Psychosophie

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In der Begegnung mit anderen Menschen können wir uns selbst und andere besser verstehen lernen. Wenn wir miteinander sprechen, begegnen sich subjektive Welten. Vielleicht entstehen daraus Einsichten, die für das je eigene Leben von Bedeutung sind.

Donnerstag, 31. Dezember 2009

Sylvester 2009

Feuerwerk zu Sylvester? Manche brauchen keines, sie 'brennen' auch so. Zumindest scheint das bei Bruce Springsteen der Fall zu sein....



Einen netten Film habe ich auf YouTube gefunden zum Sylvester 2009. Neben guten Wünschen zum neuen Jahr sind noch drei wichtige Tipps für Skifahrer aufgenommen... Also denn:

guten Rutsch ins Neue Jahr!

Und Vorsicht bei Biltz- und Glatteis!



Mittwoch, 30. Dezember 2009

Statt guter Vorsätze fürs Neue Jahr

Nachgedacht und überlegt... Jahresrückblick? Gute Vorsätze? Viele sagen, da wird ja doch nichts draus, andere bemühen sich um Tipps, wie doch etwas daraus werden kann... für mich persönlich habe ich beschlossen, ich spare mir das. Stattdessen folge ich einer Neigung, die ich bei anderen Menschen auch gelegentlich beobachte: Schwerpunkte zu setzen, bestimmte Dinge oder Themenfelder zu vertiefen. Was könnte das sein? Ein Motto, ein Schlagwort?
Der Ansatz dieses Blogs bezog sich auf das 'Miteinander sprechen', der Schwerpunkt 'Konflikte und Konfliktfähigkeit' ist dabei noch wenig ausgearbeitet, die Bundestagswahl brachte einen stärker politischen Akzent mit sich. Und dann kam eben der Blog Action Day und die Klimakonferenz. Offene Fragen gibt es genug... und ein Themenfeld zeichnet sich ab, das einen vielschichten Bezug zu mehreren Bereichen ermöglicht.

Ressourcen.

Es lohnt sich, über Ressourcen nachzudenken, wenn sich das Jahr 2009 im Rückblick als nicht so ganz gelungen zeigt, aber auch dann, wenn sich wertvolle Entwicklungen und Erfolge erkennen lassen.
Unzufriedenheit mit dem Ergebnis der Klimakonferenz kann auch bedeuten, mit einer weiter gefassten Perspektive nach Lösungsansätzen zu fragen. Ressourcen beziehen sich also nicht nur auf persönliche Ressourcen, sondern auch auf Energiequellen, darüber hinaus auf Potentiale, die sich nutzen lassen, um persönliche, institutionelle, wirtschaftliche, politische und gesellschaftliche Entwicklungen zu fördern. Begriffe wie Nachhaltigkeit oder Zukunftsfähigkeit können Ansatzpunkte sein, nach dem zu fragen, was langfristig trägt - und Perspektiven eröffnet. Auch ganz privat und persönlich.
In diesem Sinne wünsche ich schon mal allen Lesenden, Nachdenkenden und Bloggenden ein ressourcenreiches 2010!
 

Dienstag, 29. Dezember 2009

Tina Turner zur Weltpolitik

Grübel... was würde Tina Turner wohl zur Weltpolitik sagen, zur Frage ob wir einen Bruce Willis des Klimawandels oder eine Diktatur brauchen, um die großen Probleme der Welt lösen zu können?
Vielleicht ist das eine Antwort...:



Klimaschutz braucht Demokratie

Aufgeschreckt durch einen Artikel auf Spiegel Online, in dem behauptet wird, den Wissenschaftlern, insbesondere den Klimaforschern, werde die Demokratie lästig, möchte ich hier einfach die Gegenthese in den virtuellen Raum stellen: Klimaschutz braucht Demokratie.
Zur Kritik am Artikel verweise ich auf einen Blogbeitrag von Thilo Kuessner:
die zitierten Klimaforscher sind keine, die Recherche hinter dem Spiegelartikel weist also Lücken auf.... Wie auch immer. Auch wenn laut Spiegel unklar ist, was mit der "großen Transformation" gemeint sein soll... konkrete Vorstellungen dazu kann man durchaus haben.

Meine Auffassung, dass Klimaschutz Demokratie braucht, hängt sehr stark mit dem Problemverständnis zusammen, dass in den letzten Wochen in meinem Kopf entstanden ist.
Der erste Punkt: Klimawandel ist ein komplexes Phänomen, das die Klima(folgen)forschung allein weder vollständig beschreiben noch (als Problem verstanden) lösen kann. Wenn es also Unsicherheiten, Skepsis und offene Fragen gibt, wenn die Zusammenhänge kompliziert sind, dann brauchen wir eben mehrere Wissenschaften, einen interdisziplinären Ansatz und möglichst mehrere unabhängig voneinander handelnde Forschungseinrichtungen. Und das ist eben am besten dort möglich, wo eben NICHT womöglich eine einzige Person alles bestimmt, Fragestellungen vorgibt und einseitig herausfiltern kann, welche Ergebnisse 'genehm' sind und welche nicht.
Der zweite Punkt: komplizierte Probleme brauchen viele Teil-Lösungen, die ebenfalls aus recht unterschiedlichen Forschungs- und Industriezweigen stammen können, sollen, müssen. Also kann man sich als 'Normalsterblicher' nur wünschen, dass sich möglichst viele aus eigenem Interesse mit Fragen beschäftigen, die sich auf Umweltschutz, neue Energiequellen, umweltgerechtes Verhalten usw. beziehen. Eine breite Diskussion unterschiedlicher Meinungen, ein Austausch über die Fragen, was in welchem Zusammenhang für wen möglich ist, fördert die Lösung von Problemen weit mehr als ein autoritäres System, in dem von oben diktiert wird, wer gefälligst worüber nachzudenken hat.
Der dritte Punkt schließlich: so bedauerlich
das Ergebnis der Weltklimakonferenz auch ist - es ist ein Scheitern des Miteinander. Was sich da ändern müsste, ist eine Frage der Priorität.
Die 'vage Transformation' lässt sich also konkret beschreiben als eine neue Defintion der Prioritäten.
Globale Interessen über individuelle bzw. nationale Interessen stellen - das ist die notwendige Veränderung, die in Anbetracht der menschlichen Normalität alles andere als leicht zu bewerkstelligen ist. Realistischer ist da schon das Bemühen, individuelle und globale Interessen miteiander in Einklang zu bringen. Wenn man von einem konsumentenorientierten Ansatz ausgeht, also eine Lösung für das Problem "Reduktion der Treibhausgase" finden und dabei Verhaltensänderungen in der Bevölkerung erreichen will, ist ebenfalls ein autoritäres System völlig falsch. Das, was Menschen freiwillig tun, werden sie nur ändern, wenn sie davon überzeugt sind, dass die Veränderung sinnvoll ist. Dann aber dürfen Klimaforscher nicht herrschen - sie sind aufgefordert, zu überzeugen. Und dazu gehört auch, die Skeptiker nicht in Anführungszeichen zu setzen, sondern ihre Einwände auch dann ernst zu nehmen, wenn sie auf Unwissenheit beruhen. Es hat eben nicht jedermann einen Dr. rer. nat. vor dem Namen stehen.

Eine globale 'Klimadiktatur' kann keine Lösung sein. Von den Bemühungen, die Klimaschutzverhandlungen weiter zu führen und eben so gut es geht auf einen globalen Konsens hinzuarbeiten, verspreche ich mir persönlich wesentlich mehr. Und deshalb braucht Klimaschutz Demokratie.
 
*

Warum Mächtige sich nicht an das halten, was sie predigen

Es ist ein Phänomen, das immer wieder für Schlagzeilen sorgt: Politiker und Manager, Skandale und Widersprüche, Forderungen nach aussen und eigennütziges Verhalten im Geheimen. Korrumpiert Macht?
Joris Lammers und Diederik A. Stapel (Tilburg, Niederlande) sowie Adam Galinsky (Kellogg School of Management at Northwestern University in Evanston, USA) untersuchten die größten Skandale im Jahr 2009. Die Ergebnisse: Politiker und Manager zeigen häufig eine deutliche Diskrepanz zwischen dem, was sie erzählen und dem, was sie tun. Macht führt dazu, strenger zu werden, wenn es um die Beurteilung des Verhaltens anderer geht - und dafür etwas nachlässiger bei der Beurteilung des eigenen Verhaltens zu sein. Man gönnt sich gern etwas mehr, während man von anderen verlangt, den Gürtel enger zu schnallen.... Öffentliche Gelder für private Zwecke nutzen, nach außen die Werte 'Familie und Treue' hochhalten, aber selbst eine außereheliche Beziehung führen, das sind Beispiele für solche Widersprüche.

