufgetreten wäre), wenn mehr und gründlicher geklärt würde. Professionalität zeigt sich auch in der Sorgfalt, mit der Klärungsprozesse gestaltet werden.
Wer zufriedene Kunden haben will, sollte unbedingt klären, was sie brauchen. Wer ein Auto reparieren will, sollte klären, was nicht funktioniert und warum es nicht funktioniert. Wer in einem bestimmten Bereich helfen, beraten, bilden oder therapeutisch arbeiten will, sollte klären, worin der Bedarf an Beratung, Bildung, Unterstützung usw. besteht. In vielen Berufsbereichen sind bewusst gestaltete, systematische Klärungsprozesse ein fester Bestandteil der Ausbildung und des beruflichen Alltags - Polizisten klären einen Unfallhergang, Versicherungskaufleute klären den Versicherungsbedarf, Lehrende fragen (manchmal) nach den Interessen ihrer Schüler, Methoden, Untersuchungen und diagnostische Verfahren werden eingesetzt, um Probleme zu klären. Nur im Privatleben, da scheinen die Muster gelegentlich zu fehlen… Lassen sich Konfliktfähigkeit und Beziehungsfähigkeit durch einen bewussteren Umgang mit Klärungsprozessen entwickeln? Was geschieht, wenn wir mehr und sorgfältiger klären?
Die Idee ist also, nicht nur das Klären zu entwickeln, sondern auch zu klären, WAS geklärt werden soll… und was in welcher Situation vielleicht besser geklärt werden sollte.

  • Klärung eines Problems (WAS ist FÜR WEN in WELCHER Situation ein Problem (und WARUM), WORIN besteht das Problem genau, WELCHE ART von Problem ist es, WELCHE Ansätze gibt es, das Problem zu lösen, WIE könnte eine Lösung aussehen, die realisierbar und (FÜR WEN?) akzeptabel ist?...)
  • Klärung eines Sachverhalts (WAS ist und WIE es ist…)
  • Klärung eines Ablaufs (WAS (in welcher Reihenfolge) geschehen ist…)
  • Klärung kausaler Zusammenhänge (WARUM bestimmte Dinge geschehen, welche Ursache welche Wirkung hat oder haben kann…)
  • Klärung von Sinnzusammenhängen (WIE welche Dinge in WELCHEM ZUSAMMENHANG verstanden werden können, WAS WOMIT zusammen hängt…)
  • Klärung subjektiven Erlebens (WIE eine bestimmte Situation erlebt wird, welche Bedeutung welche Aspekte haben, welche Gefühle und Gedanken damit verbunden sind…)
  • Klärung von Zielen und Absichten (WER WAS in welcher Situation WIE gemeint hat, WOZU bestimmte Aussagen gemacht wurden, WAS damit erreicht werden soll…)
  • Klärung einer Konfliktsituation (WELCHE ASPEKTE in WELCHER Situation nicht oder scheinbar nicht zusammen passen…)
  • Klärung von Standpunkten (WER in WELCHER FRAGE welche Auffassung vertritt und wie (und ob überhaupt) diese Auffassung begründet ist…)
  • Klärung von Rollen und Rollensegmenten (WER in welcher Rolle und welchem Rollensegment WEM in welcher Rolle und welchem Rollensegment begegnet und welche Probleme sich möglicherweise daraus ergeben…)
  • Klärung des Interventionsrechts (WER lässt sich VON WEM in welcher Situation, welcher ROLLE und welchem Rollensegment etwas sagen?)
  • Klärung von Beziehungen (WER sich VON WEM WAS wünscht, welche Erwartungen an wen in welchem Bereich mit welchem Anspruch gestellt werden…)
  • Klärung juristischer, formaler und organisatorischer Zusammenhänge (WELCHE Gesetze, Regelungen, Vorschriften, Verantwortlichkeiten, Entscheidungsbefugnisse, formale Vorgaben und organisatorische Rahmenbedingungen sind bei WELCHER Fragestellung zu beachten?)
  • Klärung von Konsequenzen (kurzfristige und langfristige, wahrscheinliche und mögliche, erwünschte und unerwünschte Folgen von Entscheidungen, Massnahmen oder Handlungen)

Ein extremes Beispiel soll verdeutlichen, welche Folgen es haben kann, wenn auch nur an einer Stelle zuwenig geklärt wird. In einer chemischen Fabrik gab es eine Explosion, eine ganze Halle brannte ab. An mehreren Stellen waren Schilder aufgehängt, das Rauchen war verboten. Dennoch warf einer eine Zigarette in ein „Wasserbecken“. Auf die Idee, dass die Flüssigkeit vielleicht brennbar und explosiv sein könnte, war er nicht gekommen… Inzwischen ist die Frage natürlich „geklärt“. Wie sagte Vince Ebert? Denken lohnt sich!
Klären, meine ich, lohnt sich auch.

