Psychosophie

Impressum - Blogplugins - Bookmarks - Miteinander sprechen - Psychosophie - Frage und Antwort - Inhalt - Smiliecodes - MyNetvibes

In der Begegnung mit anderen Menschen können wir uns selbst und andere besser verstehen lernen. Wenn wir miteinander sprechen, begegnen sich subjektive Welten. Vielleicht entstehen daraus Einsichten, die für das je eigene Leben von Bedeutung sind.

Mittwoch, 30. September 2009

Das Manifest der "Hard Blogging Scientists"

I am a hard bloggin' scientist. Read the Manifesto.Ein Zeichen ist neu auf diesem Blog. Lange ging es mir schon durch den Kopf und nun ist es also drin. Der Grund ist einfach: das Manifest, dem man zustimmen soll, wenn man dieses Zeichen verwendet, passt eben. Für jene, die der englischen Sprache nicht so mächtig sind, möchte ich es übersetzen. Und persönlich kommentieren.

1. Ich glaube, das Wissenschaft mit der Freiheit der Sprache zu tun hat.
DIe Übersetzung ist nicht so einfach: "to be about" heisst soviel wie "handeln von", man könnte auch sagen: Wissenschaft setzt sich für die Freiheit der Sprache ein. Aber vielleicht trifft das nicht so ganz den Kern. Zunächst einmal beziehe ich die Aussage auf wissenschaftlich denkende Menschen, noch allgemeiner auf Leute, die sich mit Wissenschaft beschäftigen. Entweder weil sie ein bestimmtes Studium abgeschlossen haben, selbst forschen, oder weil sie sich für eine bestimmte wissenschaftliche Disziplin interessieren. Dazu gehört eben auch der Gedankenaustausch - Ergebnisse und Erkenntnisse zur Diskussion stellen, Gedanken äussern, sich damit auch der Kritik aussetzen.

2. Ich kann mich mit der Wissenschaft identifizieren, die ich betreibe.
Auch hier möchte ich es allgemein formulieren: Wissenschaft dient der Menschheit. Sollte es zumindest. Erkenntnisse sind wichtig für Entscheidungen, in vielen Bereichen des Lebens. Wissenschaft ist eine Voraussetzung für Fortschritt. Auch dann, wenn so manches im Elfenbeinturm der Universitäten geschieht und für "normal Sterbliche" kaum nachvollziehbar ist. Wissenschaft ist die Haltung von Menschen, die nicht einfach nur etwas glauben wollen, Menschen, die etwas hinterfragen, untersuchen, erforschen, durchdenken, eben: wissen wollen. Wer sich mit Wissenschaftstheorie beschäftigt, erkennt auch die Grenzen, die Vorläufigkeit. Theorien sind oft begrenzt, werden im Laufe der Zeit durch neue Theorien ersetzt. Forschungsergebnisse sind manchmal widersprüchlich und regen wiederum die Theoriebildung an. Der Begriff "Psychosophie" bedeutet zum einen, dass es um Psychologie geht. Aber eben auch um philosophische Fragestellungen, allgemein um alles, was Menschen betrifft. Das "Psychosophische" zeigt sich in der Öffnung für Fragestellungen, die die empirische Psychologie nicht stellt und nicht beantwortet, die aber für Menschen trotzdem von Bedeutung sind. Durch den Bezug zur Sprechwissenschaft ist eine Brücke angedeutet, die Wissenschaft nicht auf das kausal-nomologische Paradigma begrenzt, sondern dem interpretativen Paradigma folgend eben auch nach Sinnzusammenhängen fragt. Gleichzeitig ist auf der wissenschaftlichen Ebene Interdisziplinarität im Kern angelegt - und das Miteinandersprechen jene Praxis, in der sich Erkenntnisse konkretisieren.
Mit Interesse nehme ich zur Kenntnis, dass viele Blogs auch darum bemüht sind, Wissenschaft zu vermitteln, einfacher darzustellen und damit einer breiteren Leserschaft zugänglich zu machen.

3. Ich kann meine Gedanken und Ideen der Öffentlichkeit vermitteln.
Sagen wir: ich versuche es. Das Bemühen um Verständlichkeit wird noch explizit Thema werden in diesem Blog. Realistisch betrachtet gehe ich davon aus, dass nicht alle alles verstehen können.