Gibt es dafür eine Erklärung?

Im Experiment wurden Versuchspersonen verschiedene Rollen zugewiesen: Minister (im Original: Prime Minister) oder Beamter. Dann wurden sie mit moralischen Konfliktsituationen konfrontiert, in denen es um die Bereitschaft ging, Verkehrsregeln zu missachten, eine Steuererklärung abzugeben oder ein gestohlenes Fahrrad zurückzugeben. Die "Minister" neigten dabei dazu, Schwindel und Betrug bei anderen stärker zu kritisieren, selbst aber häufiger zu betrügen. Sie nutzten stärker als die "Beamten" die Möglichkeit, bei einem Würfelspiel, in dem sie Lotterielose gewinnen konnten, zu mogeln. Die 'Mogeleien' fanden dabei in einer Kabine statt, in der sich die Versuchspersonen unbeobachtet glaubten.
Mehrere weiterführende Experimente untersuchten die Frage, ob Macht zu einer kritischeren Haltung anderen gegenüber bei gleichzeitig steigender Großzügigkeit bezogen auf das eigene Verhalten führt. In allen Fällen zeigte die Gruppe der 'Mächtigen' eine höheres Ausmass an Heuchelei.

Schließlich gingen die Forscher noch der Frage nach, welchen Einfluss die Legitimierung der Machtposition hat. Versuchpersonen, die sich zu Unrecht in einer Machtposition fühlten, neigten dazu, sich selbst gegenüber kritischer zu sein als anderen gegenüber - diejenigen, die sich mit Recht in einer Machtposition glaubten, kritisierten häufiger andere und legten an sich selbst geringere moralische Standards an. Heuchelei und überzogene Kritik stabilisieren also soziale Ungleichheit - je mehr Macht sich eine Person legitimerweise selbst zuschreibt, umso stärker wird die Beurteilung der eigenen Person von der Beurteilung anderer abgekoppelt. Kritik haben immer diejenigen 'verdient', die 'unten' sind - bei den Mächtigen fällt das Urteil immer milder aus, sie können und dürfen sich 'mehr erlauben'.
 

Literatur:

Association for Psychological Science (2009, December 29). Why powerful people -- many of whom take a moral high ground -- don't practice what they preach. ScienceDaily. Retrieved December 29, 2009
 

Der Meister des Zorns

Das Land war mir fremd. Vor allem aber wunderte ich mich darüber, dass der dunkelhäutige Mann, der mir gegenüber saß, einen Regenschirm bei sich hatte. Bei dem Wetter? Es war so warm, dass ich wohl träumen oder irgendwo in einer Zukunft gelandet sein musste, in der die globale Erwärmung.... "Mein Name ist Mohandas", riss er mich aus meinen Gedanken. "Die meisten nennen mich Mo. Man nennt mich auch den Meister des Zorns. Erzähle mir, was dich bewegt."
Es ist schwierig, mitten in einem Traum irgendwie mit dem Aufwachen beschäftigt zu sein... das gehörte wohl in die Rubrik der immer wieder auftretenden Fragen aus dem Bereich 'Umgang mit Gefühlen'. Hatte ich da eine Frage? "Ich gehe davon aus, dass es gesund ist, wenn man Gefühle ausdrücken kann. Das gilt natürlich auch für den Zorn. Ich meine damit aber nicht das wilde Umsichschlagen, sondern das Gespräch darüber. Es kann auch eine Szene sein, ein Bild, eine Zeichnung oder etwas anderes." Mo dachte eine Weile nach und deutete ein Nicken an. "Früher dachte ich auch so ähnlich. Ich hatte mich daran gewöhnt, meinem Zorn freien Lauf zu lassen. Bis ich den Mahatma traf, der mich etwas ganz anderes lehrte." Als er meinen fragenden Blick bemerkte, ergänzte er: "ich bin auch in die Zukunft gereist. Und stelle fest, dass die Menschen immer noch nicht genug gelernt haben. Vor allem aber weiss ich aus Erfahrung, dass meine Methode für viele Menschen sehr nützlich ist. Der Mahatma sagte mir, behalte deinen Zorn für dich. Staue ihn auf. Mach etwas Wertvolles daraus. Etwas, das die Welt bewegt." Ein hoher Anspruch, dachte ich mir. Und es passte nun gar nicht zu meiner Vorstellung vom Aufarbeiten, Ausdrücken und Loslassen. Oder doch? "Wenn der Zorn eine wertvolle Form gefunden hat, drückt er sich auch aus. Aber auf eine Art, die selten als Zorn erkennbar ist." Darüber musste ich erst eine Weile nachdenken....
"Wie macht man etwas Wertvolles aus dem Zorn?" fragte ich schließlich.
"Es ist wichtig zu erkennen, was dich zornig macht", erklärte Mo. "Zorn über die Vergangenheit nützt überhaupt nichts. Sie wird zur Bitterkeit und nimmt dir jede Hoffnung. Denn die Vergangenheit lässt sich nicht ändern. Zorn über einen Zustand in der Gegenwart ist etwas anderes. Wenn es dort einen Punkt gibt, der verändert werden kann, lohnt es sich, den Zorn aufzustauen. Denn er gibt die innere Kraft, die Energie, sich wirklich für etwas einzusetzen. Etwas zu bewegen. Mit deiner Methode würde diese Energie verloren gehen."
Da stand oder vielmehr saß ich etwas ratlos da mit meiner westlichen Psychologie im Kopf... "Was sage ich Leuten, die viel Leid erfahren haben, in einer Katastrophe, einem Krieg Angehörige verloren haben? Wo soll denn da ein Ansatzpunkt für Veränderungen sein?" - Mo sah zu Boden, schien seine Worte sorgfältig abzuwägen... "Was ist es dabei, das den Zorn auslöst? Dass Menschen sterben, die sterblich sind? Oder die Tatsache, dass andere für ihren Tod verantwortlich sind?" "Das letztere, nehme ich an" - "Aha, der Zorn richtet sich also auf bestimmte Menschen, die getötet haben. Oder für eine Katastrophe verantwortlich sind. Sie vielleicht nicht verhindert haben. Der Mahatma hat mir von einer Szene erzählt, in der sich sein Zorn auf seine Frau richtete. Und er erkannte, dass er dabei in die Irre gegangen war." "Ist das nicht etwas ganz anderes?", fragte ich. "Ja und nein - im Prinzip geht es darum, den Zorn niemals auf eine Person zu richten. Sondern auf die Umstände, die ungerecht sind, verändert werden müssen." Das klang sicher einfacher als es war. "Wenn ich das den Amerikanern erzähle, die den Anschlag auf das World Trade Center erlebt haben..." -"Sie werden es nicht verstehen", antwortete Mo. "Sie sind gefangen in ihrem westlichen Denken. Sie kennen es nicht anders, als Zorn in Rache zu verwandeln, um der Bitterkeit zu entgehen. Aber sie übersehen dabei, dass selbst dann, wenn sie für 3000 Tote aus Rache 300.000 Andere töten, kein einziger Toter wieder lebendig wird. Es verändert sich nichts dadurch. Es wird kein Leiden beseitigt, nur neues geschaffen. Es wird keine Sicherheit errreicht, nur neue Bedrohungen. Der Kreislauf aus Zorn und Rache, Zorn und Rache geht immer und immer weiter" - "Richtig, aber es geht dann eben auch um Gerechtigkeit! Zumindest bin ich mir sicher, dass die Amerikaner so denken. So etwas kann man sich doch nicht gefallen lassen..." - "Es geht auch nicht darum, sich alles gefallen zu lassen. Mit Zorn umgehen zu lernen, das ist keine Schwäche. Es ist Stärke, die viel Übung erfordert. Terroranschläge sind immer das Resultat fehlgeleiteten Zorns. Sie haben keinen konstruktiven Wert. Sie beseitigen keine Ungerechtigkeit. Sie entstehen aus einem Irrtum." Also, so meine Schlussfolgerung, müsste sich der Zorn darauf richten, einen Irrtum zu korrigieren. So bedenkenswert mir diese Gedanken auch erschienen, ich war mir sicher, dass die Amerikaner damit nicht sehr viel würden anfangen können. Auch jener nicht, der in meiner Zeit einen Friedensnobelpreis gewonnen hatte.





