Psychosophie

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In der Begegnung mit anderen Menschen können wir uns selbst und andere besser verstehen lernen. Wenn wir miteinander sprechen, begegnen sich subjektive Welten. Vielleicht entstehen daraus Einsichten, die für das je eigene Leben von Bedeutung sind.

Donnerstag, 22. Oktober 2009

Ein paar Inder, ein Elefant und die Wahrheit


Woher die Geschichte stammt, weiss ich nicht. Oder ist es gar keine? Wenn es eine ist, dann muss sie ziemlich alt sein, so alt, dass der eigentliche Urheber keine Ahnung davon haben konnte, was ein Copyright ist. Und selbst wenn... nehme ich mir die dichterische Freiheit, aus den überlieferten dunklen Quellen eine neue zu machen. Oder anders: sie einfach anders zu erzählen. Mit dem Titel habe ich mir ja schon einen dramaturgischen Fauxpas geleistet, denn ein Geheimnis ist schon offenkundig. Dass der Elefant also etwas mit der Wahrheit zu tun hat, das muss man in meiner hier dargestellten Variante nicht erst erraten. Aber was und wie... das soll nun doch noch eine Weile ein Geheimnis bleiben.
Also: die Geschichte spielt in Indien. Deshalb tauchen ja auch Inder auf, logisch oder? Diese Inder sind im Grunde zu bedauern. Sie sehen nämlich nicht viel, genauer gesagt, gar nichts. Wie Menschen eben, die auf der Suche nach Wahrheit sind...
Nein, sie sind nicht blind. Haben nur die Augen verbunden. Und nach der Übung werden sie die Binden abnehmen, um... nun, dazu später.
Kommen wir nun zur eigentlichen Hauptfigur der Geschichte: dem Elefanten.
Dieser Elefant ist ein ganz gewöhnlicher Elefant, mit allem, was das Elefantenherz begehrt. Die Elefantendame steht irgendwo daneben oder auch nicht. Also... abweichend von der überlieferten Tradition sitzt einer der Inder auf einem Baum. Ob er auf diesem Baum mit oder ohne Augenbinde geklettert ist, das habe ich vergessen. Okay, er sitzt also da oben.
Und was macht unser Elefant? Wohl wissend, dass jener auf dem Baum sitzende, dem Elefanten wohl vertraute Inder sein Elefantengetöse, das besagen will "hey Kumpel, komm doch mal runter" nicht verstehen wird, beschliesst er also, den Baum anzurempeln. Und - wie beabsichtigt fällt der indische Kumpel auch prompt wie Fallobst vom Baum. Nicht etwa auf den Boden, nein - direkt auf den Elefantenrücken. Dass die Inder auf der Suche nach Wahrheit sind, wissen wir ja schon. Also sammelt der Inder seine Eindrücke und Erkenntnisse zusammen. "Die Wahrheit", sagt er, "bringt dich auf den Boden der Tatsachen. Aber man sitzt ganz gut darauf. Eine recht stabile Angelegenheit...". Philosophisch Bewanderte werden jetzt auf die Idee kommen, dass Wahrheit irgendwie etwas mit der Realität zu tun hat. Und so ganz falsch liegen sie damit wohl nicht...
Inder Nummer zwei, der Kumpel vom Kumpel gewissermassen, macht dagegen eine ganz andere Erfahrung. Weil er nichts sehen kann, greift er zu... und kommt zu folgender Erkenntnis: "die Wahrheit ist ein langer Schlauch." Nun hat er aber nicht erkannt, was noch in diesem Schlauch steckt, der vor kurzer Zeit schlürfend am Wasser stand. "Wenn die Wahrheit über dich kommt, dann ist das wie eine kalte Dusche". Na also, wer sagt's denn.
Am anderen Ende der Wahrheit macht Kumpel Nummer drei eine unangenehme Erfahrung: "wenn die Wahrheit über dich kommt, fährt sie dir zuerst über das Gesicht - und dann: stinkt's gewaltig!". Ich bin mir nicht sicher, ob die philosophischen Wahrheitstheorien diesen recht unangenehmen Aspekt bisher ausreichend gewürdigt haben...
Kumpel Nummer vier ist nun wirklich eine historisch nicht überlieferte Innovation. Der Erleuchtete ist nämlich auf die Idee gekommen, die Binde zu entfernen und - noch schlauer: einen Fotoapparat zu benutzen. "Kon Strukti", wie er sich auch nennt, sagt: "Die Wahrheit gibt es eigentlich gar nicht. Sie ist nur ein Bild."
Okay, also am Ende durften alle ihre Binden abnehmen und ihre erkenntnistheoretischen Überlegungen diskutieren... und wenn sie nicht gestorben sind, reiten sie noch heute auf dem breiten Rücken des Elefanten durch Indien. Der Wahrheit ist es nämlich ziemlich schnurz, dass Leute mit verbundenen Augen eben nur einen Teil von ihr erkennen können. Grau ist eben alle Theorie, und manchen mag das stinken. Ein dickes Fell hat sie allemal.



Variationen der Geschichte gibt es...

...als Parabel über religiöse Toleranz...
...die Wahrheit als Elefant...
...die blinden Männer und der Elefant...
...und in der Hegelwerkstatt: Was ist Wahrheit?
Auch hier wird die Elefantengeschichte erwähnt.


So. Und hier nochmal Elefanten... die Frühpatrouille!


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