Samstag, 23. Mai 2009

Wenn die Lösung das Problem ist…

(aus der reihe „therapoesie“,
in memoriam paul watzlawick)

die lösung eines problems
kann das problem sein
das die lösung
des problems
verhindert

sich von der lösung
zu lösen
die das problem nicht löst
löst die verbindung
zwischen dem problem
von dem man sich nicht lösen kann

und der lösung
die keine ist

völlig losgelöst
bleibt nur die frage

wie erreiche ich,
was ich will?
und wenn nicht so
wie ich bisher dachte
wie dann?


P.S.: der LINK führt zu einem Vortrag, den Paul Watzlawick 1987 gehalten hat… mit demselben Titel. In diesem Vortrag werden Grundfragen problematischer Problemlösungen angesprochen – unter anderem die Bedeutung des Denkrahmens, der die Lösung eines Problems verhindern kann.

Dienstag, 19. Mai 2009

Von Mann zu Mann...

Männer bringen es auf den Punkt, sind klar und präzise.... aber wie erklärt der Vater dem Sohne, wie es denn so ist mit den Frauen? Hinweise zur konkreten Vorgehensweise, also gewissermassen von Mann zu Mann, gibt Loriot. Die tiefen Weisheiten und die Präzision, mit der hier über das Verhältnis, also wie es eben so ist... am besten, selbst mal anschauen, zu welcher verblüffend einfachen und doch tiefsinnigen Erkenntnis... schließlich ist ja niemand von Natur aus "alt". Studieren lässt sich hier auch die Botschaft zwischen den Worten, das beredte Schweigen also, das die Verständigung von Mann zu Mann gelegentlich enorm zu verkürzen und zu entproblematisieren scheint. Gerade das Nichtvorhandene scheint hier besonders lehrreich... das affirmative Nicken des Sohnes ist doch Beleg genug oder?


Montag, 18. Mai 2009

Klären, Streiten, Kämpfen, Entwerfen

Vorbemerkungen:

“Klären” und “Streiten” sind die Grundformen des Gesprächs (siehe dazu SE, S. 99ff.) – es gibt aber noch weitere Formen, das “Scheingespräch” und das “Kampfgespräch”. Die letzten beiden sind allerdings nicht das Ziel der Sprecherziehung… Die Zusammenstellung “Klären, Streiten, Kämpfen, Entwerfen” geht zunächst auf die Beobachtung zurück, dass Konfliktgespräche häufig destruktive Elemente enthalten, sich also zu einem Kampfgespräch entwickeln können. Das Entwerfen geht auf die Impulse aus einem sehr interessanten Buch von Edward de Bono zurück. (DE BONO (1987). Konflikte – Neue Lösungsmodelle und Strategien. Düsseldorf, Wien u.a.: ECON Verlag). Genau betrachtet steht das Entwerfen dem Klären sehr nahe… es kann als Leitidee wertvoll sein, wenn gegenseitige Vorwürfe und Schuldzuweisungen, das Bedürfnis, Recht zu behalten und den eigenen Standpunkt durchzusetzen so sehr im Vordergrund stehen, dass eine Lösung geradezu verhindert wird. In Konfliktsituationen Lösungen zu entwerfen – das ist wertvoller als die Frage danach, wer “schuld” ist und zur Rechenschaft gezogen werden muss. Ich frage mich, ob Phänomene wie “Dauerknatsch”, “miese Stimmung”, “angespannte Atmosphäre” und Mobbing überhaupt möglich sind, wenn das Klären als Prozess im Mittelpunkt steht und mit einer einfachen Idee verbunden ist: wie lösen wir das Problem?
Der folgende Text ist in seiner ursprünglichen Fassung als Script im Jahr 2000 entstanden. Die einzelnen Abschnitte sind dabei in der Form des Fünfsatzes gestaltet. Wären es zwei Abschnitte weniger, hätten wir einen “25-Satz” vor uns. In der vorliegenden Variante war es mir eben wichtig, die Stützen des Quellfünfsatzes in jeweils zwei Fünfsätzen auszuarbeiten…


Wenn wir miteinander sprechen, können viele Fragen auftauchen.
Ist etwas unklar, können wir klären: was ist mit einem Begriff oder einer Aussage gemeint?
Sind wir uns nicht einig, ist etwas STRITTIG – dann können wir STREITEN (gemeint ist damit: Argumentieren).
Wissen wir nicht, was wir tun sollten, können wir uns BERATEN, Möglichkeiten und Lösungen ENTWERFEN, bevor wir ENTSCHEIDEN.
Es gibt viele Möglichkeiten, ein Gespräch zu gestalten.