Montag, 28. Dezember 2009

Johnny Cash: When The Man Comes Around

Es gibt wieder Proteste im Iran. Szenen wiederholen sich. Die Geschichte der Proteste, die Geschichte der Gewalt will kein Ende nehmen. Und immer wieder gibt es Einzelne, die Macht haben und behalten wollen, andere, die dagegen protestieren. So kann es niemals Frieden geben - denn wer in seiner Freiheit eingeschränkt wird, wehrt sich früher oder später dagegen. Warum eigentlich ist das so schwer zu verstehen?
Der Sinn des Textes von Johnny Cash ist auch nicht so leicht zu verstehen. "When The Man Comes Around" - ein Bild für Mächtige, die bestimmen, wer bevorzugt und wer benachteiligt wird. Alpha und Omega - eine Anspielung auf die Offenbarung des Johannes im Neuen Testament. Am Ende das Pferd mit dem Namen Tod. 
Das Jahr 2010 wird erneut eine unfriedliche Welt vorfinden. Und wartet auf ein Ende der Selbstverständlichkeit, die das gewaltsame Austragen von Konflikten zu haben scheint. 


Ghrelin: Hormone und Essstörungen

Im Normalfall hören wir mit dem Essen auf, wenn wir satt sind. Aber es gibt eben auch Leute, die essen trotzdem weiter. Seit Jahren ist bekannt, dass dabei auch Hormone eine Rolle spielen. Ghrelin ist eines davon, es regt den Appetit an. Die Schlussfolgerung liegt nahe, bei Übergewicht ein Zuviel an Ghrelin zu vermuten, bei Anorexie dagegen einen Mangel.
Der Zusammenhang zwischen Ghrelin und Essverhalten wurde kürzlich erneut untersucht. Dabei durften Mäuse herhalten, weil sie gewisse Ähnlichkeiten mit Menschen haben - zumindest was die Funktionen des Belohnungszentrums im Gehirn betrifft. In einem ersten Versuch hatten Mäuse die Wahl zwischen normalem Futter und sehr fettreichen Kost. Einer Versuchsgruppe wurde Ghrelin verabreicht, der anderen nicht. Die Versuchsgruppe mit Ghrelin bevorzugte deutlich die fettreiche Variante, bei der anderen Gruppe gab es keine Präferenz. In einem zweiten Versuch sollten die Mäuse ihre Nase in ein Loch stecken und bekamen gelegentlich fettreiche Futterbrocken dafür. Blieben die Brocken aus, gaben die Mäuse ohne zusätzliche Ghrelingabe wesentlich schneller auf. Die Forscher interpretieren die Ergebnisse als erhöhten Belohnungswert des Essens durch das Hormon Ghrelin: es wird schwerer, mit dem Essen aufzuhören, wenn fettreiche Kost einen hohen Belohnungswert hat und mit angenehmen Gefühlen verbunden ist. Damit wird auch klar, warum eine erhöhte Menge an Ghrelin auch zu verstärkten Bemühungen führt, noch mehr zu bekommen. Soviel also zur Physiologie. 

Nun ist das menschliche Essverhalten aber nicht nur eine Frage der Hormone, sondern auch von Bewertungen und Beurteilungen, Perspektiven und Selbsteinschätzungen abhängig (siehe dazu: Was beeinflusst unser Essverhalten? Im Blog der Psychotherapie-Praxis Dr. Rose Shaw). Gerade das Wissen um solche physiologischen Zusammenhänge öffnet auch Perspektiven für die Psychotherapie. Das Bemühen um Selbstkontrolle bei Übergewicht ("Versuchungen widerstehen") oder Untergewicht ("Sich ausreichend ernähren auch ohne subjektives Hungergefühl") kann begleitet bzw. ergänzt werden durch eine bewusste Kontrolle des zu hohen bzw. zu geringen Hormonspiegels. Neben der prinzipiellen Möglichkeit, den Ghrelinspiegel medikamentös zu beeinflussen (eine ärztliche Entscheidung) liegt die Interpretation nahe, dass bei Übergewicht der Körper ein falsches (zu hohes) Bedürfnis an Nahrungsmitteln suggeriert und dafür einen hohen Belohnungswert "anbietet". Bei Untergewicht dagegen ist das körperliche Signal "Hunger" zu schwach - Nahrung hat einen zu geringen Belohnungswert. Verstärkt wird die Problematik dann noch, wenn Dünnsein mit einer sehr hohen Einschätzung körperlicher Attraktivität verbunden ist.


Literatur:
Mario Perello, Ichiro Sakata, Shari Birnbaum, Jen-Chieh Chuang, Sherri Osborne-Lawrence, Sherry A. Rovinsky, Jakub Woloszyn, Masashi Yanagisawa, Michael Lutter, Jeffrey M. Zigman. Ghrelin Increases the Rewarding Value of High-Fat Diet in an Orexin-Dependent Manner. Biological Psychiatry, 2009; DOI: 10.1016/j.biopsych.2009.10.030




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Synthehol mit Benzos?


Das gab es bisher nur auf dem Raumschiff Enterprise: synthetischen Alkohol, der eben nicht betrunken macht. Synthehol eben. Nachdem das Handy schon erfunden ist und auch schon mit dem Beamen experimentiert wurde, fehlte noch der echte Synthehol. Denn soll es jetzt geben, frisch gezapft in London. Mit Benzos drin. 
Na wunderbar... bahnt sich da ein Weg an, Alkoholabhängigkeit in Medikamentenabhängigkeit zu verwandeln?


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Die Badewanne

Es ist eine komische Geschichte. Nicht unbedingt nur zum Lachen. Nicht im Traum wäre sie mir eingefallen, nein, wahrlich bei vollem Bewusstsein. Am hellichten Tag. Es geht, wie der Titel es schon andeutet, um eine Badewanne. Genauer gesagt: um zwei. Oder drei. Nein, zwei genügen eigentlich. Wie schon öfter war ich an einer Formulierung hängen geblieben, die sich auf Gefühle bezog. "Manche Menschen baden geradezu darin." Das ist natürlich ein Bild, aber es beschreibt recht anschaulich einen Prozess, der sich schließlich tagtäglich vollzieht. Aber nun endlich zur Geschichte...
Einem Bademeister war ich also begegnet, der mir seine Weisheiten kund tun wollte. "Stell dir vor," begann er, "du hast die Wahl zwischen zwei Badewannen. Die eine ist ziemlich trübe, ein Schlammbad, die andere ist gefüllt mit sanft duftendem frischem Wasser, schön warm."
Die Qual der Wahl hielt sich in Grenzen... natürlich zog ich den angenehmen Duft vor.
"Aha", sagte er. "Eine gute Wahl. Und wenn es angenehm ist, dann bleibe lange genug drin. Es gibt Leute, die steigen viel zu früh wieder aus. Oder sie legen sich in die falsche Wanne. Und beschweren sich dann darüber, dass sie sich nicht wohl fühlen."
Das war sie eigentlich schon, die Geschichte. Im Grunde ganz einfach, wenn man die richtige Wanne findet, aus der falschen früh genug aussteigt und in der richtigen lange genug badet.
Auch ohne wissenschaftliche Forschung wusste es Didi Hallervorden schon längst: die Wanne ist voll! Na denn: viel Spass beim Baden.



Zukunft ist Vergangenheit

die asche
der vergangenheit
ist der stoff,
aus dem die
farbe
für die zukunft
gemacht ist

was auch immer neu
erscheinen mag
ist geschaffen
aus dem material
des vergangenen




Mittwoch, 23. Dezember 2009

Sheherazade: Ballet

Weihnachtslieder gibt es genug... deshalb also mit den besten Wünschen zu Weihnachten ein schönes klassisches Stück von Nikolai Rimsky-Korsakov. Ballett aus Süd-Korea. Sheherazade hätte eigentlich den Kopf verlieren sollen. Buchstäblich. Durch rohe Gewalt. Aber dank ihrer Fantasie blieb ihr das erspart.



