Psychosophie

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In der Begegnung mit anderen Menschen können wir uns selbst und andere besser verstehen lernen. Wenn wir miteinander sprechen, begegnen sich subjektive Welten. Vielleicht entstehen daraus Einsichten, die für das je eigene Leben von Bedeutung sind.

Dienstag, 29. Dezember 2009

Klimaschutz braucht Demokratie

Aufgeschreckt durch einen Artikel auf Spiegel Online, in dem behauptet wird, den Wissenschaftlern, insbesondere den Klimaforschern, werde die Demokratie lästig, möchte ich hier einfach die Gegenthese in den virtuellen Raum stellen: Klimaschutz braucht Demokratie.
Zur Kritik am Artikel verweise ich auf einen Blogbeitrag von Thilo Kuessner:
die zitierten Klimaforscher sind keine, die Recherche hinter dem Spiegelartikel weist also Lücken auf.... Wie auch immer. Auch wenn laut Spiegel unklar ist, was mit der "großen Transformation" gemeint sein soll... konkrete Vorstellungen dazu kann man durchaus haben.

Meine Auffassung, dass Klimaschutz Demokratie braucht, hängt sehr stark mit dem Problemverständnis zusammen, dass in den letzten Wochen in meinem Kopf entstanden ist.
Der erste Punkt: Klimawandel ist ein komplexes Phänomen, das die Klima(folgen)forschung allein weder vollständig beschreiben noch (als Problem verstanden) lösen kann. Wenn es also Unsicherheiten, Skepsis und offene Fragen gibt, wenn die Zusammenhänge kompliziert sind, dann brauchen wir eben mehrere Wissenschaften, einen interdisziplinären Ansatz und möglichst mehrere unabhängig voneinander handelnde Forschungseinrichtungen. Und das ist eben am besten dort möglich, wo eben NICHT womöglich eine einzige Person alles bestimmt, Fragestellungen vorgibt und einseitig herausfiltern kann, welche Ergebnisse 'genehm' sind und welche nicht.
Der zweite Punkt: komplizierte Probleme brauchen viele Teil-Lösungen, die ebenfalls aus recht unterschiedlichen Forschungs- und Industriezweigen stammen können, sollen, müssen. Also kann man sich als 'Normalsterblicher' nur wünschen, dass sich möglichst viele aus eigenem Interesse mit Fragen beschäftigen, die sich auf Umweltschutz, neue Energiequellen, umweltgerechtes Verhalten usw. beziehen. Eine breite Diskussion unterschiedlicher Meinungen, ein Austausch über die Fragen, was in welchem Zusammenhang für wen möglich ist, fördert die Lösung von Problemen weit mehr als ein autoritäres System, in dem von oben diktiert wird, wer gefälligst worüber nachzudenken hat.
Der dritte Punkt schließlich: so bedauerlich
das Ergebnis der Weltklimakonferenz auch ist - es ist ein Scheitern des Miteinander. Was sich da ändern müsste, ist eine Frage der Priorität.
Die 'vage Transformation' lässt sich also konkret beschreiben als eine neue Defintion der Prioritäten.
Globale Interessen über individuelle bzw. nationale Interessen stellen - das ist die notwendige Veränderung, die in Anbetracht der menschlichen Normalität alles andere als leicht zu bewerkstelligen ist. Realistischer ist da schon das Bemühen, individuelle und globale Interessen miteiander in Einklang zu bringen. Wenn man von einem konsumentenorientierten Ansatz ausgeht, also eine Lösung für das Problem "Reduktion der Treibhausgase" finden und dabei Verhaltensänderungen in der Bevölkerung erreichen will, ist ebenfalls ein autoritäres System völlig falsch. Das, was Menschen freiwillig tun, werden sie nur ändern, wenn sie davon überzeugt sind, dass die Veränderung sinnvoll ist. Dann aber dürfen Klimaforscher nicht herrschen - sie sind aufgefordert, zu überzeugen. Und dazu gehört auch, die Skeptiker nicht in Anführungszeichen zu setzen, sondern ihre Einwände auch dann ernst zu nehmen, wenn sie auf Unwissenheit beruhen. Es hat eben nicht jedermann einen Dr. rer. nat. vor dem Namen stehen.

Eine globale 'Klimadiktatur' kann keine Lösung sein. Von den Bemühungen, die Klimaschutzverhandlungen weiter zu führen und eben so gut es geht auf einen globalen Konsens hinzuarbeiten, verspreche ich mir persönlich wesentlich mehr. Und deshalb braucht Klimaschutz Demokratie.
 
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