Psychosophie

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In der Begegnung mit anderen Menschen können wir uns selbst und andere besser verstehen lernen. Wenn wir miteinander sprechen, begegnen sich subjektive Welten. Vielleicht entstehen daraus Einsichten, die für das je eigene Leben von Bedeutung sind.

Montag, 7. Dezember 2009

Die Gedankentastatur: Interface zwischen Mensch und Maschine

Vor ein paar Monaten fand ich einen Artikel über ein Stirnband, mit dem man Gedanken 'lesen' kann... Die Forschung zur Frage, wie der Gedanke im Kopf entsteht und wie sich zwischen Mensch und Maschine ein Interface entwickeln lässt, geht weiter. Düstere Visionen, die man dabei entwickeln kann, nähern sich dem an, was seit der 'nächsten Generation' im Star-Trek-Universum mit den Borg verbunden ist. Kybernetische Organismen also, die lebendes Gewebe besitzen, aber mit einer Fülle von technischen Erweiterungen verbunden sind. Die Koppelung ist ein Problem - und die Realität sieht im Moment so aus, dass wir eben Eingabegeräte brauchen, um Maschinen bedienen zu können. Wie einen PC etwa. Konkret: die Tastatur.
Also, wenn ich ein 'Q' auf dem Bildschirm sehen will, muss ich eben auf die entsprechende Taste drücken. Vorausgesetzt, es ist alles soweit korrekt installiert, dass die Übersetzung eben auch stimmt. Am Anfang aber steht der Gedanke - und hier wird es schon wieder kompliziert, wenn man anfängt, darüber nachzudenken. Denn wenn ich ein Wort wie 'Quark' schreiben will, denke ich ja nicht 'jetzt will ich ein Q auf dem Bildschirm haben, also muss ich auf die Taste 'Q' drücken und gleichzeitig auf Shift, damit der Buchstabe groß erscheint, und dann tippe ich ein u ein, dann ein a...' - all das vollzieht sich automatisch, wird uns kaum bewusst.

Unsere Gedanken haben eine körperliche Grundlage - das Denken beruht auf Vorgängen im Gehirn. Und die lassen sich messen. Dabei lässt sich zum Beispiel das EEG einsetzen - erkennbar sind dann typische Wellen, Verläufe, die Rückschlüsse auf die Vorgänge in den grauen Zellen liefern. Aber dabei einen bestimmten Gedanken zu identifizieren, das ist schwierig. Und - 1984 war zwar schon, aber die Möglichkeiten, solche Möglichkeiten zu missbrauchen, lassen dann doch beim einen oder der anderen gewisse Zweifel aufkommen.

Diese Forschungsrichtung, die den Zusammenhang zwischen Gedanken und Gehirnwellen untersucht, hat aber noch eine ganz andere Motivationsgrundlage. Prothesen, die als Ersatz für verlorene Körperteile dienen, sind ohne Technik zunächst einmal starr. Mit einem Glasauge sieht man eben nichts, mit einem Holzbein lässt sich nicht so elegant gehen wie mit einem 'echten'. Und die eiserne Hand... bleibt starr ohne die Möglichkeit, die einzelnen Finger zu bewegen. Wie also lässt sich ein Gedanke, ein bestimmter Impuls, der im Gehirn entsteht, technisch umsetzen?

Das EEG hat seine Grenzen, deshalb wurde ein neues Verfahren entwickelt: die Elektrokortikographie, kurz ECoG. Was heißt neu... Artikel zum Thema 'Denken statt Tippen' gab es schon im Jahr 2004:
 
Die Forschungen hängen mit der Untersuchung physiologischer Zusammenhänge bei Epilepsie zusammen, hierzu noch zwei Links:
 
Epilepsiechirurgie (Wikipedia)
Epilepsiechirurge (Uniklinik Erlangen)


Das Prinzip in aller Kürze: implantierte Elektroden erlauben die direkte Ableitung von Impulsen aus der Oberfläche des Gehirns. Die Störungen, die der Schädelknochen sonst verursacht, werden also umgangen... Es ist eine fragwürdige Angelegenheit, eigens zu Forschungszwecken Elektroden ins Gehirn zu pflanzen. Was in der Mayoklinik in Jacksonville untersucht wurde, bezieht sich aber auf zwei Patienten, die solche Elektroden bereits implantiert haben. Diese beiden Patienten bekamen ein einfaches Gitter präsentiert: 36 Buchstaben in einem Raster, so ähnlich wie bei einem Kreuzworträtsel. Die Patienten sollten an einen bestimmten Buchstaben denken, der Computer, der an die Elektroden im Gehirn angeschlossen war, zeichnete die Informationen auf. Die Technik muss sich dabei auf individuelle Hirnwellenmuster einstellen, aber im Prinzip funktioniert die Übersetzung. Mit einer Wahrscheinlichkeit von annähernd 100 Prozent konnte der beabsichtigte Buchstabe anhand der Wellenmuster identifiziert werden.

Und dann wird es eben möglich, einfach nur 'Q' zu denken, damit ein 'Q' auf dem Bildschirm erscheint. Offen gestanden... das, was in manchen Fällen eine zukunftsweisende Technik werden kann, bereitet mir nun doch ein gewisses Unbehagen. Da verzichte ich gern auf Elektroden im Gehirn und benutze die Tastatur.

Q. Geht doch...

Quelle:
Mayo Clinic researchers show brain waves can "write" on a computer in early tests (06.12.2009)



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