Ein Nachtrag zur Szene auf der Pressekonferenz. Man kann das natürlich auch ganz anders sehen - wenn man eine andere Perspektive annimmt und von der Voraussetzung ausgeht, dass ein Auslandskorrepondent die Sprache des Landes beherrschen sollte, aus der er berichtet.
Was die Gesprächsanalyse der Pressekonferenz zeigen sollte, ist das Misslingen der Verständigung. Das Aufeinandertreffen widerprüchlicher Erwartungen ("ein deutscher Politiker sollte in der Lage sein, Fragen auf Englisch zu verstehen und zu beantworten - und das auch tun" vs. "Auslandskorrespondenten, die auf einer Pressekonferenz in Deutschland Fragen stellen, sollen Deutsch können und daher auch auf Deutsch Fragen stellen") führte zu einem Konflikt, in dem sich der Situationsmächtige durchsetzte. Je nachdem, welchen Standpunkt man nun einnimmt, wird die Beurteilung des Gesprächsverhaltens also anders aussehen.
Zwei Dinge scheinen mir dabei grundsätzlich von Bedeutung:
1. Erwartungen sind potentiell konflikterzeugende Einstellungen.
2. Lösungen sind nur zu finden, wenn die Wünsche hinter den Erwartungen sichtbar werden und Bemühungen erkennbar sind, aufeinander zuzugehen.
Von Seiten des BBC-Korrespondenten ist ein solcher Schritt erkennbar: auf Englisch fragen, auf Deutsch die Antwort. Gestützt wurde das Bemühen durch die Übersetzung der Dolmetscherin. Das Entgegenkommen von der anderen Seite fehlte allerdings: in Deutschland wird Deutsch gesprochen, Punkt.
Unterschiedliche Vorstellungen von dem, was Konfliktfähigkeit bedeutet, führen ebenfalls zu unterschiedlichen Einschätzungen.
Versteht man Konfliktfähigkeit als Durchsetzungsfähigkeit, hat sich Guido Westerwelle mit seiner Haltung durchgesetzt. Gibt man ihm mit seinem Standpunkt Recht, hat er es also "richtig gemacht".
Versteht man Konfliktfähigkeit allerdings im Sinne von lösungsorientierter Konfliktbereitschaft und der Fähigkeit, in einem Konflikt zu vermitteln und eine Lösung zu finden, was auch bedeutet, den Prozess der Verständigung im Auge zu behalten und aufrecht zu halten, ist die Situation misslungen.
Außenpolitik steht immer im Spannungsfeld widersprüchlicher Erwartungen - die Interessen des je eigenen Landes zu vertreten, gleichzeitig aber auch internationale Verständigung zu ermöglichen. Die Bezüge sind unterschiedlich - und die Strategien deshalb in der Regel eine Mischung aus "Interessen durchsetzen" und "vermitteln und sich einigen". Es gibt noch einen Grund, warum mir der Ansatz lösungsorientierter Konfliktfähigkeit auf internationaler Ebene besonders wichtig erscheint. Wenn ich davon ausgehe, dass Problemfelder wie die internationalen Finanzmärkte und der Klimawandel nur durch internationale Zusammenarbeit gelöst werden können, sind Prozesse der Verständigung so elementar, dass eine durchsetzungsorientierte Haltung dysfunktional und störend wird. Gelegentlich müssen nationale Interessen hinter dem Wohl der gesamten Menschheit zurückstehen. Mit Blick auf die Klimakonferenz ist das Warten auf die nächste Wahl keine Lösung... dann ist es nämlich zu spät.
Was die Gesprächsanalyse der Pressekonferenz zeigen sollte, ist das Misslingen der Verständigung. Das Aufeinandertreffen widerprüchlicher Erwartungen ("ein deutscher Politiker sollte in der Lage sein, Fragen auf Englisch zu verstehen und zu beantworten - und das auch tun" vs. "Auslandskorrespondenten, die auf einer Pressekonferenz in Deutschland Fragen stellen, sollen Deutsch können und daher auch auf Deutsch Fragen stellen") führte zu einem Konflikt, in dem sich der Situationsmächtige durchsetzte. Je nachdem, welchen Standpunkt man nun einnimmt, wird die Beurteilung des Gesprächsverhaltens also anders aussehen.
Zwei Dinge scheinen mir dabei grundsätzlich von Bedeutung:
1. Erwartungen sind potentiell konflikterzeugende Einstellungen.
2. Lösungen sind nur zu finden, wenn die Wünsche hinter den Erwartungen sichtbar werden und Bemühungen erkennbar sind, aufeinander zuzugehen.
Von Seiten des BBC-Korrespondenten ist ein solcher Schritt erkennbar: auf Englisch fragen, auf Deutsch die Antwort. Gestützt wurde das Bemühen durch die Übersetzung der Dolmetscherin. Das Entgegenkommen von der anderen Seite fehlte allerdings: in Deutschland wird Deutsch gesprochen, Punkt.
Unterschiedliche Vorstellungen von dem, was Konfliktfähigkeit bedeutet, führen ebenfalls zu unterschiedlichen Einschätzungen.
Versteht man Konfliktfähigkeit als Durchsetzungsfähigkeit, hat sich Guido Westerwelle mit seiner Haltung durchgesetzt. Gibt man ihm mit seinem Standpunkt Recht, hat er es also "richtig gemacht".
Versteht man Konfliktfähigkeit allerdings im Sinne von lösungsorientierter Konfliktbereitschaft und der Fähigkeit, in einem Konflikt zu vermitteln und eine Lösung zu finden, was auch bedeutet, den Prozess der Verständigung im Auge zu behalten und aufrecht zu halten, ist die Situation misslungen.
Außenpolitik steht immer im Spannungsfeld widersprüchlicher Erwartungen - die Interessen des je eigenen Landes zu vertreten, gleichzeitig aber auch internationale Verständigung zu ermöglichen. Die Bezüge sind unterschiedlich - und die Strategien deshalb in der Regel eine Mischung aus "Interessen durchsetzen" und "vermitteln und sich einigen". Es gibt noch einen Grund, warum mir der Ansatz lösungsorientierter Konfliktfähigkeit auf internationaler Ebene besonders wichtig erscheint. Wenn ich davon ausgehe, dass Problemfelder wie die internationalen Finanzmärkte und der Klimawandel nur durch internationale Zusammenarbeit gelöst werden können, sind Prozesse der Verständigung so elementar, dass eine durchsetzungsorientierte Haltung dysfunktional und störend wird. Gelegentlich müssen nationale Interessen hinter dem Wohl der gesamten Menschheit zurückstehen. Mit Blick auf die Klimakonferenz ist das Warten auf die nächste Wahl keine Lösung... dann ist es nämlich zu spät.
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