Viel hängt davon ab, mit welcher Haltung wir uns begegnen.
Nehmen wir uns gegenseitig ernst?
Hören wir einander zu?
Nehmen wir in unseren Aussagen aufeinander Bezug?
Reihen wir Monologe aneinander, sprechen nur gegeneinander – oder wirklich miteinander?

Wir können nicht unendlich viele Informationen in kurzer Zeit verarbeiten.
Manches ist uns vielleicht entgangen – dann können wir nachfragen.
Manches ist uns vielleicht unverständlich geblieben – dann können wir nachfragen.
Manches ging vielleicht zu schnell an uns vorüber – dann können wir nachfragen.
Für Klärungsprozesse sind Fragen sehr nützlich.

Manchmal sind wir uns nicht einig.
Wer von uns hat die Wahrheit gepachtet?
Wer von uns hat sich niemals geirrt?
Jeder Mensch hat eine eigene, individuelle Wahrnehmung und Geschichte – und deshalb eine besondere Art, die Welt zu sehen.
Warum also sollten wir uns immer einig sein?

Gibt es immer “richtig” und “falsch”?
Manchmal gibt es Kriterien, nach denen wir beurteilen können, was “stimmt” und was nicht.
Tatsachen lassen sich erforschen, überprüfen – und oft nachschlagen.
Meinungen dagegen sind PERSÖNLICH – und eben keine Tatsachen.
Wenn wir unterschiedlicher Meinung sind, bedeutet das nicht notwendigerweise, dass irgend jemand im Unrecht ist!

Gespräche verlaufen manchmal destruktiv.
Wenn niemand zuhört, alle Recht behalten wollen…
Wenn wir unsere Sicht der Dinge durchsetzen wollen, indem wir andere angreifen…
Wenn Vorwürfe, Zuschreibungen und absolute Formulierungen das Gespräch bestimmen…
Dann wird ein Gespräch zum KAMPF.

Ein Gespräch konstruktiv zu gestalten bedeutet…
…Regeln einzuhalten,
…sich gegenseitig mit Respekt zu begegnen,
…zuzuhören, vorzuschlagen, zu begründen und zu entwickeln,
oder kurz: den Gesprächsprozess offen zu halten.

Vielleicht erkennen wir dabei etwas Neues…
…lenen etwas dazu,
…kommen auf neue Ideen,
…betrachten das eine oder andere aus einer neuen Perspektive
…und entwickeln uns im Gespräch miteinander erkennend und verstehend weiter.

Donnerstag, 14. Mai 2009

Quasselstrippen... sprechen Frauen mehr?


Sprechen Frauen anders als Männer? Gibt es geschlechtsspezifische Kommunikationsmuster? Stimmt der Spruch "ein Mann - ein Wort, eine Frau - ein Wörterbuch"? Ist der "Bandwurmsatz", also eine lange Äusserung mit vielen Verschachtelungen, die dazu führen, dass am Ende, wenn dann wirklich alles aufmerksam verfolgt wurde, durch die vielen Ergänzungen, Erweiterungen und Nebengedanken, welche wiederum zu neuen, assoziativ verknüpften Gedankengängen führen, kaum noch klar zu erkennen ist, wohin die ursprüngliche Linie, sofern sie überhaupt vorhanden war, vielleicht hätte führen können, ein typisch männliches Phänomen?
Was bleibt, wenn man Einzelheiten genauer untersucht, ist oft die Einsicht, dass manches Klischee eben ein Klischee ist - und nicht unbedingt den Tatsachen entspricht. Unterschiede hin oder her - auch wenn man zu Schlussfolgerungen kommen mag, dass Frauen mehr aneinander als miteinander, Männer dagegen schneller gegeneinander sprechen... zur Frage, ob Frauen MEHR sprechen als Männer gibt es eine Untersuchung. Wer das Ergebnis hören will, benötigt nur eineinhalb Minuten
dafür.
 