Optirealismus

Zwischen Realismus und Idealismus, zwischen Negativem und Positivem Denken, Pessimismus und Optimismus scheint sich das menschliche Denken zu bewegen. Das Ringen um die richtige Einstellung findet weder hier noch da wirklich Ruhe. Realismus pur fördert depressive Gedankengänge, denn manche Dinge sind einfach nicht in Ordnung. Idealismus pur mag geistige und emotionale Höhenflüge zu bewirken, lässt aber jede und jeden früher oder später mehr oder weniger unsanft auf dem Boden der Realität niederschlagen. Und wenn es nicht die eigene Einsicht ist, dann sorgen andere, die Umstände, das Leben selbst dafür, dass der Geist nicht allzu sehr über den Wolken davonschwebt. Negatives Denken macht mürrisch und bitter, hat aber durchaus seinen Wert, weil es den Blick auf das richtet, was nicht 'in Ordnung' und somit veränderungsbedürftig ist, Gefahren aufzeigt und damit warnende und zur Vorsicht mahnende Erkenntnisse hervorzubringen vermag. Positives Denken ist vordergründig sympathisch, lenkt das Bewusstsein auf das Schöne, Gute, Angenehme, hebt die Stimmung und lässt hoffen, lässt aufatmen. Und steht doch in der Gefahr, zum Gesundbeten, zum Rat-Schlag zu werden, der alles nur noch schlimmer macht, weil manche Dinge nun einmal nicht positiv sind, das Schönfärben als Verirrung des Positiven Denkens auch nicht viel weiter hilft. Versteht man das 'Positive' als das 'Tatsächliche', so wie es im Positivismus einmal gedacht war, landen wir wieder in einer realitistischen Perspektive. Und können uns fragen, ob der Pessimismus begründet, der Optimismus aber dennoch nötig ist, um überhaupt noch Energie für irgendwelche Aktivitäten aufbringen zu können.

Der Begriff Optirealismus ist eine Wortschöpfung, ein Konzept, das all diesen Widersprüchen Rechnung zu tragen versucht. Es verweist die Ideale auf die Realität - denn nur dort lässt sich etwas bewegen. Es lässt dem Negativen Raum, lenkt aber den Blick auf... das 'Opti'. Das Optimale, die Optionen.

Ohne die Frage nach dem, was wirklich ist, geht es nicht. Realität ist aber keine Konstante - Veränderung ist in einer chaotischen Welt beständiger als die Zustände, die dem einen oder der anderen auf den Geist gehen mögen. Manches also wird sich auch von allein ändern. Mehr oder weniger gesteuert und beeinflusst von jenen, die auf irgendeine Weise handeln, wirken, bewegen.

Drei Gründe gibt es (mindestens), pessimistisch zu sein:

1. Es gibt viele destruktive Potentiale auf der Welt. Im Kleinen wie im Großen, im Individuum, in Systemen, Organisationen, Gemeinschaften und überhaupt.
2. Das menschliche Bewusstsein ist begrenzt. Wer hier 'beschränkt' einsetzen möchte... trifft negativ wertend doch den Kern.
3. Wo Veränderungen angestrebt werden, zeigt sich auch Veränderungsresistenz. Wer auch immer wo und wann auch immer etwas verändern und verbessern möchte, kann beinahe sicher sein, dass es auch Kräfte gibt, die eben dieser Veränderung entgegen stehen.


Drei Gründe gibt es (mindestens), optimistisch zu sein:

1. Der Lebenswille, bekannt geworden in der Rolle des Selbsterhaltungstriebs. Organismen tendieren dazu, am Leben bleiben, sich erhalten zu wollen.
2. Die Lernfähigkeit, in einem umfassenderen Sinn keinesfalls beschränkt auf Wissen. Einstellungen, Verhaltensmuster, Prinzipien, Normen und Prioritäten, Fertigkeiten und Fähigkeiten - Leben ist plastisch.
3. Kreativität. Manche machen es mit Bildern, andere mit Gedanken, wieder andere mit Tönen. Das, was uns als 'Material' gegeben ist, lässt sich auf vielfältige Weise immer wieder neu kombinieren.


Und so finden sich dann doch immer wieder Optionen, Ideen und Handlungsmöglichkeiten, aus dem Bestehenden etwas Neues zu entwickeln. Die Möglichkeit, dass sich etwas 'zum Guten wendet', besser wird oder weiter entwickelt werden kann, ist immer schon Bestandteil der Realität. Sinnvoll also scheint es zu sein, Energie vor allem dort zu investieren, wo die Chancen am größten sind, dass sich die Dinge günstig entwickeln.





Dienstag, 22. Dezember 2009

Erdbeer-Engel is back!

Manche verschwinden und kommen wieder. Die Geschichte wiederholt sich: schließlich gab es schon einmal eine, die von der Bildfläche verschwand und dann kam sie wieder back to the drive...
Na denn: Happy Birthday und Tätä zum Blogback!



Montag, 21. Dezember 2009

Stille und gute Gedanken

"Stille spricht", sagt Eckhart Tolle. Es ist kein Zufall, ob wir auf gute Gedanken kommen, schrieb Arthur Schopenhauer. Besinnliche Ruhe... ist etwas, das man anderen und sich selbst in der Weihnachtszeit wünschen kann. Stille also und gute Gedanken wünsche ich Euch allen.




Climate Trek: The Next Generation

Anfang Dezember 2009: das Nachrichtenmagazin Focus schreibt über Umweltbewusstsein bei Jugendlichen. Resigniert und unwissend sei die Jugend, heisst es im Artikel. Und - Vorbilder sind nötig. In der Tat. Klimawissen und Anleitungen zum umweltbewussten Verhalten als Ziel - was kann die Schule leisten? Die Lehrenden, die Älteren allgemein, möchte ich einmal dazu auffordern, über eine Frage nachzudenken. Wie war das eigentlich bei mir in der Schule? Welche Themen waren 'Zeitgeist', wichtig, wurden häufig diskutiert? Und welche Haltung hat sich bei mir aus alledem entwickelt? Was wurde mir in der Schule vermittelt und was davon ist wirklich hängen geblieben?
Soweit ich einige Jahrzehnte zurückblicken kann, sind viele grundsätzliche Problembereiche immer noch zentral - so, als hätte sich im Wesentlichen nicht sehr viel verändert. Tatsächlich hat sich dennoch viel verändert. Es ist lange her, seit das Dreiparteiensystem in Deutschland ins Wanken geriet. Es ist lange her, dass der eiserne Vorhang die Spaltung in Ost und West markierte und die Angst vor einem Nuklearkrieg so manchem die Frage aufdrängte: was kann ich für den Frieden tun?
Ich denke, dass man recht schnell zu der Einsicht gelangen kann, dass starke Mächte auf der Welt einen großen Einfluss haben. Und deshalb für eine einzelne Person recht wenig Handlungsspielraum bleibt, sich in irgend einer Form sinnvoll einzusetzen. Ich kann ja sowieso nichts tun - das scheint eine nahe liegende Schlussfolgerung zu sein. Und dann gehen die lebensphilosophischen Wege auseinander... Die einen werden sich am nüchternen Realismus orientieren und die Politik den Politikern, die Ideale den Philosophen überlassen. Andere werden nach Werten fragen, suchen und finden, sich an irgend einer Stelle einsetzen wollen. Und dabei früher oder später mehr oder weniger unsanft doch auf dem Boden der Realität landen. Erkennen, dass es irrsinnig schwer ist, Ideale auch zu verwirklichen, Prinzipien wirklich auch zu leben, wirklich konsequent zu sein. Glaubwürdigkeit... scheitert oft genug an der Realität. An den Grenzen des Menschenmöglichen. Jede Generation wächst mit einem anderen Bewusstsein auf. Kritik am Bestehenden kann destruktive Formen annehmen, sich aber auch langfristig in konstruktiven Bemühungen niederschlagen. Und dafür gibt es sehr viele Möglichkeiten.
Im Focus-Artikel rät Reinhard Schlimm als diplomierter Geograph davon ab, Horrorszenarien im Unterricht zu erörtern. Weltuntergangsstimmung zu vermitteln ist kein sinnvolles pädagogisches Ziel, Möglichkeiten aufzuzeigen, wie sich die Welt entwickeln könnte, dagegen sehr wohl. Volle Zustimmung also von meiner Seite... aber nicht nur das. Den Faden möchte ich noch etwas weiter spinnen.
Der Titel "Climate Trek" ist eine Anspielung an Stark Trek, wie sich vielleicht erkennen lässt.
Ermutigende Kommunikation in der Schule: wie könnte das aussehen? Was kann die Schule leisten, was ist möglich, was können Lehrende, Erwachsene überhaupt, der nächsten Generation mit auf den Weg geben - einer Generation, die sich mit einer furchtbar komplizierten Welt konfrontiert sieht, die voller Bedrohungen und alles andere als 'heil' ist?

