Psychosophie

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In der Begegnung mit anderen Menschen können wir uns selbst und andere besser verstehen lernen. Wenn wir miteinander sprechen, begegnen sich subjektive Welten. Vielleicht entstehen daraus Einsichten, die für das je eigene Leben von Bedeutung sind.

Donnerstag, 13. Mai 2010

Vatertag, Männer und Vaterbeziehungen

Vaterbeziehungen sind ein schwieriges Thema. Männer scheinen überhaupt mehr Schwierigkeiten zu haben, Beziehungen zu reflektieren, darüber zu sprechen, Beziehungen zu klären - und dazu gehört in besonderer Weise die Beziehung zum eigenen Vater. Wie dramatisch die Ambivalenzen und inneren Brüche in der Vaterbeziehung sein können, zeigt sich an der Bezeichnung 'Erzeuger', die aus dem Vater einen schlichten Lieferanten genetischen Materials macht.

In seinem Buch 'Männer auf der Suche' beschreibt Steve Biddulph ein Telefonat, das ein junger Mann mit seinem Vater führt. Zuerst will der Vater die Mutter rufen, weil er sich nicht vorstellen kann, dass sein Sohn wirklich mit ihm sprechen will. Nachdem der Sohn deutlich gemacht hat, dass es ihm wirklich um den Vater geht, kommt als Reaktion die Frage "Wieso? Brauchst du Geld?". Der Sohn verneint, möchte sich bedanken für all das, was der Vater für ihn getan hat. Sagt ihm, dass er ihn liebt. Worauf der Vater fragt: "Hast du getrunken?".

Vaterhunger ist ein Problem, über das Männer selten sprechen. Es ist ein 'unbekanntes' Wort, mit dem sich zunächst nicht viel anfangen lässt. So lange, bis das Bedürfnis nach Anerkennung erkennbar wird und damit ein Aspekt, der zu einem guten Vater gehört: Fürsorglichkeit, Wertschätzung, Zuwendung in einer Form, die eben nicht in erster Linie materiell orientiert ist. Wärme, die eher der Mütterlichkeit zugehörig scheint und als Gefühlsmoment irgendwie nicht so recht zur Männlichkeit zu passen scheint. Vatertag - das kann auch ein Impuls sein, über die eigene Vaterbeziehung nachzudenken, zu klären, ob es da etwas zu klären gibt.

Die Trennung der Schätze vom Müll im väterlichen 'Erbe' - das ist ein Schritt in dieser Klärung, die im günstigen Fall mit dem lebenden Vater erfolgt. Ist er tot, solle man ihn (im übertragenen Sinn) wieder 'ausgraben' - und ihm einen Brief schreiben, als wäre er noch am Leben. Wenn es üblich wäre, dass Väter am Vatertag über ihr Verhältnis zum eigenen Vater nachdenken und sich um die Entwicklung der je eigenen Väterlichkeit zu bemühen, ließe sich so manche Katastrophe vermeiden. Aber die meisten werden wohl darauf vertrauen, dass sich all das Ungeklärte und Unangenehme in dieser Frage in Alkohol auflösen lässt.




Literatur:
Steve Biddulph (1996). Männer auf der Suche. München: Beust Verlag.

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