Das Pfützentheorem

Zwei Wissenschaftler treffen sich und tauschen ihre neuesten Gedanken aus...
"Ich habe neulich das Pfützentheorem formuliert", sagt der eine. "Und das lautet?" - tja, hören (oder lesen) wir mal...

- "Eine Pfütze ist nass"
- "Aber das ist doch logisch!"
- "Eben - es ist ein logisches Theorem, das ich da formuliert habe"
- "Da wäre ich nie drauf gekommen..."
- "Höre ich da einen leise ironischen Unterton? Naja, auf jeden Fall ist es jetzt als Manuskript dargelegt und im Druck"
- "Ist ja spannend... und welche Bedeutung hat das Pfützentheorem?"
- "Nun, es bereichert die Meteorologie und liefert praktische Anhaltspunkte für die Hauswirtschaft. Es ist gewissermassen ein interdisziplinäres Theorem!"
- "Aha... aber ist das nicht sowieso klar? Ich meine, eine Pfütze ist doch immer nass!"
- "Eben. Sage ich ja"
- "Warum muss man das dann noch extra formulieren?"
- "Früher war das ja auch klar, dass die Erde eine Scheibe ist. Ist sie aber nicht. Irgendwann musste das ja mal richtig gestellt werden. Und so ist es mit der Pfütze ja auch..."
- "Wer würde denn auf die Idee kommen, dass eine Pfütze NICHT nass ist?"
- "Man kann nie wissen, auf welche Ideen die Ungebildeten so kommen... es musste einfach einmal klar gestellt werden"
- "Aha... gibt es denn schon empirische Forschungen dazu?"
- "Nun, ich und et. al. arbeiten im Moment an der Operationalisierung des Konstrukts 'Pfütze' und einem empirischen Messverfahren, dass den Nässegrad einer Pfütze und die Oberflächenspannung der Wassertropfen bestimmt"
- "Aber... eine Pfütze muss doch nicht aus Wasser bestehen!"
- "Das ist richtig... es wird also einen neuen Forschungszweig geben, der verschiedene Flüssigkeiten untersucht, und Korrelationen zwischen Oberflächenspannung und Nässegrad bestimmt. Möglicherweise wird damit sogar das Phänomen der Kugelblitze endlich geklärt..."
- "Kann denn eine Pfütze mehr oder weniger nass sein?"
- "Naja, so rein aus dem Bauch heraus... wenn man sich hineinsetzt, wird man wohl ziemlich nass..."
- "Außerdem könnte der Nässegrad ja auch die Oberflächenspannung beeinflussen..."
- "Ja, da werden wir wohl eine Varianzanalyse berechnen müssen..."
- "Na, das wird ja ein spannnendes Untenehmen..."
- "Sicher, es wird das Thema meiner Habilitationsschrift..."
- "Interessant... ich muss jetzt aber meine Hose reinigen lassen!"
- "Wieso das denn?"
- "Ich bin gerade in eine Pfütze getreten..."

So ist das eben... Theorie und Praxis sind zwei verschiedene Dinge... Und die Geschichte ist natürlich frei erfunden. Im wahren Leben beschäftigt sich die Wissenschaft NUR mit wirklich relevanten Themen. Trotz allem ist so ein Pfützentheorem natürlich praktisch... denn man kann Handlungsanweisungen daraus ableiten. Zum Beispiel... gehe nicht mit einer frischen Hose durch eine Pfütze. Denn die könnte (rein statistisch betrachtet) ziemlich nass sein...