Lehrende können Wissen vermitteln. Stimmt, aber das ist zu wenig.
Lehrende können Fertigkeiten vermitteln. Manche zumindest, aber auch das ist zu wenig.
Lehrende vermitteln Wertorientierungen - direkt oder indirekt. Explizit oder 'durch die Blume'. Und hier kommen wir dem Kern des Problems etwas näher....

Wissenschaft kann man nüchtern und sachlich vermitteln, so als sei sie völlig wertneutral. So, als wären philosophische Fragen nicht von Belang, könnten und dürften nicht Gegenstand des Unterrichts sein. Die Klimaforschung ist ein Feld, in dem sich mit aller Deutlichkeit zeigt, dass Wissenschaft eben auch politische Konsequenzen nahe legen kann.
18. Dezember 2009: Stefan Rahmstorf erläutert, was für die Klimakonferenz wichtig wäre. Und - was ist daraus geworden? Nicht viel. Also - Grund genug zum Resignieren. Die Wissenschaft nimmt ja doch keiner ernst. Oder? Machen wir daraus 'nicht viel - noch nicht', sieht die Geschichte schon anders aus. Wie lange hat es gedauert, bis sich die Erkenntnis durchsetzte, dass die Erde eben nicht der Mittelpunkt des Universums ist?

Kleiner Rückblick auf das Jahr 1977: Jimmy Carter, damals Präsident der USA, fordert in seiner Rede vor dem Kongress dazu auf, den Zustand der Welt zu erforschen. 1980 ist dann die erste Auflage erschienen - Global 2000 heißt das Werk, der Bericht an den Präsidenten. Stolze 1508 Seiten dick. Die neueren Ergebnisse zur Klimaforschung sind darin natürlich nicht enthalten - und der Vergleich mit dem damaligen Stand zeigt, wie lange es eben dauern kann, bis Erkenntnisse ausgearbeitet sind. Ob Jimmy Carter den Bericht damals wohl wirklich bis ins Detail gelesen hat?

Zurück zur Frage nach dem, was Schule leisten kann - oder leisten könnte. Wissen zu vermitteln ist wichtig, aber es ist zu wenig. Wer sich mit irgendeiner Wissenschaft näher beschäftigt, kommt im Grunde an der Frage nach dem Sinn von Wissenschaft nicht vorbei. Die Fragen "Warum Wissenschaft betreiben? Warum überhaupt forschen? Und: wozu?" könnten und sollten meiner Ansicht nach durchaus Themen im Unterricht sein. Einsteins Bemerkung, er sei eben leidenschaftlich neugierig, ist dabei ein bemerkenswerter Ansatz. Das Feld der Klimaforschung kann aber noch einen anderen Aspekt deutlich machen: wer sinnvoll handeln will, wer Massstäbe für sinnvolle politische Entscheidungen bekommen will, braucht Information. Und das war wohl auch das Motiv für Jimmy Carter, einen solchen umfangreichen Bericht in Auftrag zu geben.

Wir brauchen Wissen, um handeln zu können.

Dass Einsichten unmittelbar in Handlungen umgesetzt werden, ist dabei allerdings keinesfalls selbstverständlich. Es ist eben nur ein Teil in einem umfassenderen Prozess der Veränderung, der von sehr vielen Faktoren beeinflusst wird. Keine einzige wissenschaftiche Disziplin wird jemals in der Lage sein, alle Fragen im Zusammenhang zu erfassen. Wer die Welt verstehen will, kann und darf sich dabei nicht auf eine einzelne Disziplin beschränken. Interdiszplinäres Denken ist unverzichtbar. Wer etwas verändern will, braucht einen verdammt langen Atem und muss berücksichtigen, dass Entwicklungen in der Wissenschaft, der Gesellschaft, der Politik usw. lange Zeit in Anspruch nehmen können.
Lehrende können Fertigkeiten vermitteln. Mehr als alles andere schätze ich im Rückblick auf meine Schulzeit die Aufgabenstellungen, die auf das eigenständige Erarbeiten von Wissen gerichtet waren.
Dazu gehört auch das Prinzip, Sachverhalte aus verschiedenen Perspektiven zu erörtern, Aussagen näher zu beleuchten, offenen Fragen auf die Spur zu kommen. Das Lernen selbst zu lehren: das kann auch bedeuten, eigene Lernprozesse transparent zu machen, das je eigene Interesse an einer Sache zu thematisieren.
Last, but not least: Werte. Das Leben selbst ist wertvoll. Der 'Trümmerhaufen nach Kopenhagen' wirft ein lebensphilosophisches Grundproblem auf. Wende zum Realismus? "Wer will, dass die Welt bleibt, wie sie ist, der will nicht, dass sie bleibt", schrieb Erich Fried. Wer ganz realistisch betrachtet, wie sie ist, wird erkennen, dass sie nicht bleiben kann, wie sie ist, wenn sie bleiben soll - zumindest als Lebensraum für die Gattung homo sapiens. Wer will, dass sie bleibt, muss auch wollen, dass sich so manches ändert.
Und kann, idealistisch im Geist, pragmatisch im Handeln, nach Möglichkeiten suchen, sich an irgend einer Stelle in sinnvoller Weise für etwas Wertvolles einsetzen. Auch das Nachdenken über das, was sinnvoll sein könnte, auch das Innehalten, Sich-Vorbereiten, das langsame Tasten und Suchen nach einem Feld, in dem sich der Einsatz lohnt, gehören dazu. Die 'Next Generation' auf dem 'Raumschiff Erde' könnte sehr wohl Lösungen finden, die aus dem 'Climate Trek' eine erfolgreiche Mission machen. Lösungen, die wir uns heute noch gar nicht vorstellen können. Vielleicht wird dann das Stichwort 'globale Intelligenz' mehr sein als eine Idee, globale Kooperation als Bedingung des Überlebens eine greifbare Realität.

Literatur:
Global 2000 (1980). Der Bericht an den Präsidenten. Frankfurt am Main: Zweitausendeins.



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Sonntag, 20. Dezember 2009

Zärtlichkeit und Schmeicheln

Durch Zärtlichkeit und Schmeicheln,
Gefälligkeit und Scherzen,
Erobert man die Herzen
Der guten Mädchen leicht.

Doch mürrisches Befehlen,
Und Poltern, Zanken, Plagen
Macht, dass in wenig Tagen
So Lieb' als Treu' entweicht.


aus der Oper "Die Entführung aus dem Serail" von Wolfgang Amadeus Mozart






Nach mir die Sintflut?

