Psychosophie

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In der Begegnung mit anderen Menschen können wir uns selbst und andere besser verstehen lernen. Wenn wir miteinander sprechen, begegnen sich subjektive Welten. Vielleicht entstehen daraus Einsichten, die für das je eigene Leben von Bedeutung sind.

Montag, 18. Mai 2009

Klären, Streiten, Kämpfen, Entwerfen

Vorbemerkungen:

“Klären” und “Streiten” sind die Grundformen des Gesprächs (siehe dazu SE, S. 99ff.) – es gibt aber noch weitere Formen, das “Scheingespräch” und das “Kampfgespräch”. Die letzten beiden sind allerdings nicht das Ziel der Sprecherziehung… Die Zusammenstellung “Klären, Streiten, Kämpfen, Entwerfen” geht zunächst auf die Beobachtung zurück, dass Konfliktgespräche häufig destruktive Elemente enthalten, sich also zu einem Kampfgespräch entwickeln können. Das Entwerfen geht auf die Impulse aus einem sehr interessanten Buch von Edward de Bono zurück. (DE BONO (1987). Konflikte – Neue Lösungsmodelle und Strategien. Düsseldorf, Wien u.a.: ECON Verlag). Genau betrachtet steht das Entwerfen dem Klären sehr nahe… es kann als Leitidee wertvoll sein, wenn gegenseitige Vorwürfe und Schuldzuweisungen, das Bedürfnis, Recht zu behalten und den eigenen Standpunkt durchzusetzen so sehr im Vordergrund stehen, dass eine Lösung geradezu verhindert wird. In Konfliktsituationen Lösungen zu entwerfen – das ist wertvoller als die Frage danach, wer “schuld” ist und zur Rechenschaft gezogen werden muss. Ich frage mich, ob Phänomene wie “Dauerknatsch”, “miese Stimmung”, “angespannte Atmosphäre” und Mobbing überhaupt möglich sind, wenn das Klären als Prozess im Mittelpunkt steht und mit einer einfachen Idee verbunden ist: wie lösen wir das Problem?
Der folgende Text ist in seiner ursprünglichen Fassung als Script im Jahr 2000 entstanden. Die einzelnen Abschnitte sind dabei in der Form des Fünfsatzes gestaltet. Wären es zwei Abschnitte weniger, hätten wir einen “25-Satz” vor uns. In der vorliegenden Variante war es mir eben wichtig, die Stützen des Quellfünfsatzes in jeweils zwei Fünfsätzen auszuarbeiten…


Wenn wir miteinander sprechen, können viele Fragen auftauchen.
Ist etwas unklar, können wir klären: was ist mit einem Begriff oder einer Aussage gemeint?
Sind wir uns nicht einig, ist etwas STRITTIG – dann können wir STREITEN (gemeint ist damit: Argumentieren).
Wissen wir nicht, was wir tun sollten, können wir uns BERATEN, Möglichkeiten und Lösungen ENTWERFEN, bevor wir ENTSCHEIDEN.
Es gibt viele Möglichkeiten, ein Gespräch zu gestalten.

Viel hängt davon ab, mit welcher Haltung wir uns begegnen.
Nehmen wir uns gegenseitig ernst?
Hören wir einander zu?
Nehmen wir in unseren Aussagen aufeinander Bezug?
Reihen wir Monologe aneinander, sprechen nur gegeneinander – oder wirklich miteinander?

Wir können nicht unendlich viele Informationen in kurzer Zeit verarbeiten.
Manches ist uns vielleicht entgangen – dann können wir nachfragen.
Manches ist uns vielleicht unverständlich geblieben – dann können wir nachfragen.
Manches ging vielleicht zu schnell an uns vorüber – dann können wir nachfragen.
Für Klärungsprozesse sind Fragen sehr nützlich.

Manchmal sind wir uns nicht einig.
Wer von uns hat die Wahrheit gepachtet?
Wer von uns hat sich niemals geirrt?
Jeder Mensch hat eine eigene, individuelle Wahrnehmung und Geschichte – und deshalb eine besondere Art, die Welt zu sehen.
Warum also sollten wir uns immer einig sein?

Gibt es immer “richtig” und “falsch”?
Manchmal gibt es Kriterien, nach denen wir beurteilen können, was “stimmt” und was nicht.
Tatsachen lassen sich erforschen, überprüfen – und oft nachschlagen.
Meinungen dagegen sind PERSÖNLICH – und eben keine Tatsachen.
Wenn wir unterschiedlicher Meinung sind, bedeutet das nicht notwendigerweise, dass irgend jemand im Unrecht ist!

Gespräche verlaufen manchmal destruktiv.
Wenn niemand zuhört, alle Recht behalten wollen…
Wenn wir unsere Sicht der Dinge durchsetzen wollen, indem wir andere angreifen…
Wenn Vorwürfe, Zuschreibungen und absolute Formulierungen das Gespräch bestimmen…
Dann wird ein Gespräch zum KAMPF.

Ein Gespräch konstruktiv zu gestalten bedeutet…
…Regeln einzuhalten,
…sich gegenseitig mit Respekt zu begegnen,
…zuzuhören, vorzuschlagen, zu begründen und zu entwickeln,
oder kurz: den Gesprächsprozess offen zu halten.

Vielleicht erkennen wir dabei etwas Neues…
…lenen etwas dazu,
…kommen auf neue Ideen,
…betrachten das eine oder andere aus einer neuen Perspektive
…und entwickeln uns im Gespräch miteinander erkennend und verstehend weiter.

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