Dienstag, 12. Mai 2009

Forum für Blogger

Wo treffen sich eigentlich die Ex-Overblogger?
Manche sind zu Wordpress umgezogen, andere zu Blogger. Hier wie da gibt es manchmal Fragen und schließlich gibt es ja noch die Möglichkeit, selbst zu hosten - das hat auch etwas für sich. Klar... wenn man E-Mail-Adressen hat und Leute kennt, kann man sich direkt austauschen oder über Kommentare den einen oder anderen Tipp weitergeben...
Aber so ein richtiges Forum, das hat schon was... Und so dämmerte mir aus den hinteren Regionen der Gyri und Sulci eine Erinnerung, dass da doch einmal etwas war, bevor es das Overforum überhaupt gab. Es schien geradezu ein wichtiger Impuls gewesen zu sein, das Overforum in Deutschland überhaupt einzurichten, nachdem ein eigener Thread zu Overblog geschaffen war...
Dort, wo man auch einmal hinsehen und sich eintragen kann. In der
Bloggerstadt nämlich.
Die gibt es ja schon länger und so mancher Tipp ist dort bereits zu finden. Und - die Unentschlossenen, die sich erst einmal kundig machen wollen, was es da so alles gibt, finden Hinweise, die in einem plattformspezifischen Forum schwer zu finden sind. Also... vielleicht finden sich dort alte Bekannte wieder, die sich nach der Emigration in die weite Welt der Bloggerlandschaft schon beinahe aus den Augen verloren haben? Wie auch immer: "wir lesen uns"!
P.S: Das Banner stammt von Momworx und wurde im Forum ausdrücklich als Hinweisbanner auf die Bloggerstadt eingefügt.

Montag, 11. Mai 2009

Fragende Antworten

(aus der reihe "therapoesie")

so manches, das ich fand
antwort zu sein schien
wohl bekannt
als antwort auf eine frage


doch manches, das ich dann verstand
beschloss weiter zu ziehen
in neues land
als frage hinter der frage


kaum gefunden
schon verschwunden
die illusion
einmal aufhören zu können
mit dem fragen

Seltsame Kommentare


...So ganz verstanden habe ich das ja nicht, was sich da in den Kommentaren abspielte... "Zwei Herren auf dem Weg zum Regenbogen..." - was für ein Bild! Auf dem Weg zum Regenbogen? Also irgendwohin, mit einem Ziel, der ins Nichts führt? Das Postulat der Ziellosigkeit... kann man als Unterstellung interpretieren. Sagen wir, es ging hier um eine kleine Plauderei, in die sich Mona einmischen wollte... Die Reaktion von Jürgen: "...ein Kommentar von der MoL. Daran wird man sich wohl gewöhnen müssen, grins". Also keine inhaltliche, sondern eine formale Stellungnahme. Und dann kommt ein Kommentar, den man wohl als Kritik ansehen kann: "Du grinst ein BISSCHEN zu viel. So hin und wieder weniger Grinsen und mehr Sachverstand könnte nicht schaden." Kritik also eher "durch die Blume"... im direkten Gespräch könnte so eine Bemerkung als Beleidigung verstanden werden und einen Konflikt auslösen. Je nachdem, WIE sie ausgesprochen wird... Möglich wäre ja auch gewesen, "ich wünsche mir mehr Sachlichkeit". Wobei an dieser Stelle unklar ist, worauf sich der Wunsch nach mehr Sachlichkeit denn genau bezieht... "Das mag schon sein, meinen Sachverstand spreche ich mir deswegen dennoch nicht ab, nicht grins". Da ist er wohl auf den Wunsch eingegangen, einmal nicht zu grinsen, weist die Kritik des mangelnden Sachverstands zurück (es bleibt immer noch unklar, in welcher Sache, bezogen auf welches Fachgebiet hier "Sachverstand" bestritten oder behauptet wird). Und jetzt? Aus heiterem Himmel ein Lob: "erwähnte ich schon, dass ich Deine Bastelarbeiten in Wort und Bild mag?" Eigentlich müsste sie das ja selbst wissen und gibt sich auch gleich die Antwort: "Nein, erwähnte ich nicht. Ist aber so. Ende!" - Ende? Das könnte bedeuten, "jetzt habe ich alles von mir gegeben, was ich ausdrücken wollte".
4 Minuten später, beinahe entschuldigend: "Dacapo wird sich die Haare raufen und sich fragen, was hier wieder abgeht".
Nun ja, es war eher irritierend, kaum nachvollziehbar, welchen Sinn dieser Disput, der dann doch keiner wurde, haben könnte oder haben soll. Jürgen also lädt ein auf seinen eigenen Blog. Und Mona meint am Ende, ich soll das Ganze lächelnd abtun "und dem ganzen keine weitere Bedeutung beimessen."
Es hat aber eine Bedeutung und es ist kein Zufall, dass sich dieser seltsame Dialog gerade hier abspielte. Es geht um Kontakt, es geht um Bewertungen, auch wenn die Hintergründe nicht ganz deutlich sind. Hinter dem Ritual der scheinbaren Belanglosigkeit deutet sich viel Raum für Spekulationen an... aber die Vielfalt möglicher Interpretationen behalte ich für mich. Schließlich... läßt sich nicht alles verstehen und ich muß nicht alles kommentieren.