Es erinnert sehr an sozialpsychologische Forschung zur Spieltheorie - die Simulation zu Klimaverhandlungen am Institut für Meteorologie in Hamburg.
Bei aller Skepsis, was die Übertragbarkeit von Laboruntersuchungen auf die Realität betrifft, drängt sich der Gedanke auf, dass sich die Delegierten in Kopenhagen im Prinzip genau so verhalten haben wie die untersuchten Studenten im Experiment. Erstmal sollen die anderen... 
Realistisch betrachtet war die Konferenz eine Situation mit gemischten Motiven. Realistisch betrachtet war es absehbar, dass nationale Interessen einer globalen Zusammenarbeit und einer verbindlichen Vereinbarung im Wege stehen würden. Die Worte des Dalai Lama, der Klimaschutz sollte oberste Priorität haben... waren eben ein frommer Wunsch. Der Störenfried aus Saudi-Arabien war in diesem Punkt wohl ehrlicher als alle anderen, als er deutlich machte, dass es ihm nur um eines ging: um Geld. Also, wenn wir schon mit Verlusten aus dem Ölgeschäft rechnen müssen, dann wollen wir dafür auch entschädigt werden.
Anders formuliert: ob das Klima kippt, ob ganze Nationen überflutet werden, ob die ganze Welt darunter zu leiden hat, das ist uns völlig egal. Altruisten und engagierte Leute, die sich für ein bestimmtes Anliegen einsetzen, gab es schon immer. Aber sie ziehen oft genug den Kürzeren - weil es in einer Gruppe meist auch Leute gibt, die sich genau darauf verlassen. Wenn die anderen genug einzahlen, kann ich absahnen. So ungefähr. Rational wird der Einsatz für den Klimaschutz für den nutzenorientierten 'Spieler' erst dann, wenn er persönliche Vorteile bringt.

Wenn ich so nachdenke... scheint die Idee, von einem existenziellen Grundkonsens auszugehen und darauf zu hoffen, dass weltweit globalen Interessen gegenüber nationalen Zielen und Machtbedürfnissen eine höhere Priorität eingeräumt wird, ebenfalls idealistisch.
Solange die Zweifel bestehen, ob das 'etwas bringt', solange persönliche und globale Interessen einen Widerspruch bilden, so lange steht es schlecht um die Chancen einer globalen Zusammenarbeit.

So sind die Menschen nun mal... aber darauf, dass die Klimaforscher sich allesamt verrechnet haben, alles nicht so schlimm werden kann, wie es aussieht oder die führenden Politiker auf der Welt endlich den gordischen Knoten internationaler Verwicklungen auflösen können, darauf können wir uns nicht verlassen. Die Denkmuster invidiueller Nutzenorientierung sitzen tief - und Veränderungen brauchen Zeit. Die Frage ist, ob das menschliche Denken dem Klima vorauseilen kann oder früher oder später von ihm eingeholt wird.
Realistisch dürfte es sein, dass so manches Land ohne eine verbindliche Vereinbarung keinen Finger krumm machen wird, um irgend etwas gegen den Klimawandel zu unternehmen. Politiker sind schließlich auch bloss Menschen. 


Quelle:
Max-Planck-Institut für Meteorologie, Hamburg


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Cop 15: Das Meinungsspektrum am Ende

Ein Desaster? Doch ganz gut so? Ein Durchbruch? Die Meinungen über das Ergebnis des Weltklimagipfels gehen weit auseinander. Ein deftiger Kommentar stammt von Christoph Lütgert, NDR: Unsere Nachfahren werden uns verfluchen! Insgesamt ergibt sich ein sehr breites Spektrum, das von "sehr positiv" bis "sehr negativ" reicht.
Rückblick auf den 9. Dezember: Carsten Wachholz erklärt, was geschehen müsste...



Und das Ergebnis...?

Nicht schlecht reden... meint Bundeskanzlerin Angela Merkel, Stand 20. Dezember 2009, Kopenhagen ist ein Schritt. Ein Durchbruch sogar - nach den Worten des US-Präsidenten Barack Obama. Ganz andere Einschätzungen dagegen sind von Claudia Roth und Sigmar Gabriel zu hören: Verrat an der Zukunft der Kinder unserer Erde - und eine Schande.

Dass die Umgangsformen in der Politik nicht immer besonders höflich sind, ist ja nichts Neues.
Bei näherer Betrachtung zeigt sich aber über alle Unterschiede hinweg ein Konsens im Dissens: es ist zuwenig. Der Prozess muss weiter gehen. Der "Copenhagen Accord" - wurde 'zur Kenntnis genommen'. Eine schwache Absichtserklärung, die 2-Grad-Grenze wird zwar formuliert, aber ohne rechtliche Bindung, ohne klare Regelungen zur Kontrolle der Klimaschutzbemühungen. Ob man es nun würdigt oder verurteilt - zufrieden geben kann man sich damit nicht. Es sei denn, man geht davon aus, das der Klimawandel überhaupt nicht existiert.
In Amerika haben seit 1998 bereits über 30000 Wissenschaftler eine Petition unterzeichnet, die jeden Effekt der Treibhausgase auf das Klima der Erde bestreitet.
Ist die Erde doch eine Scheibe? Der Treibhauseffekt soll eine reine Erfindung sein, ohne jede wissenschafltiche Grundlage?

Prof. Jochem Marotzke (Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg) gehört offensichtlich nicht zu den Klimaskeptikern, die den Treibauseffekt bestreiten...:
 

Der Kern des heutigen Klimaproblems ist die Tatsache, dass während der letzten 100 Jahre ständig zunehmende Mengen von Kohlendioxid, Methan und anderen Treibhausgasen durch die Menschheit in die Erdatmosphäre entlassen werden und sich somit der natürliche Treibhauseffekt verstärkt. Dies kann zusammen mit den Rückkopplungen innerhalb des Klimasystems zu einer fortschreitenden Erhöhung der globalen Mitteltemperatur gegenüber dem heutigen Stand führen und damit auch zu Klimaänderungen. (Max-Plack-Institut für Meteorologie, Hamburg
 
Wer es ganz genau nimmt, findet in den Worten 'kann" und 'Rückkopplungen' Hinweise auf offene Fragen. Also bleiben wir einmal ganz nüchtern - es sind noch nicht alle Faktoren so transparent, dass absolut sichere Prognosen möglich sind. Rückkopplungsprozesse können (leider) auch bedeuten, dass der menschliche Anteil am Treibhauseffekt gravierendere Folgen hat als erwartet. 
Eine Stellungnahme zur Klimakonferenz war auf der Seite des Instituts nicht zu finden, aber eine Antwort auf den Einwand, dass es wohl sehr fragwürdig sei, das Klima der nächsten Jahrzehnte voraussagen zu wollen, wenn noch nicht einmal das Wetter der nächsten Tage zu bestimmen ist.

Aber das Interessanteste ist die Studie über die Klimapolitik im Labor
 

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Samstag, 19. Dezember 2009

A Hard Day's Night in Brokenhagen

Aus Kopenhagen und 'Hopenhagen' ist bei manchen schon 'Brokenhagen' geworden... Schwammig, unkonkret, zerstritten, chaotisch - nur Minimalziele sind fomuliert. Wäre das alles, was möglich ist - na dann fröhliche Weihnachten. Aber das Bemühen muss auch gewürdigt werden, die Helden und Heldinnen sind müde. Mit einem "thanks for all efforts" und Verständnis für den Frust, den manche empfinden...: The Beatles mit "A Hard Days Night".