4. Ich nutze ein Blog als Forschungsinstrument.
Es gibt hier noch viele Elemente, die ausbaufähig sind. Forschung ist hier in einem sehr weiten Verständnis gedacht. Mir über ein bestimmtes Gebiet einen Einblick und Überblick zu verschaffen ist ein Bereich des forschenden Bloggens. Impulse und Anregungen können aus sehr vielen Quellen stammen - und ich hoffe, gelegentlich auch ein Impulsgeber zu sein, der zum Nachdenken und Weiterdenken anregt und einlädt.

5. Ich vertraue mir selbst.
Im Original heisst es: I trust myself. Selbstvertrauen ist damit gemeint und wenn ich es wörtlich übersetze, ist es nicht ganz ehrlich. Zum wissenschaftlichen Denken gehört das Zweifeln elementar dazu. Meine Haltung ist eher: das zum Ausdruck zu bringen, was ich im Moment für richtig halte. Neue Erkenntnisse können aber so manches ins Wanken bringen. Genau genommen müsste also oft eine Formulierung wie "nach meinem Kenntnisstand" oder "es scheint so zu sein, als ob..." vor vielen Aussagen stehen. Diese Zweifel sind ein beständiger Stachel, weiter zu fragen, an vielen Stellen zu überprüfen, ob Aussagen wirklich "handfest" sind. Wenn jemand behauptet, die Mondlandung habe nie stattgefunden, glaube ich das nicht so einfach. Nun kann ich da nicht mal kurz vorbeigehen und nachsehen... bin also wie viele andere auch auf Quellen angewiesen, die für mich glaubwürdig sind. Das Gesamtbild spricht dann eben für etwas anderes, also gehe ich davon aus, dass die Mondlandung wirklich stattgefunden hat. Und damit meine ich nicht Pöhlmann...

6. Ich surfe viel (im Internet) und lese viel.
Die Bookmarksammlung legt darüber Zeugnis ab. Natürlich habe ich nicht alles bis ins letzte Detail gelesen, verstanden und abrufbar im Kopf. Lesen bedeutet auch nicht nur "im Internet lesen" - das schlichte Buch hat für mich noch lange nicht ausgedient. Anstreichen, blättern, mehrere Bücher nebeneinander legen und synoptisch lesen, das hat was.

7. Ich blogge einmal am Tag/pro Woche/pro Monat
Mal mehr, mal weniger, mal hier, mal da. Manchmal auch mehrmals täglich.

8. Ich kommentiere in anderen Blogs täglich/wöchentlich/monatlich
Je nach Bedarf, Lust und Laune, Interesse und meist aus aktuellem Anlass, sprich: wenn mich ein bestimmter Artikel anspricht und zu einer Reaktion anregt. Manchmal behalte ich meine Gedanken aber auch für mich... oder verfolge einfach die Kommentare, die sich hier und da sammeln.

9. Ich bin mir meiner selbst bewusst und kritisch.
Im Original steht "self-aware" und nicht "selfconscious". Selbstaufmerksamkeit und kritische Distanz zu den eigenen Äußerungen... Ich nehme an, dass viele Bewegungen anderen ebenfalls vertraut sind. Nein, so kann ich das nicht schreiben, das muss ich korrigieren. Da sollte ich noch einmal nachlesen, ob ich das richtig verstanden habe. Gibt es Belege dafür, dass...? Stimmt das so? Ein Blog ist nicht in Stein gemeißelt. Gibt aber auch die Möglichkeit, hier und da Korrekturen anzubringen.

10. Ich beziehe mich auf Vordenker und Originalarbeiten.
Manchmal ist das gar nicht so einfach... herauszufinden, wo bestimmte Gedanken entstanden sind. Einen Link einzufügen, das ist recht einfach. Wikipedia als Quelle... ist immer mit einem Fragezeichen versehen. So richtig handfest bleibt auf Dauer nur die Angabe eines Fachartikels bzw. der Publikation einer Studie im Original.

11. I give love and respect to people...
Das könnte missverstanden werden, wenn man es wörtlich übersetzt.
"Ich hab Euch alle lieb" klingt etwas platt. Wertschätzung und die Orientierungsmarke "den anderen ernst nehmen, als Person und in der Sache" (aus der Anleitung zum Klärungsgespräch), das ist durchaus eine Frage der Haltung. Nun, Lesende mögen selbst urteilen, wie es damit aussieht.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Related Posts with Thumbnails