Montag, 4. Mai 2009

Durch das Netz gegangen

(Kur(z)krimi aus dem Sauerland, eine wahre Geschichte)

Die meisten waren bereits drin, so sollte es ja auch sein. Aber eine, jene besondere Eine, schaffte es dann doch, durch die Maschen zu schlüpfen, glaubte so, der Justiz entgehen zu können. Hätte es da nicht dieses polternde Geräusch gegeben, hätte jene Verkäuferin nicht bemerkt, dass das Netz wohl eine Lücke aufweisen müsste, sie wäre ihm vielleicht entgangen... dem Justizbeamten, meine ich.
Aber so... keine Chance für die Flüchtige. Der Beamte sammelte sie alle ein und nahm sie mit.
Wahrscheinlich wird er die eine oder andere zuhause in die Pfanne hauen, dachte ich mir. Oder ihnen klar machen, dass sie in kleine Scheiben geschnitten werden...
Diese Kartoffeln da, im Netz, aus dem Lebensmittelladen.

Samstag, 2. Mai 2009

„Machen Sie das so…“: ermutigende Kommunikation

„Das würde ich aber nicht so machen“ – „SO geht das aber nicht“ – „Das wird nicht funktionieren“ – „So haben wir das ja noch nie gemacht“…
Mit Äußerungen dieser Art können Führungskräfte Mitarbeiter entmutigen, verunsichern, demotivieren. Hoch motivierte Menschen reduzieren ihr Engagement, wenig motivierte Mitarbeiter werden noch stärker gebremst. Kompetente Mitarbeiter werden gedemütigt, weniger kompetente lernen nichts dazu. Vor allem dann, wenn weder klare Anweisungen gegeben werden, WAS genau „geht“ noch WIE es „geht“ oder gehen soll. Vielleicht lohnt es sich, gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten über ermutigende Kommunikation nachzudenken, die Kompetenzen anerkennt, stützt und gleichzeitig motiviert. Man kann viel darüber nachdenken, was Führungskräfte so alles falsch machen können – und die Frage aufwerfen, ob ein „altes“ Buch aus dem Jahr 1995 Impulse beinhaltet, die Stoff zum Nachdenken geben können. „Make it so“ (wörtlich übersetzt: „Machen Sie das so“ oder „Tun Sie das“) ist ein Buch von Wess Roberts und Bill Ross, die deutsche Ausgabe erschien 1996 Im Heyne Verlag. Aus „Make it so“ wurde „Picards Prinzip – Management by Trek“. Damit wird auch der Untertitel des Originals wiedergegeben: “Leadership Lessons from Star Trek. The Next Generation.“
Vorbild also ist Captain Jean-Luc Picard, etwas weniger draufgängerisch als James T. Kirk, etwas diplomatischer und geprägt von der Vorstellung, dass zu einem Captain eine „gewisse Genialität“ gehört. In schwierigen Situationen wendet er sich oft an sein Team und bittet um Vorschläge – und ermutigt Initiative mit den Worten „tun Sie das“. Das Zauberwort in der deutschen Variante ist „Energie“. In der amerikanischen Fassung taucht hier das Wort „engage“ auf – man kann es auch verstehen als Aufforderung zum Engagement.
Star Trek ist Sciene Fiction – und das so manche Idee technisch nicht realisierbar ist hat der Physiker Prof. Harald Lesch ausführlich erläutert und begründet. Was davon in welcher Situation übertragbar ist, wenn es um Führung, Teamarbeit und Krisenmanagement geht, ist ein umfassendes Thema. Als Orientierungsmarke für handlungsleitende Prinzipien jedenfalls läßt sich so mancher Gedankengang als Entwicklungsimpuls umsetzen. „Im 24. Jahrhundert arbeiten die Menschen nicht, um Geld zu verdienen, sondern um sich weiter zu entwickeln“ (Captain Picard im Star Trek-Film „Treffen der Generationen“). Wer also Interesse daran hat, sich mit den Prinzipien „Konzentration“, „Priorität“, „Initiative“ und anderen näher zu beschäftigen, könnte sich die Folgen unter diesem Aspekt einmal genauer ansehen – oder das Buch von Roberts und Ross lesen. Sollte Ihnen als Führungskraft der Gedanke sympathisch werden, ihre Mitarbeiter zu ermutigen oder als Muter, Vater, Lehrer… junge Menschen zu ermuntern: dann tun Sie das!

Energie!


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