Kritische Fragen zur Auswertung der Klimakonferenz

Besonders gelungen war der Weltklimagipfel nicht. Es gibt bereits viele konkrete Ansatzpunkte, Dokumentationen und Einsichten - genug Material also, um die ganze Angelegenheit kritisch unter die Lupe zu nehmen. Kritik an der dänischen Verhandlungsleitung wurde laut. Die Frage ist, ob die Kritik berechtigt ist, aber immerhin - vielleicht lassen sich einigermassen brauchbare Schlussfolgerungen ziehen, wie es hätte besser laufen können.
Kann man eine so große Anzahl von Menschen überhaupt leiten? Erste Erkenntnis: je größer die Gruppe, umso schwieriger ist die Organisation, umso komplexer die Gestaltung konstruktiver Gesprächsprozesse.
Sprecherzieher kennen vielleicht die Formel N mal N minus eins - und dann halbieren. In einer Gruppe von 5 Personen dauert es also 10 Minuten, bis jede(r) mit jedem 1 Minute gesprochen hat. Bei 50 Personen, 192 Ländern mit jeweils 'nur' 2 Vertretern... kann man sich ausrechnen, dass nur eines übrigbleibt: zentralisierte Kommunikation, auf ein Podium fixiert. Eine Rede nach der anderen, wenig Gespräch. Also läuft ein großer Teil nebenher, hinter den Kulissen, verdeckt - und damit unmoderiert.
Die Weltklimakonferenz hat also allein aufgrund ihrer Größe ein chaotisches System geschaffen, das sich unmöglich vollständig moderieren lässt. Und dann entsteht leicht eine depersonalisierte Masse, in der sich jeder aus der Verantwortung stehlen - oder nach eigenen Interessen das stören kann, was aus irgend einem Grund nicht 'in den Kram passt'. Es gibt individuelle Unterschiede bezüglich der Gruppengröße, die sich effizient leiten lässt - die magische Zahl 7 kann dabei als Orientierungsmarke gelten. Auf sieben Personen kann man noch individuell eingehen. Auf beinahe 200 auf gar keinen Fall. Zu viele ziehen sich schweigend zurück, einige wenige dominieren und schaffen eine ungünstige Basis für einen echten Konsens. Wenn es denn um einen Konsens gehen soll....
Neben den Fragen zur Organisation lassen sich aber noch ganz andere Punkte kritisch beleuchten.
Die Rollendefinition der dänischen Gastgeber zum Beispiel: einen Standpunkt zu haben und auch einzubringen, das lenkt den gesamten Prozess von Anfang an in eine bestimmte Richtung. Und genau an dieser Stelle gab es Widerspruch, Einwände - bis zum Vorwurf an die dänische Ministerin Connie Hedegaard, sie würde undemokratisch handeln und einseitig die Industrieländer bevorzugen. Und damit war die neutrale Position, die für Vermittlungsbemühungen notwendig gewesen wäre, verloren. Konsequenterweise verzichteten die Dänen dann auch später darauf, ein eigenes Papier einzubringen. Möglich und wahrscheinlich sinnvoller wäre es gewesen, von Anfang an Gesprächsleitungen zu bestimmen, die sich inhaltlich bewusst zurückhalten und den Schwerpunkt auf die Prozessgestaltung legen. Also - schlicht darauf achten, dass in einer (am besten kleinen und überschaubaren Gruppe) alle zu Wort kommen, Einwände herausgearbeitet, korrekt übersetzt, verstanden und geklärt werden können. Statt inhaltlicher Vorgaben also das reine Bemühen umd die Arbeitsfähigkeit der Gruppe: dazu gehört nicht nur die Sache, der inhaltliche Verlauf - sondern auch die persönliche Situation. Einschließlich der emotionalen Betroffenheit, die stellenweise durchbrach.
Wer möchte schon gern zusehen, wie das eigene Land einfach so weggespült wird?
 
Mehr oder weniger deutlich wurde ein gemeinsames Problemverständnis vorausgesetzt. Die Situation ist aber nicht für alle dieselbe - die USA müssen nicht befürchten, komplett weggespült zu werden. Überschwemmungen, Dürre, Ernteeinbussen betreffen nicht alle Länder und manche profitieren sogar davon, wenn es wärmer wird. Das unterstellte gemeinsame Interesse aus einem gemeinsamen Problemverständnis heraus existiert einfach nicht. Wenn man also aus den medienvermittelten Informationen einen Leitungsfehler ausmachen kann, dann ist es das zu frühe Fokussieren einer Vereinbarung - und so entstand die Blockade im Prozess. Öffnende Prozesse kamen zu kurz. Die Klimaskeptiker kamen nicht hinreichend zu Wort. Das Ergebnis: 'Verfahrenstorpedos", die inmitten des Prozesses plötzlich alles in Frage stellten. Eng damit zusammen hängt das Problem 'Zahlen'.
Wieviel Prozent denn nun...? Es scheint, als würde die Wirschaft und die Finanzlage jedes einzelnen Landes darüber entscheiden, welche Zusagen gemacht werden können, es scheint, als könnten hier Menschen miteinander verhandeln. Können sie aber nicht - denn das Problem ist die Natur, das Klima, das sich verändert, nicht ein Mensch, den man dazu bewegen kann, 'cool' zu bleiben.
Es gibt keinen Verhandlungsspielraum, wenn es darum geht, Katastrophen zu vermeiden. Fragen wir doch mal Feuerwehrleute, bei denen die Meldung eingeht, dass es zu einem Großbrand kam. Setzen wir nun einen oder zwei Löschzüge ein? Setzen wir einen Helm auf oder nicht? Schicken wir 4 oder 5 Leute los? Oder vielleicht nur einen? Wer jetzt den Kopf schüttelt, hat verstanden, worum es geht - bei größeren Katastrophen werden alle Hebel in Bewegung gesetzt, die man überhaupt nur in Bewegung setzen kann. Da wird nicht gefeilscht und verhandelt - denn die Zeit drängt.
Über Reduktionsziele in Prozentangaben zu diskutieren war also aus einer bestimmten Perspektive betrachtet von vornherein einfach unsinnig. Falscher Ansatz... die Produktion einer Konfliksituation anstelle eines offenen Prozesses, der sich an einer Leitfrage hätte orientieren können: was können wir tun, um so schnell wie möglich die Treibhausgase so weit wie möglich zu reduzieren?
Der Streit darum, wer was und wieviel tun könnte, sollte, müsste - lenkt die Energie in die falsche Richtung. Energie! Das ist überhaupt ein wichtiges Stichwort. Ja klar, Kraftwerke... nein, das Problem ist zunächst: wie lenken wir hinreichend viel Energie auf die Entwicklung neuer Möglichkeiten, weil mit den gegenwärtigen Mitteln die Ziele überhaupt nicht erreichbar sind? Frage also: wie schaffen wir ein weltweites konstruktives und innovatives Klima, das neuen Möglichkeiten eine Chance gibt, Kreativität und Innovation fördert? Wie können wir verkrustete Strukturen aufbrechen, die uns an wirtschaftliche, soziale und technologische Prozesse binden, die das Überleben der Menschheit bedrohen, weil wir dabei unsere eigenen Lebensgrundlagen zerstören?

Im Interview mit Prof. Dr. Mojib Latif sind zwei Punkte angesprochen, die auf jeden Fall bedenkenswert sind. Das Klimamikado im Sinne von: "erstmal sollen sich die anderen bewegen". Mit dem Begriff "Bedingungskonstrukte" meine ich Einstellungsmuster, die Bedingungen für das je eigene Handeln setzen und in Konfliktsituationen zu einem großen Problem werden können. Als "ich kann ja nicht, weil..." oder "erst wenn die anderen..., können wir..." zeigen sich Auffassungen, die nicht nur die eigenen Handlungsmöglichkeiten beschränken, sondern auch Blockadeoptionen überhaupt erst eröffnen. Was dabei herauskommt, sind Machtspiele - aber kein konstruktives Klima. Denn (sozialpsychologische Binsenweisheit namens Reaktanz) wer sich in seiner Freiheit eingeschränkt sieht, bemüht sich darum, sie wieder zu gewinnen. Das ganze geschieht wohlgemerkt in einer Runde von Leuten, die daran gewöhnt sind, "das Sagen" zu haben...

Man kann die ganze Geschichte auch anders sehen: wir haben ein gemeinsames Problem, das die ganze Welt betrifft und beraten zunächst einmal darüber, was möglich ist. Alle können davon berichten, was sie bisher getan haben und noch tun können. Die Versuche einer gemeinsamen Normbildung, die Definition von Ansprüchen, die vielleicht überhaupt nicht erfüllt werden können (aus politischen, wirtschaftlichen, finanziellen Gründen - oder auch deshalb, weil die notwendigen Technologien einfach noch nicht ausgereift oder gar nicht vorhanden sind) - das erzeugt Spannung, Widerstand, Unmut. Gefühle von Überforderung, Einengung, Unterlegensein, Druck, mehr tun zu sollen als möglich ist.

Der zweite Punkt betrifft die Frage, ob ein solcher Riesengipfel überhaupt in der Lage ist, Probleme zu lösen. Wenn ich davon ausgehe, dass die Problematik unterschiedliche Ebenen hat, wage ich zu bezweifeln, dass Politiker auf allen Ebenen einen wirklichen Durchblick haben können. Vielleicht müssen die Klimaforscher ihre wissenschaftsinternen Probleme zuerst unter sich lösen - und darüber nachdenken, wie sie in der Öffentlichkeit auftreten, sich den Klimaskeptikern gegenüber verständlich machen können. Die technischen Probleme... müssen vielleicht die Techniker zuerst unter sich klären. Und so weiter. Vieles spricht für kleinere Gruppen, die Detailprobleme bearbeiten - und über das Internet genügend Möglichkeiten haben, sich kontinuierlich weltweit auszutauschen.

