Psychosophie

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In der Begegnung mit anderen Menschen können wir uns selbst und andere besser verstehen lernen. Wenn wir miteinander sprechen, begegnen sich subjektive Welten. Vielleicht entstehen daraus Einsichten, die für das je eigene Leben von Bedeutung sind.

Donnerstag, 10. September 2009

Die Problempartnerbörse

Dass es auf Orbital Alpha so manches gab, das irgendwie seltsam war, hatte ich ja schon begriffen. Wieder einmal stand ich also vor den Hinweisschildern in der Empfangshalle, die jedesmal größer zu werden schien. Aber das war wohl nur eine Täuschung, eben nur ein Traum.
Ob es neu war oder mir bisher nicht aufgefallen war, das wusste ich nicht. "Problempartnerbörse" stand da zu lesen. "Finden Sie Menschen mit ihren Problemen". Aha?
Das musste ich mir ansehen. Die vorbeieilenden Menschen beachtete ich kaum, stolperte also in den Vorraum der besagten Börse und fand ebenso Neugierige vor den Bildschirmen stehend, Stichworte eintippend und dabei wohl auf der Suche. "Wie funktioniert denn das hier?", fragte ich den nächstbesten Passanten und, wie freundlich, er erklärte mir alles. "Ich suche Leute, die möglichst genau dieselben Probleme haben wie ich. Oder wenigstens manche..." - "Und wozu?", wollte ich wissen.
"Weil es nützlich ist für beide Seiten. Deshalb geht es ja um Problem-Partner." So ganz neu schien das nun auch nicht zu sein, schließlich gab es ja schon lange Selbsthilfegruppen für Dieses und Jenes und Sonstiges... "Also eine Art Mini-Selbsthilfegruppe?" - "Manchmal finden sich tatsächlich ganze Gruppen zusammen, aber der Kern ist das Modell des Co-Counseling. Man berät sich gegenseitig." So langsam dämmerte mir, dass es wohl doch etwas Neues war, zumindest etwas, das ich in dieser Form noch nicht kannte. "Das Problem ist ja", erklärte mir der Problempartnersuchende, "das ein Problem komplett die Sicht auf Lösungen verstellen kann. Manchmal habe ich den Eindruck, nicht ICH habe ein Problem, sondern das Problem hat MICH. Finde ich jemanden, der dasselbe oder ein ähnliches Problem hat, kann ich das Ganze aus einem gewissen Abstand betrachten. Denn es ist ja nicht mein Problem..." Das fand ich dann doch irgendwie widersprüchlich. Erst mit der Zeit wurde mir der Sinn der Idee klarer, aber ich hatte einen Einwand: "Wäre es nicht sinnvoller, nach jemandem zu suchen, der sich mit einem Problem auskennt? Also, wenn der oder die andere dasselbe Problem hat, dann fehlt ja wohl noch eine Lösung..."
"Richtig," bekam ich zur Antwort, "aber ich will ja keine vorgefertigte Lösung von jemandem, der sich mit der Angelegenheit auskennt und womöglich sofort weiss, was ich tun sollte, hätte tun können und Bla und Bla..." Ach. Da wollte sich jemand wohl nicht bevormunden lassen? "Okay, es geht also, wenn ich das recht verstanden habe, um die gemeinsame Suche nach Lösungen?", fragte ich also, etwas diplomatischer als es mir durch den Kopf gegangen war...
"Genau. Wir beraten uns gegenseitig, tauschen Ideen aus, und können jeweils aus dem Abstand zur eigenen Situation klarer erkennen, was Sache ist. Das Prinzip ist, sich gegenseitig zu helfen, ohne den Anspruch, zu wissen, was für den anderen gut und richtig ist. So, jetzt muss ich aber weiter suchen..."
Danke, ich wollte ja nicht stören... "Viel Glück!" wünschte ich noch.
Einen Blick auf die "angebotenen Probleme" konnte ich mir nicht verkneifen. Erstaunlich, was alles zum Problem werden kann... über die Einzelheiten kann ich natürlich aus datenschutzrechtlichen Gründen keine Auskunft geben.
Abstand gewinnen... das ging mir noch durch den Kopf, als ich mit dem Space Elevator wieder auf die Erde fuhr. Diesmal setzte ich mich so hin, dass ich durch den Aufzugboden die Erde beobachten konnte.





Die Idee hat Zukunft, dachte ich beim Aufwachen.

2 Kommentare:

  1. Feine Fortsetzung. Vielleicht liest das mal irgendwann ein Regisseur und deine Geschichte kommt ins Kino. Ein psychologischer Science Fiction Film. Wäre mal was neues.

    Dir noch nen schönes Restnachmittag und Abend!

    LG Jürgen

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  2. Hallo Jürgen,

    danke! Komm' ich jetzt im Fernsehen?
    Im Grunde ist es ja mehr Social Fiction als Science Fiction. Aber diesen Begriff gibt es ja noch gar nicht. Gar nicht so einfach, wenn man seiner Zeit voraus ist und nicht weiss, ob das vielleicht nur eine Abseitsposition ist...
    Vielleicht gibt es ja mal Pendlerstories über die Reisen zu fernen Sternen - aber das wird wohl noch eine gaaanze Weile dauern. So weit fährt der Regionalexpress noch nicht. N' Abend!

    LG Rolf

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