Psychosophie

Impressum - Blogplugins - Bookmarks - Miteinander sprechen - Psychosophie - Frage und Antwort - Inhalt - Smiliecodes - MyNetvibes

In der Begegnung mit anderen Menschen können wir uns selbst und andere besser verstehen lernen. Wenn wir miteinander sprechen, begegnen sich subjektive Welten. Vielleicht entstehen daraus Einsichten, die für das je eigene Leben von Bedeutung sind.

Dienstag, 29. Dezember 2009

Warum Mächtige sich nicht an das halten, was sie predigen

Es ist ein Phänomen, das immer wieder für Schlagzeilen sorgt: Politiker und Manager, Skandale und Widersprüche, Forderungen nach aussen und eigennütziges Verhalten im Geheimen. Korrumpiert Macht?
Joris Lammers und Diederik A. Stapel (Tilburg, Niederlande) sowie Adam Galinsky (Kellogg School of Management at Northwestern University in Evanston, USA) untersuchten die größten Skandale im Jahr 2009. Die Ergebnisse: Politiker und Manager zeigen häufig eine deutliche Diskrepanz zwischen dem, was sie erzählen und dem, was sie tun. Macht führt dazu, strenger zu werden, wenn es um die Beurteilung des Verhaltens anderer geht - und dafür etwas nachlässiger bei der Beurteilung des eigenen Verhaltens zu sein. Man gönnt sich gern etwas mehr, während man von anderen verlangt, den Gürtel enger zu schnallen.... Öffentliche Gelder für private Zwecke nutzen, nach außen die Werte 'Familie und Treue' hochhalten, aber selbst eine außereheliche Beziehung führen, das sind Beispiele für solche Widersprüche.

Gibt es dafür eine Erklärung?

Im Experiment wurden Versuchspersonen verschiedene Rollen zugewiesen: Minister (im Original: Prime Minister) oder Beamter. Dann wurden sie mit moralischen Konfliktsituationen konfrontiert, in denen es um die Bereitschaft ging, Verkehrsregeln zu missachten, eine Steuererklärung abzugeben oder ein gestohlenes Fahrrad zurückzugeben. Die "Minister" neigten dabei dazu, Schwindel und Betrug bei anderen stärker zu kritisieren, selbst aber häufiger zu betrügen. Sie nutzten stärker als die "Beamten" die Möglichkeit, bei einem Würfelspiel, in dem sie Lotterielose gewinnen konnten, zu mogeln. Die 'Mogeleien' fanden dabei in einer Kabine statt, in der sich die Versuchspersonen unbeobachtet glaubten.
Mehrere weiterführende Experimente untersuchten die Frage, ob Macht zu einer kritischeren Haltung anderen gegenüber bei gleichzeitig steigender Großzügigkeit bezogen auf das eigene Verhalten führt. In allen Fällen zeigte die Gruppe der 'Mächtigen' eine höheres Ausmass an Heuchelei.

Schließlich gingen die Forscher noch der Frage nach, welchen Einfluss die Legitimierung der Machtposition hat. Versuchpersonen, die sich zu Unrecht in einer Machtposition fühlten, neigten dazu, sich selbst gegenüber kritischer zu sein als anderen gegenüber - diejenigen, die sich mit Recht in einer Machtposition glaubten, kritisierten häufiger andere und legten an sich selbst geringere moralische Standards an. Heuchelei und überzogene Kritik stabilisieren also soziale Ungleichheit - je mehr Macht sich eine Person legitimerweise selbst zuschreibt, umso stärker wird die Beurteilung der eigenen Person von der Beurteilung anderer abgekoppelt. Kritik haben immer diejenigen 'verdient', die 'unten' sind - bei den Mächtigen fällt das Urteil immer milder aus, sie können und dürfen sich 'mehr erlauben'.
 

Literatur:

Association for Psychological Science (2009, December 29). Why powerful people -- many of whom take a moral high ground -- don't practice what they preach. ScienceDaily. Retrieved December 29, 2009
 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Related Posts with Thumbnails