Gerade jetzt, nach dem Scheitern auf politischer Ebene, das man zwar beschönigen, aber nicht leugnen kann, wäre es das Schlimmste überhaupt, den Kopf in den Sand zu stecken.

Vielleicht wäre es auch besser gewesen, zwei getrennte Vereinbarungen anzustreben, nachdem der Graben zwischen Industrieländern und Entwicklungsländern sichtbar wurde? Umsonst war das Ganze sicher nicht - immerhin sind die Konfliktpunkte deutlich geworden. Zu viele, wie es scheint, um alle in dieser Zeit und in diesem Rahmen, der in Kopenhagen abgesteckt war, zu bearbeiten, geschweige denn wirklich lösen zu können. Gescheitert ist das Miteinander. Das globale Wir ist ein Langzeitprojekt.

Die eigentliche Klimakonferenz... hat gerade erst begonnen.
 



Naegeli mit Köpf: Innovationsinitiative in Zürich

Klimawandel - wo sind die Lösungen? Am 16. Dezember 2009, noch während sich in Kopenhagen einige Leute mehr damit beschäftigen, gegeneinander zu handeln als konstruktiv an Lösungen zu arbeiten, startet in Zürich eine Initiative gegen den Klimawandel, das "Klima-KIC". Klimaforschung, aber auch die Entwicklung klimaschonender Technologien stehen auf dem Programm. Wer mehr wissen will, findet nähere Informationen dazu in einem Artikel von Claudia Naegeli.





Klimakreativität statt Klimapolitik

Die Enttäuschung ist groß bei den Umweltschützern. Große Reden, eifrige Klimarhetorik, keine konkreten Verpflichtungen - eine Katastrophe für die ärmsten Länder. Jedenfalls, wenn man sich auf die Politik verlässt. Aber genau das wäre wohl ein großer Fehler.
Das Schlagwort 'Klimakreativität' geht in eine andere Richtung. Der Grundgedanke dabei ist die schlichte Frage, ob es denn damit getan wäre, dass auf politischer Ebene konkrete Zahlen beschlossen werden, wie weit die Treibhausgase reduziert werden sollen - Beschlüsse allein genügen nicht.

  • Klimakreativität braucht ein kreatives Klima. 
  • Wenn es um komplexe Probleme geht, ist die Gruppe dem Einzelnen überlegen.
  • Was mit dem Blick auf die Klimapolitik in den Hintergrund treten kann, aber nicht darf, ist der Blick auf Lösungsansätze.
 Die Frage ist, ob es sinnvoll ist, auf Beschlüsse zu warten, die auf internationaler Ebene irgendwann einmal getroffen werden... es muss schneller gehen. Führende Politiker haben deutlich gemacht, dass der Klimaschutz eben nicht ganz oben steht - sondern hinter nationalen und wirtschaftlichen Interessen zurücksteht. Grundgedanke dabei ist ein postulierter Widerspruch - Klimaschutz bedroht die Wirtschaft, steht der Entwicklung eines Landes im Weg, bringt Arbeitsplätze in Gefahr. Aber - stimmt das wirklich?

Fossile Brennstoffe als Problem, Verlagerung der Energiegewinnung auf Wind, Wasser und Sonne. Pläne dazu gibt es bereits.

Vielleicht ungewöhnlich und doch passend ist der Gedanke, dass wir hier ein krankes System vor uns haben -
kein Lebewesen auf der Erde wäre so bescheuert, die eigene Lebensgrundlage zu zerstören. Und das auch noch bei vollem Bewusstsein. DAS schafft nur der Mensch, getragen von der Illusion, sich aus der Umwelt vollständig herauslösen zu können. Die Natur kann sehr wohl ohne den Menschen existieren, aber der Mensch nicht ohne die Natur. Einfach, im Prinzip...

Lassen sich Denkmuster aus der systemischen Therapie auf diese Problemfelder anwenden?

Wenn es um Verhaltensänderungen, um Einstellungsänderungen, um Lösungen geht, kann lösungsorientiertes Denken kein Fehler sein. Zumindest als Denkanstoss hier also einige Fragen, die einer systemischen Sichtweise entsprungen sind:
  • Nehmen wir an, das Problem wäre gelöst, was wäre dann anders?
  • Woran werden wir erkennen, dass das Problem gelöst ist?
  • Ist das schon der 'Keller' - oder muss es noch schlimmer werden, bevor es besser werden kann?
  • Was würde sich ändern, wenn sich etwas ändert?
  • Was muss sich ändern, damit sich etwas ändern kann? 
Und noch einige Gedanken aus der systemischen Denkwelt...
Wenn etwas nicht funktioniert, versuche etwas anderes.
Tue das Einfachste von dem, was funktioniert.
Tue mehr von dem, was funktioniert.


Etwas schwerer verständlich....
Klimapolitik wird mit und ohne internationale Beschlüsse das Problem des Klimawandels lösen und nicht lösen. Wenn wir nicht lernen, mit dem Klimawandel zu leben, können wir ihn nicht begrenzen. Wenn wir den Klimawandel nicht begrenzen, können wir nicht mit ihm leben. Das Nachdenken über mögliche Klimakatastrophen kann dem Nachdenken über Lösungen im Wege stehen. Das Nachdenken über den Klimawandel kann nur erfolgreich sein, wenn es mit einem Wandel des Klimadenkens verbunden ist.

Irgendwo zwischen Passivität und Klimahysterie findet sich in einer konkreten, pragmatischen Perspektive ein Weg, eine bessere Zukunft zu ermöglichen als jene, die von den düsteren Prognosen der Klimaforscher skizziert wird. Lösungen kann man oben entwickeln und nach unten transportieren... oder unten entwickeln und nach oben transportieren.

Die Weltgemeinschaft ist zerstritten. Und verschwendet Energie im Konflikt. Aber während andere sich streiten, gibt es irgendwo auf der Welt Menschen, die über Lösungen nachdenken. Still und leise vielleicht. Und dann wird es darauf ankommen, zu sammeln und zu bündeln, was tauglich ist. Zusammen passt. Realisiert werden kann.



Freitag, 18. Dezember 2009

Auf dem Weg zum 2-Grad-Ziel

Minimalkonsens gegen Ende des Klimagipfels... ein großer Fortschritt, auch wenn Barack Obama auf der Pressekonferenz sagte, die USA würden sich zu gar nichts verpflichten ('the US will not be bound legally by anything')... Also: rasant unterwegs zum 2-Grad-Ziel!


Message to China - Thunder Drums

If you are intelligent enough to develop new technologies, if you can do something to reduce greenhouse gases, if your country can develop to a nation which is aware of what is happening all over the globe - then there is no reason to hide or be afraid of other countries looking on what you are doing. If you can make progress, be proud of it, tell and show what you can reach!


AC/DC: Highway To Hell

Da wird noch getüftelt und verhandelt... trotz allem: die Klimakonferenz war eine Enttäuschung. Der amerikanische Kongress bindet dem Präsidenten die Hände, Wirtschaftsbosse sorgen dafür, dass auch weiter kräftig (ein-)geheizt wird. Na, dazu passt wohl eine etwas härtere Linie... Highway To Hell. Denn 2 Grad sind nicht genug...



Globale Intelligenz

Globale Intelligenz, die Fähigkeit, globale Konsequenzen des je eigenen Handelns vorherzusehen und zu berücksichtigen... Nicht weit genug entwickelt bei Politikern, um globale Kooperation wirklich möglich zu machen. Eine solche Aktion gelingt eben nur in Hollywoodfilmen.
Wie etwa im "Independence Day", 1996.
Hier die Ansprache des Filmpräsidenten zum Independence Day...



Im Rückblick wird es tausend Gründe geben, warum die prinzipiell vermeidbaren Katastrophen leider nicht zu verhindern waren. Die nächsten Generationen werden voller Zorn und Verzweiflung zurückblicken.
Auf eine unfähige internationale Gemeinschaft, die nicht verstehen konnte, worum es geht.

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